Heute wird Antoine Hey 50 Jahre alt. Wir haben mit dem Weltenbummler über seinen Job als Nationaltrainer von Myanmar gesprochen.
Dieses Interview erschien erstmals in Ausgabe 202.
Antoine Hey, nach vielen Jobs in Afrika arbeiten Sie nun zum ersten Mal in Asien. Wie kam es dazu?
Ich war schon mal Technischer Direktor in Bahrain. Aber ja, als Trainer ist es meine erste richtige Station in Asien. Ich hatte bereits 2010 ein Angebot von Myanmar, aber da war ich in Libyen unter Vertrag und habe abgesagt. Jetzt im Februar spielte ich mit Ruanda ein Turnier in Marokko. Da kamen fast zeitgleich Anfragen aus Syrien und von Myanmar. Syrien ist unter anderem am Veto meiner Familie gescheitert.
Ist Ihre Familie auch hier in Myanmar?
Als ich zuletzt in Ruanda gearbeitet habe, war mein Sohn fast die ganze Zeit vor Ort. Aber im Moment bin ich allein, meine Familie ist in Hilden. Zwischendurch bin ich immer mal wieder für ein halbes Jahr in Deutschland, weil ich Luft holen muss. Das ist halt so. Andere Leute sind in Afghanistan oder Mali stationiert oder arbeiten auf einer Bohrinsel.
Ihr Vertrag läuft 18 Monate. Ist das nicht sehr kurz für einen Nationaltrainer?
Ich bin prinzipiell für kurze Laufzeiten. Aus Erfahrung weiß ich, dass es in diesem Job ziemlich schnell gehen kann. Mal kommt es zu einem Vorstandswechsel, manchmal gibt es auch finanzielle Probleme und Zusagen werden nicht eingehalten. Es gibt Trainer, die haben einen Dreijahresvertrag, werden nach drei Spielen entlassen und sitzen dann den Rest der Zeit im Garten. Das könnte ich nie. Wenn man mich nicht mehr möchte, soll man es sagen, dann gehe ich woanders hin.
Ist es denn so einfach, immer einen neuen Job zu finden?
Anfangs ging das immer über Telefon oder E‑Mail, heute per WhatsApp. Da kommt jede Woche was. Irgendjemand hat immer eine Idee. Es hängt davon ab, in welchen Phasen die Nationalmannschaften gerade sind. Wenn Turniere anstehen, dann stellen sich die Fußballverbände im Vorfeld neu auf. Dann werden relativ viele Trainer gesucht, die Erfahrung mit solchen Aufgaben haben. Es ist ein Kreislauf, der sich am Fußballkalender orientiert.
Wenn man in ein neues Land kommt, übernimmt man dann einfach die Spieler von seinem Vorgänger?
Das Gros der Spieler war schon da, aber ich kannte natürlich keinen einzigen von ihnen. Ich habe den Co-Trainer hier aus Myanmar gebeten, eine erste Elf fürs Training aufzustellen. Die habe ich mir dann im Trainingsspiel angeguckt und auf einigen Positionen umgestellt. Inzwischen haben wir aber einige Monate lang intensiv scouten können und die Liste von 58 Spielern, die uns gegeben wurde, sozusagen abgearbeitet. Jetzt sind 25 Mann im Kader.