Stadionverbote sind harte Strafen – und oft äußerst bizarr. Jetzt wurde ein Fan gesperrt, weil er den Ententanz performte. Eine Sammlung aus dem Kuriositätenkabinett.
Es sollte sein großer Auftritt werden. Eine Performance, die das gesamte Stadion in Staunen versetzen würde, und die ihn, James Burns aus Newtownabbey, einem Vorort Belfasts, zumindest im unsterblich machen sollte. Es war der Tag, an dem Nordirland ein Freundschaftsspiel gegen Litauen absolvierte. Der 13. November 2015.
Während des Spiels schritt Burns über die Bande auf das Feld und trat an die Torauslinie. Dann führte er den Ententanz auf. Total super war, dass ihn die TV-Kameras dabei filmten. Total blöd nur, dass er deswegen ordentlich Ärger bekam.
Burns wurde aufgrund der Videobänder angeklagt und sollte 250 Pfund Strafe zahlen. Außerdem belegte ihn die FA mit einer Sperre für Länderspiele von fünf Jahren.
Fünf Jahre für einen verdammten Ententanz? Burns legte nun Einspruch ein und konnte die Sperre auf ein Jahr verringern – dafür muss er nun 750 Pfund zahlen. Sein Anwalt wies darauf hin, dass er nicht gewalttätig war und kein Chaos angerichtet hätte. Der Ankläger wies darauf hin, dass ein solcher Tanz aber Chaos nach sich ziehen könnte. Vermutlich dachte er da an die letzte Party im Kindergarten seines Sohnes.
Verrückt? Nun, es geht noch kurioser! Lest hier weiter:
He’s electric
Hierzulande wurde die Elektrozigarette ja schon als Lungenheiland gefeiert. Fortan konnten passionierte Rauchfreunde auch in öffentlichen Räumen schmauchen, was das Zeug hält, ohne militanten Nichtrauchern aufs Gemüt zu fallen. Denkste, denn ein Fan von Manchester City bekam im März 2013 zu spüren, dass die Grenzen des guten Geschmacks auch mit einer E‑Zigarette weit überschritten sind. Weil er in der Halbzeitpause genüsslich eine Elektrische durchziehen wollte, baten ihn Sicherheitsmitarbeiter prompt zum Verhör. Danach war er seine Dauerkarte los.
Gummitierchen sind keine Verbrecher
Gemeinhin gilt die Atmosphäre in Leverkusen nicht gerade als hitzig. Doch als BVB-Coach Jürgen Klopp beim Topspiel im Februar 2013 etwas zu exaltiert an der Außenlinie rumpelstilzte, platzte einem Bayer-Fan die Hutschnur. Wutentbrannt feuerte er eine Tüte Gummibärchen in Richtung des Meistertrainers und verfehlte dessen Pöhler-Kappe nur knapp. Sofort witzelten BVB-Fans via Twitter und Facebook über die „Ultras von Haribo“ und der „Brigade Gummi“ aus Leverkusen. Da man den Naschtierschleuderer allerdings auf dem Fernsehbild einwandfrei identifizieren konnte, bekannte sich dieser wenig später zu seiner Tat. Ihm drohte Stadionverbot.
Sitzen ist für’n Arsch
Lange Zeit schienen sich englische Fans mit der Abschaffung der Stehplätze in ihren Stadien abgefunden zu haben. Gemütlich pflanzten sie ihre vier Buchstaben auf die bequemen Sitze und sahen zu, wie ihre Fankultur den Bach runterging. 38 Fans des FC Sunderland hatten 2012 genug davon und gingen in die Offensive. Sie kauften sich normale und teure Sitzplatztickets und richteten sich pünktlich zum Anpfiff einfach auf. Zu viel für Paul Weir, den Sicherheitsverantwortlichen des FC Sunderland. Er sprach kurzerhand Stadionverbot für alle Wildsteher aus, die zudem auch ihre Dauerkarten verloren.
Dann eben nicht
Da die Reporter in Englands Zweiter, Dritter und Vierter Liga im Jahr 2011 bizarre Regeln befolgen sollten, setzten diese zum Protest an. So war es den Journalisten etwa nur in bestimmten Zeitfenstern erlaubt, Zwischenstände über Twitter zu vermelden. Vollkommen unsinnig, konnte doch jeder Fan im Stadion und zuhause diese Aufgabe übernehmen. Die Journalisten sahen ihren Beruf gefährdet und protestierten auf offener Bühne. Der Verband reagierte auf seine ganz eigene Art und verwehrte jedem Journalisten einfach den Zugang zum Stadion. Verdammt langer Hebel.
