Am Freitag kehrt der legendäre Werner Hansch ans Mikrofon zurück. Unser Autor hat mit ihm an seiner Autobiografie gearbeitet – und erinnert sich vor allem an einen berührenden Moment.
Lange hatte man nichts mehr gehört von Werner Hansch, dem inzwischen 81-jährigen Reporter, mit dessen markanter Stimme zwei Generationen von deutschen Fußballfans aufgewachsen sind. Dann machte er innerhalb von nur sieben Tagen gleich mehrfach Schlagzeilen. Nicht alle waren schön.
Zuerst sickerte Mitte der vergangenen Woche durch, dass Hansch bei DAZN ein Comeback geben würde, wie vor ihm schon Manfred Breuckmann und Fritz von Thurn und Taxis. Am Freitag ist Hansch zum ersten Mal seit dreizehn Jahren wieder am Mikrofon, um ein Bundesligaspiel zu kommentieren, Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt. Er assistiert, wie es in der Meldung hieß, DAZN-Mitarbeiter Daniel Günther.
Als ich das las, war ich sehr erfreut. Nicht so sehr wegen der Tatsache, dass Hansch wieder ein Spiel kommentiert. Als normaler Zuhörer hatte ich früher immer ein höchst ambivalentes Verhältnis zu seinem sehr blumigen Stil, auch weil ich den Hintergrund dieser Sprachbilder noch nicht kannte. Nein, was mich freute, war die Person des DAZN-Mannes. Als Sat.1 1992 die Rechte an der Bundesliga bekam, wurde Hansch Redaktionsleiter des „ran“-Büros in Dortmund und baute dort sein Team auf. Unter anderem lockte er einen jungen Nachwuchsreporter vom SWR weg – eben Daniel Günther.
Dieses nette Detail wurde allerdings nicht erwähnt, als die Nachricht von Hanschs Comeback die Runde machte, weil es kaum jemandem bekannt ist. Wie kommt es also, dass ich davon weiß? Nun, weil ich so einiges weiß über Werner Hansch. Wir haben an vielen, vielen Tagen viele, viele Stunden in einem Café in der Dortmunder Innenstadt zugebracht und über sein Leben geredet. Das heißt, er hat geredet. Ich habe aufgenommen und das Ganze später abgeschrieben.
Vielleicht ist der eine oder andere Leser an dieser Stelle überrascht, dass ich an der Autobiografie eines bekannten Reporters gearbeitet habe, dessen Reportagestil mir gar nicht zusagte. Nun, das liegt daran, dass ich mich für dieses Projekt nicht wegen der Dinge interessierte, die alle Welt mit Hansch verbindet. Nicht „Startnummer eins: Norbert Nigbur“ oder „Ein geiles Tor“. Nicht das Knöchelverzeichnis, die Schamhaaresbreite oder die Chinesen, die gar nicht mitspielen. Nein, all das war bloß Schnulli-Bulli. Was mich interessierte, war Hanschs Familiengeschichte.
Die Idee zur Autobiografie entstand im Mai 2013, als Hansch vor dem Finale in der Champions League zwischen Bayern und Dortmund einen Fernsehtermin mit dem renommierten Autor Dietrich Schulze-Marmeling hatte. Schulze-Marmeling war wohl eingeladen worden, weil er Bücher über beide Klubs geschrieben hat. Er hat aber auch sehr viel über die Zeit des Nationalsozialismus publiziert, und darüber kamen die beiden Männer nun auf der Rückfahrt von der Sendung ins Gespräch. Es stellte sich nämlich heraus, dass der damals fast 75-jährige Werner Hansch noch immer auf der Suche war. Auf der Suche nach seinem Vater.