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Fuß­ball­fans sind im nor­malen Leben eigent­lich sehr aus­ge­gli­chen. Im Gegen­satz zu vielen anderen Bevöl­ke­rungs­gruppen haben sie am Wochen­ende 90 Minuten Zeit, all ihren auf­ge­stauten Ärger raus­zu­brüllen in Rich­tung des Spiel­felds oder des Fern­se­hers. Sie echauf­fieren sich herr­lich über Fehl­pässe und zu kurz gera­tene Eck­bälle. Beim Fuß­ball ver­lieren selbst Bud­dhisten die Nerven, ver­wan­deln sich Stoiker in Cho­le­riker. Bestes Bei­spiel dafür ist Tano“ Pasman, ein älterer argen­ti­ni­scher Mann mit Halb­glatze und milden Gesichts­zügen.

Pasman ist Fan des Rekord­meis­ters River Plate und ver­folgt die Spiele bevor­zugt in seinem Ohren­sessel knapp einen Meter vom Bild­schirm ent­fernt. Wenn River spielt, eska­liert er. Das nahm der­ar­tige Aus­maße an, dass seine Familie eine Kamera im Fern­seh­raum auf­stellte, um die Meta­mor­phose ihres alten Herrn zu doku­men­tieren. Und das aus­ge­rechnet wäh­rend der ent­schei­denden Spiele im Juni 2011. River schei­terte damals in der Rele­ga­tion, der Tra­di­ti­ons­verein stieg zum ersten Mal in seiner Geschichte in die zweite Liga ab.

Pasman ver­folgte die ersten Minuten des Spiels noch relativ zurück­hal­tend, bedachte einige Spieler mit der char­manten Titu­lie­rung Du Voll­koffer“. Dann: Oh Gott, lass uns nur drei Pässe hin­ter­ein­ander an den Mann bringen. Ich ver­lange nicht 28 hin­ter­ein­ander wie Bar­ce­lona, nur drei!“ In der Folge aber stieß er sämt­liche, nicht zitier­fä­hige Flüche unter der Sonne aus und wet­terte dabei gegen alles und jeden, auch gegen sich selbst.

In einem sie­ben­mi­nü­tigen Zusam­men­schnitt sieht man, wie er sich durch den Raum kämpft, schreit, betet, Gegen­stände wirft, erstarrt, zusam­men­sackt, bis die Familie ihm Beru­hi­gungs­mittel bringt. Die nicht jugend­freie Schimpf­ti­rade ver­brei­tete sich auf You­tube und ging um die Welt. Überall litten Fans mit dem Mann, der machtlos, aber nicht wortlos den Nie­der­gang seines geliebten Klubs mit­ver­folgen musste. Abstieg ist ein scharfes Schwert.

Das macht uns jetzt noch größer“

Doch so grausam 2011 für die heiß­blü­tigen Fans wie ihn war, so groß­artig ver­liefen die fol­genden Jahre für sie. Der Verein stieg nicht nur direkt wieder auf, son­dern gewann 2014 die argen­ti­ni­sche Meister­schaft und die Copa Suda­me­ri­cana, den zweit­wich­tigsten Ver­eins­pokal in Süd­ame­rika.

Das stolze River und seine Anhänger standen sowieso nie im Ver­dacht, Selbst­zweifel zu hegen oder mit Super­la­tiven zu sparen. Wir waren immer ein großer Klub, selbst als wir ab­stiegen“, sagt der argen­ti­ni­sche Foto­graf und River-Fan Eze­quiel Suranyi. Doch wie wir zurück­ge­kommen sind, das macht uns jetzt noch größer.“