Kamerun hat einen neuen Nationaltrainer. Weil der Staatspräsident es so angeordnet hat. Rigobert Song soll sein Heimatland nun zur WM führen. Und muss hoffen, dass die FIFA nicht dazwischen funkt.
Kameruns Clinton N’Jie musste treffen – doch der Ball flog am rechten Pfosten vorbei. Ägyptens Keeper Gabaski ballte die Fäuste und versank in der Jubeltraube seiner Mannschaftskameraden, Kamerun dagegen war ausgeschieden. Im eigenen Land, beim Heim-Afrika-Cup, wollten die „Unzähmbaren Löwen“ nach 2017 endlich wieder Kontinentalsieger werden. Doch nun war der Traum ausgeträumt. Und jetzt, rund einen Monat später, gibt es Konsequenzen im kamerunischen Fußballverband. Toni Conceicao ist nicht länger Nationaltrainer. „Auf sehr hohe Anweisungen des Staatspräsidenten Paul Biya“, wie aus der Mitteilung des Verbandes und des Sportministeriums hervorgeht.
Der neue Nationaltrainer ist Rigobert Song. Eine Legende des Fußballs in Afrika und speziell in Kamerun. 2000 und 2002 gewann der ehemalige Kölner mit seinem Heimatland den Afrika-Cup. 137 Mal lief er für die Nationalmannschaft auf, er ist damit der Rekordspieler seines Landes. Kurz nachdem die Mitteilung am Montagabend bekannt wurde, machte ein Video von Song in den Sozialen Medien die Runde. Es zeigt den 45-Jährigen, wie er auf der Terrasse eines Hauses tanzt und feiert. Eine Frau ruft: „Der neue Nationaltrainer!“. Generell ist die Freude in Kamerun groß über den Trainerwechsel. Bleibt nur zu hoffen, dass die FIFA nicht noch den Partycrasher spielt.
Die Freude in Kamerun ist auch deshalb so groß, weil die Beförderung von Song – der zuvor die U23 Kameruns trainierte – eine bereits länger währende Entwicklung im afrikanischen Fußball weiter vorantreibt. Beim diesjährigen Afrika-Cup wurden 15 der 24 teilnehmenden Länder von einheimischen Coaches trainiert. So beispielsweise der Gewinner aus dem Senegal von Aliou Cissé oder das Überraschungsteam aus Burkina Faso unter der Leitung von Kamou Malo. Der sagte nach dem Halbfinalaus gegen den Senegal über sein Gegenüber: „Cissé kämpft einen Kampf, mit dem ich mich identifizieren kann. Die afrikanischen Offiziellen müssen lokalen Trainern vertrauen.“
Das tut nun also auch Kamerun. Mit Samuel Eto’o an der Spitze des Verbands und Rigobert Song auf der Bank. „Dieses Trikot hat mir alles gegeben“, schreibt Song am Dienstag auf Twitter. „Ich fühle mich geehrt, die „Unzähmbaren Löwen“ anführen zu dürfen. Und neben diesem Privileg und der Freude darüber weiß ich sehr genau, welche Verantwortung mir zu Teil wird.“ Abschließend bedankte er sich beim Fußballverband und der kamerunischen Regierung.
Seit 1982 ist Paul Biya der Präsident des westafrikanischen Landes. Nach dem 89-Jährigen ist auch das Stadion in Olembé im Nordwesten der Landeshauptstadt Yaoundé benannt. Insgesamt acht Spiele des Afrika-Cups wurden dort im Januar und Februar ausgetragen. Darunter das Eröffnungsspiel und das Finale. Und leider auch das Achtelfinalspiel zwischen Kamerun und den Komoren am 24. Januar, bei dem es vor dem Stadion zu einer Massenpanik kam. Acht Menschen verloren dabeiihr Leben. Sport, und speziell der Fußball, ist ein wichtiges Mittel für den Machthaber. So nun auch bei der Frage des Nationaltrainers.