Lionel Messi, Neymar, James Rodriguez oder Alexis Sanchez: Die Copa America ist besetzt mit Hochkarätern. Auf welche Spieler müssen wir noch achten?
Roberto Firmino (23), TSG Hoffenheim, Brasilien
Der Noch-Hoffenheimer Roberto Firmino steht vor seinem ersten großen Turnier mit der Selecao. Nach einer weiteren guten Bundesligasaison mit sieben Toren und zehn Vorlagen wird er schon mit dem FC Bayern und Manchester City in Verbindung gebracht. Trainer Carlos Dunga ist überzeugt, dass Firmino auch bei der Copa America eine prägende Rolle spielen kann: „Er hat den Torriecher, positioniert sich gut.“ In bislang fünf Länderspielen erzielte Firmino schon zwei Tore. Auch wenn er im letzten Testspiel gegen Mexiko erst einmal von der Bank kam, ist mit ihm zu rechnen.
Gary Medel (27), Inter Mailand, Chile
Gary Medel möchte man nachts nicht auf der Straße begegnen. Ausgestattet mit einen tätowierten Stiernacken und naturbelassener Kastenfrisur, spielt er so kompromisslos im defensiven Mittelfeld, dass vermutlich selbst Arturo Vidal froh ist, in derselben Mannschaft zu spielen. Mit 27 Jahren hat Medel schon 73 Länderspiele absolviert. Auch neben dem Platz besitzt der Mann reichlich Lebenserfahrung: Mehrere Verhaftungen wegen Schlägereien, Fahren unter Alkoholeinfluss und Morddrohungen gegen einen anderen Verkehrsteilnehmer stehen in Medels Akte. Seine Gegenspieler können sich in Chile also auf einen zuvorkommenden Gastgeber freuen.
Jose Maria Gimenez (20), Atletico Madrid, Uruguay
Jose Maria Gimenez hat sich in jungen Jahren zu einem exzellenten Innenverteidiger entwickelt. Gegen Ende der Saison nominierte ihn Atletico-Trainer Diego Simone immer häufiger für die Startformation. Gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen Diego Godin soll er die oftmals wacklige uruguayische Abwehr stärken. WM-Erfahrung besitzt er ebenfalls: 2014 stand er als jüngstes uruguayisches Kadermitglied in drei Partien auf dem Platz. Jetzt ist er bereit für den nächsten Schritt: „Die Copa America kenne ich nur aus dem Fernsehen. Gut, dass sich das jetzt ändert.“
Javier Pastore (25), Paris Saint-Germain, Argentinien
Kein Unbekannter, klar. Doch Javier Pastore hat schon seit einigen Jahren mit den höchsten Erwartungen zu kämpfen. Bis vor einem Jahr schien es so, als könne er dem Druck nicht standhalten. Für die WM 2014 wurde Pastore gar nicht erst nominiert. Nach einer fulminanten Saison mit Paris Saint-Germain, in der er mit 13 Vorlagen herausragte, sieht das anders aus. Der argentinischen Nationalmannschaft fehlt trotz des topbesetzen Sturms seit Jahren ein spielentscheidender offensiver Mittelfeldspieler vom Format eines Juan Roman Riquelme. „Dieser Junge macht Dinge, die nicht logisch erklärbar sind“, sagt sein Pariser Trainer Laurent Blanc über ihn. Klingt zumindest ein bisschen nach Riquelme. Die Copa America könnte für Pastore daher die große Chance sein, sich auch auf Nationalmannschaftsniveau endlich zu beweisen.
Philippe Coutinho (22), FC Liverpool, Brasilien
Als im Juli 2014 Brasilien im eigenen Land gegen Deutschland schmachvoll ausschied, wird Philippe Coutinho irgendwo in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro die Fäuste geballt haben. Jahrelang hatte der offensive Mittelfeldspieler sich durch Brasiliens Jugendnationalmannschaften gedribbelt, aber für die WM-Nominierung reichte es nicht. Im Vorfeld der Copa America hingegen zählt er zu den Startelf-Kandidaten von Trainer Carlos Dunga. Auf eine starke Saison beim FC Liverpool folgte die Wahl ins All-Star-Team der Premier League und eine Würdigung Ronaldinhos: „Er war für mich einer der besten Mittelfeldspieler in Europa.“ Dass Coutinhos Konkurrent Oscar bei diesem Turnier fehlen wird und er zu Neymars Kumpels gehört, sollte sich ebenfalls nicht nachteilig für ihn auswirken.
