Völlig gleich wie sehr Bayer Leverkusen strauchelt, Linksverteidiger Wendell läuft die Linie entlang. Dabei hat der Brasilianer ein schweres Erbe angetreten.
Und seitdem läuft Wendell die Linie lang. Im System von Roger Schmidt, der im Idealfall das intensivste Pressing der Liga spielen lässt, benötigt es schnelle, ballsichere Außenverteidiger. Mit dem Brasilianer auf der linken und Benjamin Henrichs auf der rechten Seite ist Leverkusen auf der sonst personell so schwierigen Position der Außenverteidiger außergewöhnlich besetzt.
Das weiß auch Schmidt und ließ Wendell seit dem 26. September 2015 in keinem Bundesligaspiel außen vor (abgesehen von bedingten Ausfällen bei Gelbsperren und Verletzungen). Wendell spielt also immer. Und Wendell spielt meistens gut. Das schnelle Umschaltspiel wird in Leverkusen gepflegt, dabei kombinieren Wendell und Julian Brandt ab und an sensationell. Eine bedingungslose Offensividee, die aber oft Räume im Rücken der Verteidiger schafft – und den Brasilianer in der Einzelkritik schlecht wegkommen lässt.
Ausbootung via Internet
Der 23-Jährige verlebte keinen guten Saisonstart. Im Sommer erfuhr er aus dem Internet, dass die brasilianische Olympiaauswahl in Rio ohne ihn auflaufen würde. Kurz vor dem Saisonende hatte er sich am Syndesmoseband verletzt, im Oktober setzte es die erste Schelte. „Es ist sicherlich noch nicht seine Saison. Das muss man einfach so sagen“, sagte der Coach öffentlich, um ihn kurz darauf durch Lars Bender zu ersetzen. Ein Experiment, das nach einer Dreiviertelstunde abgebrochen wurde.
Während Fans und Medien den Trainer seit Wochen anzählen, ist Wendell die menschgewordene Spielidee von Roger Schmidt. Mutig nach vorne, viele Dribblings, Vollgasfußball. Wer ist dazu besser geeignet als ein Brasilianer?