Bene­dikt Pli­quett, müssen Sie Hei­lig­abend Aus­reiß vor Ihrer Familie nehmen?
Nein, nein, ganz im Gegen­teil. Ich finde Weih­nachten mit meiner Familie immer echt schön. Aber ich weiß, worauf Sie hin­aus­wollen. (lacht) Das Essen für die Bedürf­tigen beginnt um 12 Uhr und dauert unge­fähr zwei Stunden. Da ver­passe ich ja zu Hause nichts. Den Baum schmückt seit jeher mein Vater.
 
Die Spei­sung der Armen geht jetzt ins dritte Jahr. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Ich habe mit meinem Freund Bodo Kottke vor einiger Zeit die Pli­quett­Kottke Cha­rity“ gegründet. Wir haben zunächst ein Hal­len­tur­nier ver­an­staltet, wollten dann aber noch mehr machen. Mit Frank Blin, der in Ham­burg zwei Hof­bräu­häuser betreibt, haben wir dann die Idee mit dem Essen für Bedürf­tige in die Tat umge­setzt.
 
Was gibt es zum Fest denn zu Essen?
Wir haben im ver­gan­genen Jahr Schwei­ne­braten mit Rot­kohl und Klößen aus­ge­teilt – knapp 200 Por­tionen. In diesem Jahr wollen wir noch mehr Men­schen errei­chen. Des­halb arbeiten wir mit der Arche“ zusammen. Außerdem möchten wir auch Fami­lien anspre­chen. Ganz am Anfang wollten wir nur Kinder ein­laden. Aber dann hätten wir die An- und Abfahrt orga­ni­sieren müssen. Wenn jetzt die Eltern dabei sind, fällt das weg. An einer Ham­burger Schule backe ich mit Kin­dern Kekse für die Ver­an­stal­tung. Außerdem sam­meln wir Mützen und Schals, die dann ver­teilt werden. Und in diesem Jahr können auch Mus­lime bei uns essen: Außer Schwei­ne­braten gibt es jetzt auch Gän­se­keulen. Wir stehen mit unserer Ver­an­stal­tung ja fast in Kon­kur­renz zu anderen. Da hören wir schon mal: Hei­lig­abend kann ich nicht, da bin ich schon bei Tim Mälzer ein­ge­laden.
 
Wissen Ihre Gäste denn alle, mit wem Sie es bei Ihnen zu tun haben?
Klar, es sind sehr viele Men­schen dabei, die mit dem FC St. Pauli sym­pa­thi­sieren. Mitt­ler­weile kenne ich den einen oder anderen auch schon per­sön­lich. Aber ich mache da natür­lich keinen Unter­schied. Bei uns bekommt auch ein HSV-Fan etwas zu essen. (lacht)
 
Der Pro­fit­or­hüter steht also mit der Schürze am Tresen, ver­teilt Essen an die Armen und geht von Tisch zu Tisch, um sich zu unter­halten?
Ja, genauso läuft das ab.
 
Der gemeine Fuß­ball-Profi inter­es­siert sich doch nur für schnelle Autos und teure Kla­motten!?
Natür­lich habe auch ich schon Luxus genossen, den der finan­zi­elle Back­ground ermög­licht. Aber ich fahre jetzt einen Kia und kann mich nicht erin­nern, wann ich das letzte Mal Geld für Klei­dung aus­ge­geben habe. Wäh­rend meines Zivil­dienstes auf St. Pauli habe ich viel Leid gesehen. Des­halb bin ich auch so froh, etwas zurück­geben zu können. Ein Dach über dem Kopf, ein voller Kühl­schrank, ein warmes Bett und Gesund­heit sind nichts Selbst­ver­ständ­li­ches.
 
Gibt es Über­le­gungen, ein ähn­li­ches Pro­jekt in Graz auf­zu­bauen?
Ich habe ver­schie­dene Orga­ni­sa­tionen ange­schrieben, aber keine Ant­wort bekommen. Ich gehöre zu den Grün­dungs­mit­glie­dern von Viva con Agua Öster­reich in Wien. Jetzt helfe ich dabei, auch in Graz einen Standort auf­zu­bauen.
 
Wie steht es denn um Ihre Zukunft in Graz? Trainer Franco Foda setzt nicht auf Sie und Ihr Ver­trag läuft im Sommer aus.
Die Ent­schei­dung von Franco Foda ist natür­lich sehr bitter für mich. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, der Trainer hat mich neu­lich auch öffent­lich gelobt. Aber Foda und mein Kon­kur­rent, Chris­tian Gratzei, sind nun mal 2011 zusammen Meister geworden. Ich fühle mich in Graz sehr wohl und bin sehr happy über den Erfolg des Teams. Zumal Rang zwei ja schon zur Cham­pions-League-Qua­li­fi­ka­tion reicht. Ich hoffe auf eine neue Chance zur Rück­runde.
 
Könnten Sie sich eine Rück­kehr zum FC St. Pauli vor­stellen?
Eine Rück­kehr wäre defi­nitiv ein Traum, egal in wel­cher Liga St. Pauli spielt. Pauli-Manager Rachid Azzouzi hat mir auch schon offe­riert, dass ich immer zurück­kommen kann. Wobei es da eher um einen Trai­nerjob bei den Junioren ging. Aber im Fuß­ball gibt es eine große Dynamik und ich habe hier in Graz gesehen, wozu ich im Stande bin. Und jede Mann­schaft braucht Typen, um Erfolg zu haben.