Tayfun Korkut wurde empfangen wie eine Pestkrankheit. Warum sein Erfolg uns alle freuen sollte.
„Ihr seid der drecksladen schlecht hin (sic!)…2.Liga willkommen…ich hab so die Schnauze voll..dann hättet ihr auch nen sack reis hinstellen können..“ Oder: „Reschke und der Rest dieser Ahnungslosen, sind genauso bescheuert wie unsere nichtsnutzige Regierung.“ Oder: „Dann lieber Ayran statt Tayfun. Heute habe ich meine Neue Mitgliedskarte bekommen. (…) Aber jetzt …habe ich den DRANG dazu unsrem Präsidenten und seinem Bayern liebhaber die Karte in ihrem Arsch zu stecken!!!! Dummer und Armer VfB.“
Fürwahr, armer VfB. Angesichts solcher Anhänger. Angesichts der Empörungswelle und der Diffamierungen, die die Vorstellung von Tayfun Korkut nach sich zog. Man würde gern erfahren, was die, die sich bei der Vorstellung Korkuts so unmöglich äußerten, heute dazu zu sagen haben.
Kopfschütteln
Dabei müsse man das verstehen, sagten die, die auf das erste Kopfschütteln vermitteln oder zumindest erklären wollten: der Groll richte sich nicht wirklich gegen Tayfun Korkut selbst, sondern vielmehr gegen die Vereinsführung und insbesondere gegen Sportvorstand Michael Reschke.
Ganz egal, möchte man entgegnen. Niemand sollte so empfangen und bewertet werden, ganz gleich, was man aus sportlicher Sicht von ihm hält.
Schmerzensgeld
Ach was, sagen dann wiederum andere, das müssen Korkut und Co. aushalten, dafür werden sie schließlich fürstlich entlohnt.
Und man weiß gar nicht, ob man diesen Argumentationsreflex zynisch oder einfach nur dumm finden soll.
Denn natürlich ist das Salär aller, die mit der Bundesliga so unmittelbar zu tun haben wie Trainer, Spieler und Funktionäre, fürstlich im Vergleich. Und natürlich ist ein Teil davon Schmerzensgeld. Schmerzensgeld dafür, enormen Stress und Erwartungshaltungen ausgesetzt zu sein. Schmerzensgeld dafür, andauernd überall erkannt und angesprochen zu werden. Schmerzensgeld dafür, seine Gesundheit auf’s Spiel zu setzen.
Ein Dutzend Hüte
Doch am Ende ist es eben immer noch und nur — Fußball. Dem man dankbar sein muss, dass er den VfB derzeit so erfolgreich durch die Spieltage rauschen lässt.
Auf Platz zwei liegen die Stuttgarter in der Tayfun-Korkut-Tabelle, punktgleich mit dem BVB (auch so ein Fall) und vor den Bayern. Garanten des Erfolgs? Die von „bayern Liebhaber“ Michael Reschke geholten Gomez, Beck und Co. Vor allem aber kann man nur hoffen, dass das Beispiel des VfB dann zur Besonnenheit mahnt, wenn es andernorts mal wieder ähnlich heiß her gehen könnte.
Bis dahin setzen wir uns ein Dutzend Hüte auf, nur um sie vor Tayfun Korkut ziehen zu können. Dafür, dass er sportlich so erfolgreich ist. Und dafür, dass er ausgehalten hat, was er ausgehalten hat, bevor überhaupt auch nur eine Minute gespielt war.
Denn pure Vernunft darf niemals siegen. Purer Hass aber auch nicht.