Am Ende konnte Arjen Robben diesem kühlen Novemberabend trotz allem ein paar positive Dinge abgewinnen. Zum einen hatte er selbst wieder mal auf dem Platz gestanden, was für Robben ja immer sehr wichtig ist, dazu überstand er die 71 Minuten seines Comeback-Versuchs im Eisschrank Allianz-Arena verletzungsfrei und das Ergebnis des Spitzenspiels, so blöd es für den FC Bayern auch gelaufen war, würde immerhin dafür sorgen, dass es in der Tabelle spannend bleibe.
Und genau das, diktierte der Niederländer den wieder aufgetauten Journalisten in der Mixed-Zone in die Blöcke, schätze er an der Bundesliga so sehr. „In der Bundesliga bleibt es immer spannend.“ Sein Teamkollege Philipp Lahm tat da sich schon etwas schwerer, die dritte Niederlage in Folge gegen den BVB zu akzeptieren. „Dass wir in so einem Spiel nicht in Topform sind, das ist schon sehr schade“, fand der Bayern-Kapitän.
In der Tat wirkten die Bayern-Spieler in dieser Partie, in der sie den womöglich härtesten Gegner im Kampf um die Meisterschaft auf Abstand hätten halten können, eigenartig uninspiriert. Mario Gomez fand nicht statt, Franck Ribéry konnte keines seiner gefürchteten Tempodribblings ansetzen, Robben war zwar dabei, aber (noch) nicht mittendrin, und selbst den unter der Woche bei der Nationalmannschaft so hochgelobten Kroos und Müller waren tatsächlich für einmal die Ideen ausgegangen. Ihr Trainer hatte eine Idee, aber die falsche. Jupp Heynckes beorderte Müller von der rechten Seite in die Mitte und Kroos von der Offensive in Defensive. Das alles, um einen Arjen Robben, der noch Zeit braucht, in die Anfangsformation einzubauen.
Die Bayern „auf Augenhöhe herunterziehen“
Heynckes hatte wohl vor dem Spiel schon so eine Vorahnung. „Ich habe im Training einige Beobachtungen gemacht, die mir nicht so gefielen“, verriet der Bayern-Trainer nach der Partie. Sprich seine Spieler waren nicht ganz so bei der Sache, wie man das vor einem Spitzenspiel eigentlich erwarten sollte.
Ganz anders das BVB-Ensemble. Jürgen Klopp sprach vor der für die Gäste so wichtigen Partie den schönen Satz, man wolle die Bayern im direkten Aufeinandertreffen „auf Augenhöhe herunterziehen“. Und der BVB-Trainer schien auch einen Plan dafür zu haben. Dass der so gut aufging, hatte Klopp aber offenbar selbst nicht gedacht. „Wir haben überraschend wenig zugelassen“, wunderte er sich nach dem Schlusspfiff ein wenig und lobte seine Mannschaft für „das überragende Spiel gegen Ball“.
„Ein typisches 0:0‑Spiel“
Klopps Team wirkte tatsächlich wie ein bestens organisierter, überaus emsiger Bienenschwarm, der das Spiel des Gegners – bis auf die Schlussphase – weit vom eigenen Strafraum fern hielt und in der Mittelfeld-Zone so eng machte, dass die sonst auf Kurzpass-Spiel spezialisierten Van-Gaal-Schüler irgendwann frustriert die Bälle hoch und weit Richtung BVB-Tor droschen. Und das wiederum bereitet Felipe Santana, dem starken Subotic-Ersatz, und Mats Hummels sichtlich Freude.
Mag Bayern-Trainer Jupp Heyneckes „ein typisches 0:0‑Spiel“ gesehen haben, am Ende war es doch ein verdienter Sieg der Dortmunder. Klopps Team hatte einen sehr hohen Aufwand betrieben, war mehr gelaufen – zehn Kilometer mehr als der Gegner – und hatte auch die besseren Chancen. Und die Dortmunder haben einen Mario Götze in ihren Reihen, der nicht immer, aber einfach verdammt oft gedankenschneller ist als seine Gegenspieler.
Dortmunder Publikum hatte Stimmungshoheit
Als in der 65. Minute zuerst der Ball von seiner Schulter nach oben spickte und Jerome Boateng komplett die Orientierung verlor, hatte Instinktfußballer Götze die Kugel schon wieder im Blickfeld seiner Facettenaugen, während der arme Boateng wie ein schwer getroffener Boxer zu Boden sackte.
Das Dortmunder Publikum hatte sich die Führung ebenfalls verdient, weil es bereits beim Anpfiff die Stimmungshoheit in der Allianz-Arena erobert hatte und nicht mehr abgab – ein wahrlich ein schlimmer Abend für den Bayern-Anhang, mag auch Arjen Robben das alles ein bisschen gelassener sehen.