Job in Gefahr
Weil er einen gegnerischen Torwart angegriffen hatte, wurde der italienische Profi Giuseppe Giglio im Jahr 2010 mit einem europaweiten Stadionverbot bestraft. Für ein Jahr durfte der Mann vom Drittligisten Olbia Calcio auf Geheiß des Polizeichefs der sardischen Stadt Sassari, Cesare Palermi, kein Fußballstadion mehr betreten. Doch Giglio hatte Glück: Für die Partien seines Klubs wurde ihm eine Ausnahmeregelung erteilt. Abschreckung geht anders.
Blühende Landschaften
„Ossi-Verbot in der 3. Liga! Irre, aber leider wahr“, titelte die Bild-Zeitung 2010 empört. Und weil nur die Speerspitze des Qualitätsjournalismus ein solch heißes Eisen ausreichend beschreiben kann, überlassen wir dem Branchenprimus ausnahmsweise kurz das Feld und zitieren: „Ein Ossi-Ausgesperrter ist Konrad Kreter (72): „Ich lebe seit 1948 im Westen, seit 1981 in Wiesbaden. Ich bin Fan von Wehen. Doch zum Spiel durfte ich nicht, weil mein Geburtsort Langensalza (Thüringen, d. Red.) ist.“ Das Verrückte: Langensalza liegt viel näher an Wiesbaden als an Rostock. Am Eingang wurde Heidi Heller (27) abgewiesen, weil sie in Wurzen/Sachsen zur Welt kam. Ebenso Jens Filipowitsch (31), geboren in Borna bei Leipzig und wohnhaft in Hessen: „Wir wurden wegen unserer Herkunft diskriminiert.“ Mit dem Ossi-Verbot reagierte der Klub auf das Urteil des DFB-Kontrollausschusses, das Rostocker Fans nach Randale in Dresden für zwei Auswärtsspiele ausschloss.“
Einfach mal die Fresse halten
Anlässlich einer Gedenkminute schwiegen am 3. Mai 2009 alle Fußballarenen in den Niederlanden. Auch beim Erstligamatch FC Utrecht gegen Feyenoord Rotterdam gedachte man den Opfern, die beim Anschlag auf die niederländische Königsfamilie ums Leben gekommen waren. Ein ganzes Land schwieg? Nein, denn ein Utrecht-Fan nutzte den Moment der Stille, um den Gegner aus Rotterdam lautstark und ausschweifend zu beschimpfen. Der Schreihals wurde nach einigen Wochen ausfindig gemacht. Derzeit verbüßt er ein Stadionverbot von fünf Jahren.
Süüüüß, ein Hai
Selbst harmlose Stofftiere sind nicht vor einem saftigen Stadionverbot gefeit. Weil der tapsige Uerdingen-Dickhäuter „Grotifant“ etwa in einem Zweitligaspiel einen Linienrichter angerempelt hatte, wurde er langfristig des Stadions verwiesen. Doch das ist noch nichts gegen das Schicksal des kessen Hais „Sharky“, seines Zeichens Maskottchen des kolumbianischen Klubs Junior Barranquilla. Der hatte sich vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen Cucuta im Jahr 2009 nicht nur heftig in das Trikot des Gegners verbissen, sondern schleuderte es anschließend auf den Boden und trampelte darauf herum. Doch damit nicht genug: Vor laufenden Kameras rieb sich der flauschige Meeresbewohner das Jersey auch noch in den Schritt und begattete das hilflose Stück Stoff abschließend. Genug für die Klub-Verantwortlichen, die „Sharky“ auf ewig in den Badeurlaub entsandten.
Schlicht, aber einleuchtend
Warum lange herumreden: Der 55-jährige Paul Chandler schaute einigermaßen verdutzt, als er 2009 erfuhr, dass er fortan beim englischen Non-League-Club Taunton Town nicht mehr ins Stadion dürfe. Der frühere Vorsitzende des Fan-Dachverbandes war im Klubumfeld durchaus als kritischer Geist bekannt. Als er nachfragte, warum er denn nun unerwünscht sei, bekam er schließlich vom Klub-Präsidenten Tom Harris schriftlich bescheinigt, er sei einfach „ein Arsch“.
