Am Sonntag wurde eine japanische Reisegruppe wegen des Verdachts auf den Coronavirus in Leipzig des Stadions verwiesen. RB spricht von einem Fehler des Sicherheitsdienstes. Doch was ist wirklich passiert?
In einer ersten Stellungnahme antwortete RB Leipzig folgendermaßen: „Der Sicherheitsdienst war angehalten, Personengruppen gemäß den Handlungsempfehlungen des Robert-Koch-Instituts aus potentiellen Risikogebieten verstärkt zu kontrollieren.“ Japan gehört derzeit nicht zu diesen Risikogebieten. Es gibt lediglich eine strengere Überwachung von Reisenden, die aus dem Land kommen.
Der Geschäftsführer der Sicherheitsfirma, die die Spiele von RB Leipzig betreut, gibt sich am Telefon schmallippig. Auf mehrfache Nachfrage sagt er: „Natürlich haben wir Anweisungen bekommen, aber wir dürfen dazu nichts sagen.“ Dann verweist er auf die Medienabteilung des Vereins.
Die Pressesprecherin des Clubs hingegen verweist auf zwei Pressemitteilungen, die noch am Montagabend veröffentlicht worden sind. Man habe die betroffene Gruppe bereits persönlich getroffen, eingeladen und sich noch einmal aufrichtig für die Geschehnisse entschuldigt. Rassismus sei demnach nach nie im Spiel gewesen. Vielmehr sei es im Zuge der allgemeinen Corona-Hysterie zu einer Fehleinschätzung des Sicherheitsdienstes gekommen. Auch die Organisatoren der japanischen Besuchergruppe sehen den Grund für den Vorfall in der Corona-Hysterie und werden in der Stellungnahme folgendermaßen zitiert: „Uns war zu jeder Zeit bewusst, dass es hier um die Verunsicherung aufgrund des Corona-Virus ging und nichts Anderes.“
Auf die Frage, warum unter 40 000 Besuchern gerade diese Gruppe ausgewählt wurde, verweist der Verein ebenfalls auf die Pressemitteilung. Den Einwand, dass eine Gruppe Italiener wahrscheinlich nicht kontrolliert oder zum Verlassen des Stadions aufgefordert worden wäre, wertet die Pressesprecherin als Hypothese, die man nicht verfolgen könne. Selbst der ungewollten Reproduktion rassistischer Stereotype durch Bedienstete von RB Leipzig möchte sie nicht zustimmen.
Offensichtlich war das Geschehene zumindest für einige so einschneidend, dass 15 Frauen der Mukogawa Frauenuniversität zwischenzeitlich entschieden, Leipzig vorzeitig verlassen zu wollen. Nach Aussagen von Dr. Christian Hartmann seien sie von dem Vorfall betroffen und schockiert gewesen. Nach weiteren Gesprächen am Montagabend und am Dienstag sowie der mehrfachen Entschuldigung des Clubs, konnten sie umgestimmt werden.
Dies ist allerdings nicht der einzige Fall gewesen, bei dem Besucher aufgrund ihrer mutmaßlichen Herkunft der Zugang zu einem Spiel von RB Leipzig verwehrt wurden. Laut Augenzeugenberichten, die 11FREUNDE vorliegen, wurden Mitgliedern der japanischen Studierendengruppe am 29. Februar auch der Zutritt zum U19-Spiel zwischen RB und Union Berlin verwehrt. Laut einem von mehreren Berichten habe RB-Sicherheitschef Uwe Matthias den Besuchern nach kurzem Gespräch persönlich den Zugang zum Platz am Cottaweg verwehrt.
Ihre Tweets zu den Vorfällen haben die Japaner mittlerweile gelöscht.