Relegation, die Nerven liegen blank. Eintracht-Fan Stephan Reich (Symbolbild) hat hilfreiche Tipps, wie man diesen schwierigen Tag verbringt.
1.) Seien Sie unberechenbar emotional
Relegation bedeutet Ausnahmezustand. Sie haben heute also jedes Recht, emotional zu reagieren. Der Wecker klingelt und reißt Sie aus einem wunderschönen Traum, in dem Sie Uwe Bein mit Pässen fütterte? Schmeißen Sie ihn an die Wand. Der Hund kläfft, kaum dass Sie in der Küche stehen? Grätschen Sie ihn ab. Entschuldigen Sie sich weinend bei ihren weinenden Kindern, die gerade mitansehen mussten, wie Sie den treuen Familienhund abgegrätscht haben. Steigen Sie ins Auto und erleiden Sie einen Lachanfall, weil die Welt und vor allem auch der Fußball so unglaublich lächerlich sind. Beißen Sie kräftig ins Lenkrad ob der himmelsschreienden Ungerechtigkeit, dass ausgerechnet Ihr Klub in die verfluchte Relegation musste. Halten Sie auf dem Weg zur Arbeit kurz beim Zahnarzt. Scheitern Sie mit Ihrer Frage nach einer Ampulle Dormicum und verlassen Sie meckernd, aber immerhin mit wieder festsitzender Krone die Praxis. Auf der Arbeit stellt sich der neue Praktikant vor? Scheißen Sie ihn zusammen und verdonnern Sie ihn dazu, die Aufstellung der SGE aus dem Relegationsspiel 1989 gegen Saarbrücken auswendig zu lernen. Sitzen Sie mit leerem Gesicht schweigend vor dem Mittagessen, das sie natürlich nicht anrühren können. Auf Nachfragen der besorgten Kollegen steht Ihnen die ganze Bandbreite der emotionalen Reaktionen offen: Wutausbruch, Weinkrampf, Lachanfall. Wird es nicht besser mit der Nervosität, kann es helfen, die Faust drohend gen Himmel zu schwenken. Sollte sich keine Besserung einstellen, legen Sie sich in Embryonalhaltung unter Ihren Schreibtisch und warten Sie auf das Ende der Welt. Oder den Anpfiff.
2.) Werden Sie zu Ihrem eigenen Newsticker
Wichtig: In einem so bedeutsamen Spiel entscheiden oft die Kleinigkeiten. Saugen Sie also alles auf, was zu der Partie veröffentlicht wird. Vor allem lokale Medien haben oft mehr Informationen als andere. Was schreibt die Niederdorffeldener Zeitung, was der Otzbacher Anzeiger? Warum hakt der verfluchte Newsticker auf www.dietzenbacher-merkur.de? Verfolgen Sie sämtliche Ticker, die angeboten werden. Testen Sie die F5-Taste auf ihre Funktionalität, gerne mit einem saftigen Faustschlag. Das dringende Memo vom Chef kann warten, erst müssen Sie herausfinden, wie es um die Fitness von Carlos Zambrano steht. Rufen Sie bei Twitter an und weisen Sie darauf hin, dass die Trending-Analyse kaputt ist. Schließlich ist es bereits neun Uhr morgens und der Hashtag #alexmeierfußballgottschießunszumsieg trendet immer noch nicht.
3.) Glauben Sie an alles, auch an den albernsten Aberglaube
Klare Sache: Die Jungs brauchen Sie heute. Ziehen Sie unbedingt die Glückssocken an, die Sie 1999 schon trugen und deren Anteil am 5:1 gegen Kaiserslautern nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Vergessen Sie nicht, das Büro zuerst mit dem rechten Fuß zu betreten und küssen Sie bei jeder erfolgreich gesendeten Email den Ehering. Sollten Sie gläubig sein, bekreuzigen Sie sich vor und nach dem Meeting. Läuft es gut, können Sie den Kollegen das Shirt mit der „Jesus“-Aufschrift unter dem Hemd zeigen. Berufen Sie sich außerdem auf unumstößliche Fakten aus der Vergangenheit, die sich dem Gesetz der Serie nach sicherlich wiederholen werden. Als die Eintracht zuletzt in der Relegation spielte, kickte beim Gegner ein gewisser Anthony Yeboah. Den verpflichtete die SGE ein Jahr später und stieg zur Spitzenmannschaft auf. Na? Mh? Genau: Sie können sich auf die Fast-Meisterschaft 2018 freuen, mit einem Guido Burgstaller auf Weltklasseniveau.