Ich kleb dir eine
Weil er vier Sticker an eine Plexiglasscheibe angebracht hatte und sich damit auch noch erwischen ließ, bekam HSV-Fan Clemens 2008 nach einem Pokalspiel in Wolfsburg ein dreijähriges Stadionverbot aufgebrummt. Erst nachdem HSV-Vorstand Christian Reichert den DFB über den Vorfall informiert hatte, bot der VfL Wolfsburg an, das Stadionverbot für Clemens gegen eine Zahlung von 50 Euro für die Reinigung zurückzuziehen. Von Wolfsburger Seite hieß es, das Verbot habe formell gar nicht bestanden, zudem sei das Sicherheitspersonal angewiesen worden, in Zukunft auf die Verhältnismäßigkeit zu achten.
Terror in Highbury
Bevor er zum Terrorpaten aufstieg, lebte Osama bin Laden mehrere Jahre in London. Dort soll er regelmäßig zu den Spielen des FC Arsenal gegangen sein. Seinen Söhnen soll er regelmäßig Trikots und Schals aus dem Fanshop mitgebracht haben. Das schreibt jedenfalls Adam Robinson in seinem Buch „Behind the Mask of Terror“. Wie auch immer: Nach dem 11. September 2001 verhängte der FC Arsenal ein Stadionverbot gegen Osama bin Laden.
Papierwahnsinn
Früher war in Italien alles anders: die besten Spieler der Welt tummelten sich auf dem Rasen, während auch auf den Rängen la dolce vita regierte. Ein Paradies für Fans. So schafften es etwa ein paar Anhänger von Inter Mailand einmal einen Motorroller in das Stadion zu schmuggeln. Heute reicht da weit weniger aus, um echte Probleme zu kriegen. Dabei sah es super aus: Tausende, einzeln ins Stadion eingeführte Toilettenpapierrollen sorgten zu Beginn der Drittligapartie von Pisa Calcio gegen den AC Sangiovannese für ein eindrucksvolles Ambiente. Trotz der erheblich verschärften Gesetzgebung gab es an den Eingangskontrollen keinerlei Beanstandungen gegenüber der massenhaft eingeführten Kackpappe. Dennoch wurden gegen „Pisani“ in den Tagen nach dem Spiel einige Stadionverbote ausgesprochen.
An dem Hahn herbeigezogen
Hahn „Balthazar“ gehörte jahrelang zum Inventar der französischen Nationalmannschaft. Nicht zuletzt durch den EM-Gewinn 2000 wurde das Federvieh zum heimlichen Glücksbringer der „Les Bleus“. In sechs Jahren bereiste der Hahn die halbe Welt und sah insgesamt 63 Spiele von Zidane und Co. Doch bei der WM 2006 in Deutschland sollte die Karriere des Kammträgers ein jähes Ende finden. Nach Protesten von Tierschutzorganisationen hatte die Fifa kurzerhand alle Tiere aus den WM-Arenen verbannt, so musste auch Besitzer Clement Tomaszewski seinen Gockel zu Hause lassen. „Stadionverbot!“, empörte sich das Pariser Boulevardblatt „France Soir“. Ob Zinedine Zidandes Kopfstoß im Finale von Berlin im Zusammenhang mit Balthazars Degradierung stand, ist nicht bekannt.
Ein Schnauzer an der Leine
Es gibt wohl nichts, was Peter Neururer nicht schon erlebt hatte. Nach seiner Entlassung bei Hannover 96 im Jahr 1995 erteilte ihm der damalige Präsident Klaus-Dieter Müller mit der Entlassung gleichzeitig noch Stadionverbot. Das Verbot hielt stolze zehn Jahre und damit so lange, bis Hannover 96 den Schnauzbartträger wieder als Trainer verpflichtete. Als ihn ein Journalist fragte, warum er sich das Chaos an der Leine trotz dieser Vorgeschichte tatsächlich noch einmal antue, sagte Neururer trocken: „Ich bin ja auch nicht normal.“
Früher war mehr Konfetti
Weil Sigrid D. nach Toren ihres VfL Wolfsburg jedes Mal euphorisch eine Handvoll Konfetti über die Ränge schleuderte, drohte ihr der Klub mit harten Sanktionen. „Bereits im Oktober 2005 sind mir meine Schnipsel, die ich immer in einer Bauchtasche verstaut hatte, vor dem Stadion abgenommen worden, um mir obendrauf ein Schnipselverbot zu erteilen“, gab die Lehrerin enttäuscht zu Protokoll. Doch die renitente Dame ließ sich nicht aufhalten und organisierte einen kleinen aber effektiven Schmugglerring, der die Schnipsel fortan schon vor Frau D. ins Stadion brachte. Als sie erneut erwischt wurde, entgegnete sie den verdutzten Ordnern: „Ich habe die Schnipsel nicht mitgebracht. Die waren schon hier.“ Die Sicherheitskräfte verstanden keinen Spaß und drohten mit Stadionverbot. Erst als die Geschichte an die Öffentlichkeit kam, lenkte der Klub ein und nahm die Androhung eines Stadionverbotes wieder zurück. Das Schnipselverbot übrigens auch.
