Bei Wohltätigkeitsveranstaltungen mit prominenter Unterstützung sollte man darauf achten, wen man sich mit ins Boot holt. Vor allen Dingen bei Fußballern, im speziellen latent wahnsinnigen Torhütern. Legendär ist die Geschichte vom jungen Oliver Kahn, der, noch im Dress des Karlsruher SC, bei einer eben solchen Veranstaltung zum Elfmeterduell mit Halbstarken antreten sollte. Jeder erfolgreiche Elfer sollte 100 DM einbringen, Kahn war’s wurscht, und er parierte unter bebenden Blicken der Zuschauer jeden einzelnen Strafstoß.
Die Initiatoren von „Anpfiff gegen AIDS“ haben da durchaus weitsichtiger gewählt, obwohl bei ihrem Traditionsmannschaften-Turnier im Landshuter Hammerbachstadion am 29. Juli ebenfalls ein Keeper auftauchen wird, der, sagen wir mal, auch nicht unbedingt jeden Morgen mit Peter Lustig duschen geht: FCK-Hero Gerry Ehrmann. Der Autor dieses Textes sah den wandelnden Kleiderschrank einst beim Training seiner Mannschaft im beschaulichen Marburg und staunte nicht schlecht, als Ehrmann beim üblichen Vier gegen Eins einen schnöseligen Nachwuchsspieler nach dem anderen umharkte und nach jeder gelungen Flugrätsche noch mit röhrender Stimme von „Schlaffis“ und „Damen-Hockey“ schwadronierte.
Doch Ehrmann ist dabei, ebenso wie Jürgen Kohler, Olaf Marschall und Demir Hotic und weitere Bundesligaveteranen. Es gilt Geld einzuspielen für die Kampagne „Anpfiff gegen AIDS“, die bereits Ende Juni im Rahmen des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses in Frankfurt zu einem bunten Straßenkick geladen hatte und dort insgesamt 2248 Euro erkickte.
Fußball als Modem für wohltätige Initiativen, das war schon oft erfolgreich, doch selten gab es plausiblere Erklärungen, als die von Michael Bohl von der Frankfurter AIDS-Hilfe: „Gerade in einem Umfeld, in dem ausschließlich Männer aufeinander treffen, werden mögliche homosexuelle Konnationen vermieden. Beim Fußball ist es nicht gestattet, sich die Shirts beim Torjubel vom Körper zu reißen, es ist höchste Zeit, dass sich der Fußball auch Themen wie Homosexualität und HIV/AIDS stellt und seine Popularität sinnvoll nutzt.“
Wer beim Traditionsmannschaften-Turnier in Landshut dabei sein will, um Gerry Ehrmann bei kernigen Sprüchen, Jürgen Kohler bei eingesprungenen Kehlkopfattacken oder einfach nur der guten Sache zu dienen, kann am 29. Juli von 10 – 18 Uhr im Hammerbachstadion in der Sandner Straße auftauchen.
Eintrittskarten gibt es für fünf Euro, Kinder haben freien Eintritt. Aus den Erlösen wird das AIDS-Hilfsprojekt HOPE in Südafrika unterstützt.
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Mehr Infos zur Kampagne „Anpfiff gegen AIDS“ www.anpfiffgegenaids.de