WM-Jahre seien Müller-Jahre, hieß es bisher. Aktuell sucht der Torjäger allerdings seine Form und die abhandengekommene Leichtigkeit.
Irgendwann verliert Thomas Müller den Faden. Und das will was heißen. Der 28 Jahre alte Nationalspieler ist so etwas wie der kommunikative Strippenzieher des deutschen Teams. Der Vizekapitän ist eine regelrechte Kommunikationsbestie – im besten Sinne, versteht sich. Er kriegt so gut wie alles mit, spitzt gerne seine Ohren, wie er sagt. Er mischt sich ein, bringt alle zum Lachen und treibt mit seinem „Ein-Sätzchen-geht-immer-noch“ auch manchen davon. Sein Mundwerk stehe nicht mal im Schlaf still, wie es ein Mitspieler mal vermutet hat, dessen Name nichts zur Sache tut. „Wir müssen eine Mischung aus Geduld und Zielstrebigkeit finden“, spricht Müller also, das wäre für das Schwedenspiel so etwas wie der „Goldene Kelch“.
Heitere Irritiertheit herrscht unter der Zuhörerschar, Müllers Augen wandern durch die Reihen der Reporter. „Stimmt nicht, was“, sagt Müller vermutend in die Runde, also das Bildnis vom Goldenen Kelch. Vermutlich meint der Gute so etwas wie den Schlüssel zum Sieg. Aber das schiefe Bildnis hört sich ungleich schöner an, und irgendwie trifft es die Sache ja auch. Wenn die deutsche Mannschaft, der Titelverteidiger, überhaupt noch irgendetwas mit der Vergabe des goldenen WM-Pokals zu tun haben möchte, dann muss sie schleunigst in die Puschen kommen. Oder wie Oliver Bierhoff sagt: „Wir haben ja die Fähigkeiten, wir müssen sie wieder ordnen und abrufen.“
„Wenn man verliert, können tausend Sachen falsch sein“
Der Manager der Nationalmannschaft hält die schwere Kritik, die nach der Auftaktniederlage gegen Mexiko über die Mannschaft hereingebrochen ist, in wesentlichen Teilen für „gerechtfertigt“. Auch Müller meint, das Team habe genügend „Angriffsfläche geboten“, doch erbat er sich, „dabei weniger ins Persönliche“ zu gehen. „Wenn man verliert, können tausend Sachen falsch sein“, da seien die Spieler selbstkritisch genug, sagt er.
Gerade auch Müller hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Sein 92. Länderspiel für Deutschland war vermutlich sein schwächstes. „Ich weiß, aber wir müssen nach vorn blicken und beide Spiele gewinnen.“ Das ginge aber nicht, „wenn wir uns gegenseitig auffressen“ und nur noch nach Fehlern suchen. „Wir wollen nix mehr als den Erfolg.“