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Seite 2: Trikots von Dior

Der FC sti­li­sierte sich unter dem Mar­ke­ting experten Kremer zum piek­feinen Real Madrid des Wes­tens“. Wie fühlte es sich für Sie an, wenn Sie zum Aus­wärts­spiel nach, sagen wir, Braun­schweig fuhren?

Löhr: Die Umkleiden waren in Braun­schweig besser als anderswo, aber es war natür­lich nicht so kom­for­tabel wie am Geiß­bock­heim.

Thielen: Bau­lich waren wir schon die Nummer eins, aber es ging auch um die sport­liche Repu­ta­tion. Wir waren in Deutsch­land, gelinde gesagt, nicht sehr beliebt. Es hieß immer: ›Da kommen die Ein­ge­bil­deten.‹

Weber: Nur, weil du Stu­dent warst. (lacht)

Thielen: Uns eilte der Ruf voraus, dass wir hoch­näsig seien. Wir traten bei den Aus­wärts­spielen auch immer pico­bello auf. Klub­an­züge waren Pflicht. Franz Kremer ach­tete darauf, dass wir uns gut benahmen.

Ein­reiher oder Zwei­reiher?
Thielen: Graue Ein­reiher mit silber gesticktem ›1. FC Köln‹. Meinen habe ich immer noch im Schrank.

Auch eine Mar­ke­ting­idee von Kremer.
Thielen: Er hatte diesen fran­ko­philen Ein­schlag, den er sich wäh­rend seiner Zeit in Paris, wo er seine spä­tere Frau ken­nen­lernte, ange­eignet hatte. Er fuhr stets mit einem schi­cken Citroen-Cabriolet vor. Bei ihm spielten auch Dinge wie Tisch­ma­nieren eine Rolle.

Aber ein guter Fuß­baller ist ja nicht auto­ma­tisch jemand, der mit Messer und Gabel umgehen kann.
Weber: Wenn Kremer etwas auf­fiel, nahm er sich einen schon mal zur Seite.

Thielen: Er machte das ganz unauf­fällig, sagte Sachen wie: ›Wenn Ihr Kinn in der Suppe ist, dann sagen Sie mir Bescheid.‹ Wir durften auch das Messer nicht an der Gabel sau­ber­ma­chen. Dann sagte er: ›Wir sind hier nicht beim Sche­ren­schleifer.‹ Trotzdem hat er es hin­be­kommen, nie ober­leh­rer­haft zu wirken.

Löhr: Als ich zum FC kam, bin ich zu Kremer in die Franz­straße, da kam mir Hans Schäfer ent­gegen und der meinte: ›Na, du Eitorfer Bur, sieh zu, datt du den Ver­trag unter­schrievst.‹ Als wir uns einig waren, ging ich mit dem Mann­schafts­be­treuer Neu­bauer, Kre­mers aus­füh­rendem Organ, zum Schneider Leo Hanf. Dann wurde der Klub­anzug ange­passt; ich bekam zwei Hemden, Socken, einen Smo­king, einen Mantel und Schuhe.

Weber: Du hast einen Smo­king bekommen? Das ist ja ein dickes Ding.

Löhr: Ich war ja auch ein guter Spieler! Mit dem Smo­king gingen wir sogar zur Kar­ne­vals­sit­zung.

Woran merkten Sie, dass Sie außer­halb Kölns als arro­gant wahr­ge­nommen wurden?
Thielen: Es gab das Gerücht, wir hätten unsere Tri­kots bei Dior machen lassen. Dabei waren wir nur die Ersten in Deutsch­land, die ein dia­gonal gestreiftes Trikot trugen.

Löhr: Die Tri­kots kamen tat­säch­lich aus Frank­reich.

Thielen: Aber wohl nicht vom Desi­gner. Da wir aus finan­zi­ellen Gründen sehr viele Freund­schafts­spiele machten, sind wir zu Spielen nach Hol­land, Frank­reich und Bel­gien gereist. Da hat Franz Kremer diese dia­gonal gestreiften Jer­seys ent­deckt. In Deutsch­land waren ein­far­bige üblich. Aber das Gerücht war in der Welt.

Löhr: Und gegen den Ruf haben wir uns auch gar nicht so recht gewehrt.

Thielen: Stimmt. Egal, wo wir hin­kamen, stellten wir etwas dar. Dabei hatten wir ledig­lich das Glück, 15 Spieler zu haben, die alle extrem viel Ehr­geiz und eine gute Qua­lität hatten. Und wer erfolg­reich ist, wird auch immer ein biss­chen als arro­gant emp­funden.

Weber: Noch vor der ersten Bun­des­li­ga­saison war der FC zwi­schen 1959 und 1963 immer West­deut­scher Meister geworden. Mit großem Vor­sprung. Und die west­deut­sche Ober­liga war die stärkste in ganz Deutsch­land. Bis 1965 waren wir immer auf einem der ersten beiden Plätze. So was ruft zwangs­läufig bei anderen einen gewissen Neid hervor.

Löhr: Es wird nie jemand auf einen Verein nei­disch sein, der Letzter ist.

Weber: Mit­leid bekommst du geschenkt …

Thielen: und Neid musst du dir ver­dienen.