Die Kleinen müssen runter, die Großen bleiben. Warum ist das so? Fünf Gründe, warum Paderborn und Freiburg absteigen mussten – und der HSV in der Relegation landete.
4. Hamburg hatte den richtigen Gegner zur richtigen Zeit
Vor einer Woche war der HSV praktisch abgestiegen. Spötter diskutierten eigentlich nur noch die Frage, welche sinnvolle Anschlussverwendung es für Bundesliga-Uhr, Dino Herrmann und Urgestein Uwe Seeler geben könnte. Nun hat sich der Hamburger SV aus eigener Kraft aus dem Sumpf gezogen, und das mit einer gar nicht mal so schlechten Leistung. Spielerisch machte Labbadias Elf gegen Schalke einen Quantensprung im Vergleich zum Kellergipfel gegen Stuttgart in der Vorwoche. Das Mittelfeld-Trio Marcelo Diaz, Gojko Kacar und Lewis Holtby versuchte auf der Zielgerade sogar etwas für den HSV in dieser Saison gänzlich Neues: Die Achse kombinierte mit dem Ball!
Wer hingegen angesichts der unterirdischen Schalker Leistung Wettbewerbsverzerrung wittert, beweist nur eins: dass er in letzter Zeit nicht viele Schalker Spiele gesehen hat. Die erste Halbzeit, in der Schalke sich einzige auf das Verteidigen besann, war noch halbwegs anständig. Sobald es für die Königsblauen aber nach der Hamburger Führung darum ging, selber ein Tor zu schießen (oder auch nur einen Funken Torgefahr zu erzeugen) war Schalke erneut überfordert. Und das trotz neuem 4 – 3‑3-System. Somit rettete sich der HSV zwar überraschend, aber angesichts der guten Leistung nicht unverdient in die Relegation.
5. Am Ende trifft es immer die Kleinen
Der Abstiegskampf stand in diesem Jahr auch deshalb so im Fokus, weil er die diebische Schadenfreude des gemeinen Fußballfans bediente: Endlich, so der allgemeine Tenor, geht es den Großen an den Kragen. Endlich werden Hamburg und Stuttgart für jahrelanges Misswirtschaften und teilweise kuriose Personalentscheidungen bestraft. Am Ende ist es wie immer: Die Großen retten sich in letzter Sekunde und absteigen müssen die (in Worten von Braunschweig-Coach Lieberknecht) „kleinen Pissvereine“.
Dennoch bleibt das Fazit dieser Saison, dass einige Bundesligisten nahezu fahrlässig ihr Potenzial verschleudern. Dass sich Stuttgart, Hannover, Hamburg und auch Berlin nun über den Nichtabstieg freuen wie über einen fünften Platz, zeigt, wie weit diese Vereine unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Und auch wenn der große Knall ausblieb: Es war definitiv nicht das Jahr der Traditionsvereine. Bleibt zu hoffen, dass das auch die Verantwortlichen vor Ort registriert haben.