Nach rauschhaften Jahren unter Jürgen Klopp und Thomas Tuchel ist Mainz zur grauen Maus der Liga geworden. Dabei machen sie Vieles richtig. Und vor allem: anders.
Dass Schwarz für den spielerischen Aufschwung auch die richtigen Spieler aufstellen kann, hat er den Transferglücksgriffen von Rouven Schröder zu verdanken. Denn seit in Mainz nach viel Theater in der Führungsetage endlich Ruhe eingekehrt ist und Schröder seinen Vertrag bis 2022 verlängern konnte, hat der Sportvorstand momentan viel Bereitschaft für Risiko: Im Sommer tätigte er vier der fünf teuersten Transfers der Klubgeschichte und gab dabei 30 Millionen Euro für eher unbekannte Namen aus dem Ausland aus. Da die Gehaltsvorstellungen von deutschen Nachwuchsspielern zu hoch für Mainz sind, holt sich Schröder lieber die verheißungsvollen Talente aus den zweiten Reihen von Frankreich und Spanien.
Den Grundstein für dieses Erfolgreiche Konzept legte Schröder schon im Sommer 2017, als er mit Abdou Diallo den Reserveverteidiger Monacos und Kapitän der französischen U21-Nationalmannschaft verpflichtete. Dass sich ein so heißes Talent für den FSV Mainz als erste Station im Ausland entschied, zahlte sich für beide Parteien aus: Diallo war vom ersten Spiel an in der Mainzer Innenverteidigung gesetzt, gehörte zu den besten Verteidigern der Bundesliga und wechselte ein Jahr später für 28 Millionen Euro prompt zu Borussia Dortmund. Diesen Sommer verpflichtete Schröder mit Diallos Transfererlös den 23-jährigen Pierre Kundé (Atletico Madrid, 7,5 Millionen Euro), Jean-Philippe Mateta, 21 (Olympique Lyon, acht Millionen), Moussa Niakathe, 22 (FC Metz, sechs Millionen) und Aarón Martin, 21 (Espanyol Barcelona, sechs Millionen Euro).
Vier Volltreffer
Alle vier haben sich, obwohl Mainz mit nur zwei Scouts die wenigsten Scouts aller Bundesligisten beschäftigt, als goldrichtige Transfers erwiesen und veranlassen die Entscheider in Mainz sogar schon dazu, für die nächste Saison zu planen. Läuft die Rückrunde gut, soll die Mannschaft, die mit 24,6 Jahren im Durchschnitt der jüngsten Kader der Bundesliga ist, auch über den Sommer hinaus definitiv zusammen bleiben. Während Mainz für junge Spieler lange als gute erste Station im Ausland gesehen wurde, bevor man den nächsten Schritt wagt, klingt Schröder jetzt deutlich selbstbewusster: „Wir sind natürlich weiterhin ein Weiterbildungsverein. Aber wir haben uns finanziell entwickelt. Wir werden für Mateta die Situation so aufbauen, dass es für ihn auch finanziell attraktiv ist, bei uns zu bleiben“.
Mainz hat diesen Winter zum ersten Mal seit 13 Jahren keinen einzigen Wintertransfer getätigt. Brauchten sie auch gar nicht. Denn obwohl sich der Kader nicht – wie bei den anderen direkten Konkurrenten – im Winter noch mal vergrößert hat, muss sich Sandro Schwarz vor jedem Spiel den Kopf darüber zerbrechen, welchen Millionentransfer er auf die Bank setzen wird. Um all seine Hochkaräter auf den Platz zu bringen, müsste er mit sechs Defensiv- und acht Offensivakteuren spielen. Deswegen durfte der Sechs-Millionen-Tranfer Moussa Niakathe trotz guter Leistung in beiden Rückrundenspielen nur auf der Bank sitzen.