Das Viertelfinal-Aus von Juventus Turin zerstört nicht nur Cristiano Ronaldos Traum vom sechsten Champions League Titel, sondern auch seinen Nimbus vom Unbesiegbaren.
Carlo Ancelotti wird sich im Moment des Abpfiffs ein Glas teuren Rotwein eingeschenkt haben. Erst vor Kurzem ließ der Napoli-Coach ungewohnte Einblicke in sein Seelenleben zu, als er sagte: „Denke ich an Juventus, verfalle ich in Depressionen.“
Zu übermächtig erschienen dem Trainerfürsten die sportlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten des Liga-Konkurrenten aus Turin. Und wer die positive Grundeinstellung des Lebensmanns kennt, der ahnt, wie erdrückend die Dominanz von Juventus in der Serie A für Fußballfachleute wie ihn sein muss.
Seit gestern Abend kurz nach 22.30 Uhr steht fest: Es lohnt sich nicht, dauerhaft in Agonie zu verfallen. Weder Rekordinvestitionen, noch der 20-Punkte-Vorsprung in der Liga verhinderten, dass die „alte Dame“ mit einer 1:2‑Heimniederlage aus der Königsklasse ausschied. Gegen Ajax Amsterdam. The New Kid on The Block. Einen vermeintlich schlagbaren Gegner.
Ein Garant für die unumschränkte Hegemonie
Trotz eines frühen 1:0‑Führungstreffers von Cristiano Ronaldo, des Spielers also, der seit Sommer im italienischen Fußball einen neuen Boom ausgelöst hat. Die Zuschauerzahlen in der Serie A sind seit seiner Ankunft im Schnitt um zehn Prozent gestiegen, auch Juve hat in der laufenden Spielzeit etwa zehn Prozent Tickets mehr verkauft. Die 112 Millionen Euro Ablöse für den Übermenschen aus Madeira zahlen sich auf allen Ebenen aus.
Turin steht kurz vor seiner achten Meisterschaft in Serie. Ronaldos Ex-Verein Real Madrid hingegen konnte den Abgang des Stars nicht kompensieren, schied als Titelverteidiger in der Königsklasse vorzeitig aus und hinkt in der Meisterschaft abgeschlagen hinterher. Ronaldo war offenbar Willens, mit den Italienern sein persönliches halbes Dutzend Königklassen-Titel vollzumachen. Bis März spielte er in der Liga fast ohne Pause durch, machte in 26 Spielen 19 Treffer, vielleicht nicht ganz die Top-Quote früherer Zeiten, aber doch war er ein Garant für die unumschränkte Hegemonie seines Klubs in der Serie A.