Kein Platz für Ostalgie
Das ging nach hinten los: Die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen kündigten vor dem Zweitliga-Heimspiel gegen Energie Cottbus im Jahr 2004 an, jedem Fan mit DDR-Symbolen auf T‑Shirts oder Schals den Zutritt zum Georg-Melches-Stadions zu verweigern. Zur Begründung hieß es: „Es werden vermehrt DDR-Symbole gezeigt, um die Fans aus dem Westen zu provozieren.“ Zudem spiele die „teilweise provokant von den ostdeutschen Fans vorgetragene DDR-Nostalgie“ eine nicht unerhebliche Rolle beim „gegenwärtigen Ost-Westkonflikt, was die Verteilung staatlicher Ressourcen angeht“. Nach massivem Protest aus allen Ecken der Republik, nahm RWE schließlich das Stadionverbot zurück.
Gutes Rad ist teuer
Weil ein betrunkener BVB-Fan nach einem Champions-League-Auswärtsspiel 2003 in London offenbar keine Lust mehr auf Gehen hatte, schnappte er sich kurzerhand ein Fahrrad vom Straßenrand und fuhr einige Meter schwankend auf dem Drahtesel. Als seine Freunde das Rad wieder zurückgebracht hatten, stellten sie mit Schrecken fest, dass ihr Kumpel soeben verhaftet worden war und über Nacht ins Londoner Gefängnis gesteckt wurde. Doch damit nicht genug, nach seiner Rückkehr nach Deutschland flatterte dem übermütigen Hobbyradler ein Bescheid über ein dreijähriges bundesweites Stadionverbot ins Haus. Da ist guter Rat teuer.
Zensur von oben
Weil sich der 17-jährige Peter im Fanmagazin „Match live“ kritisch über seinen Klub Energie Cottbus äußerte, wurde er 2002 kurzerhand vom Klub ausgesperrt. Was war geschehen? Da das Heimspiel gegen Hertha BSC von Randalen und massiven Pyroeinsatz begleitet wurde und kurz vor dem Abbruch stand, schrieb Peter später, dass den „großspurigen Ankündigungen der Sicherheitskräfte, die Lage voll im Griff zu haben, wieder einmal keine Taten folgten“. Genug für Energie, die mit dem Vorwurf, der Fan habe „Presseartikel verfasst und veröffentlicht und sich persönlich schädigend gegen den Verein geäußert“, ein Stadionverbot durchsetzten.
Willst du Banane?
Auch das unbedachte Abfeuern von Südfrüchten kann massiven Einfluss auf die langfristige Wochenendplanung haben. So warnte der HSV vor dem Abschiedsspiel für Karsten Bäron im Jahr 2001 seine Fans: Der Vorstand hatte beschlossen, jeden Werfer einer Banane in Richtung Gasttorwart Oliver Kahn mit Stadionverbot zu ahnden. Zur Abschreckung wurden hochauflösende Kameras vor der Fankurve installiert. Nur Wochen zuvor hatten Fans beim atemberaubende Saisonfinale, an dessen Ende Patrik Andersson per Freistoß in der Nachspielzeit Schalke 04 zum „Meister der Herzen“ machte, Kahns Strafraum mit kiloweise Affenschnitzeln bedeckt.
Kein Bock mehr
Maskottchen Hennes VII. war schon ein armer Bock: Nicht nur, dass er während seiner Amtszeit stolze vier Abstiege des 1. FC Köln miterleben musste – einen sogar 1998, dem Jahr des Klubjubiläums –, er war auch der einzige Horn- und Würdenträger der Geißbock-Dynastie, der mit einem Stadionverbot belegt wurde. Gerade als sich sein FC im Jahr 2001 unter Ewald Lienen ernsthaft in Richtung Europapokal-Qualifikation aufmachte, musste Hennes draußenbleiben. In Deutschland grassierte zu jener Zeit die Maul- und Klauenseuche. Bei den Heimspielen gegen Unterhaching und Wolfsburg stand Hennes unter Quarantäne. Wo? Bei Bauer Wilhem Schäfer in Köln-Widdersdorf. Passt ja.