Nicolas Otamendi (27), FC Valencia, Argentinien
Der Mann mit dem markanten Bart war in der abgelaufenen Saison einer der prägenden Abwehrspieler in Spaniens Primera Division. Dabei fiel er nicht nur durch seine Zweikampfstärke, sondern auch durch seine Torgefährlichkeit auf. Sechs Tore erzielte er und trug so maßgeblich zu Valencias viertem Platz bei. Jetzt wurden noch größere Vereine wie Manchester United auf ihn aufmerksam. Dabei ist Otamendi kein Unbekannter. Schon bei der WM 2010 stand er im argentinischen Kader und unter anderem bei der 0:4‑Niederlage im Viertelfinale gegen Deutschland auf dem Feld. Danach wurde es ruhiger um ihn und er verpasste die WM 2014. Für den neuen Trainer „Tata“ Martino hingegen ist Otamendi fester Bestandteil der Stammformation.
Jefferson Montero (25), Swansea City, Ecuador
Jefferson Montero ist so ziemlich Ecuadors einzige Hoffnung bei der diesjährigen Copa America. Der WM-Teilnehmer von 2014 dürfte in der Gruppe mit Gastgeber Chile, Mexiko und Bolivien allenfalls Außenseiterchancen haben. Offensiv fehlte dem Team schon vergangenes Jahr in Brasilien die Durchschlagskraft. Der flinke Außenstürmer Montero hat eine starke Saison bei Swansea City hinter sich und ist in herausragender Form. Im Vorbereitungsspiel gegen Panama glänzte er mit einem Tor und einer Vorlage.
Salomon Rondon (25), Zenit St. Petersburg, Venezuela
Salomon Rondon aus Caracas ist hart im Nehmen. Die Bewegungen des Sturmtanks wirken zwar immer etwas hölzern, aber er weiß sich durchzusetzen. Mit Zenit St. Petersburg gewann er in diesem Jahr die russische Meisterschaft und steuerte in 26 Spielen 13 Tore bei. Auch international hat Rondon schon einiges erlebt. Bei der letzten Copa America gehörte er schon zum venezolanischen Team, das damals sensationell ins Halbfinale einzog. Trotz der schwierigen Gruppe mit Kolumbien, Brasilien und Peru ist Rondon sich sicher, den Coup von 2011 wiederholen zu können: „Wer uns kennt, weiß, dass wir bis zum Ende kämpfen und niemals aufgeben werden.“ Überzeugend.
Carlos Bacca (28), FC Sevilla, Kolumbien
Zu schade, dass Carlos Bacca nicht 20 Jahre früher aktiv war. Hätte er seinen Verein mit zwei Toren im Finale zum UEFA-Cup-Sieg geführt, er wäre europaweit ein Held gewesen. So waren es eben „nur“ zwei Tore im Finale der Europa League. Bacca hat auch in der Primera Division eine bemerkenswerte Saison gespielt: 28 Tore in allen Wettbewerben sprechen für sich. Das ist mehr als seine Sturmkonkurrenten James Rodriguez und Radamel Falcao vergangene Saison zusammen zustande gebracht haben. Wenn Bacca seine Form in die Copa America hinüberrettet, wird Trainer Jose Pekermann ihn nicht übergehen können.
Claudio Pizarro (36), FC Bayern, Peru
Unser Geheimtipp. Claudio Pizarro hat es die ganze Saison etwas ruhiger angehen lassen und immer wieder mit Alterswehwehchen zu kämpfen gehabt. Auf der Bayernbank, eingekuschelt in eine rote Samtdecke, hatte er aber genügend Zeit, sich mental auf sein letztes großes Turnier vorzubereiten. Denn auch wenn Pizarro im Ensemble des FC Bayern keine Zukunft mehr hat, ist er in seinem Heimatland Peru wieder einmal der große Hoffnungsträger. „Wir können das Ding gewinnen“, sagte er kürzlich in seiner schlitzohrigen „Mia San Mia“-Mentalität. Dem Mann traut man alles zu.