Nicklas Bendtner beendet seine Karriere. Einst, als es ihn nach Wolfsburg verschlagen hatte, sprach der dänische Stürmer ausführlich mit uns. Über seine vermeintlichen Skandale, sein Image, seinen Antrieb. „Ich werde kämpfen“, sprach er damals, „bis es keinen Sinn mehr hat.“
Zwei Geschichten, die zeigen, dass Sie einen eisernen Willen haben, der an Sturheit grenzt. In der Öffentlichkeit gelten Sie als Hallodri.
Das tut mir weh.
Was können Sie tun, um das zu ändern?
Show, don’t tell! Es hilft gar nichts, wenn ich hier jetzt verkünde, was ich alles vorhabe. Ich muss es zeigen.
Aber Sie spielen selten.
Sie können jeden beim VfL Wolfsburg fragen: Ist Nicklas immer vor dem Training im Kraftraum? Ist Nicklas immer nach dem Training im Kraftraum? Und jeder wird Ihnen das bestätigen. Ich habe mir sogar ein Trimm-dich-Fahrrad für mein Wohnzimmer gekauft. Dass ich hart arbeite, sieht man.
Könnte es sein, dass Ihnen alte Geschichten nachhängen? Früher galten Sie nicht als Trainingsweltmeister.
Ich hatte schon immer einen großen Willen, aber vielleicht nicht immer die richtige Perspektive. Früher dachte ich, die Aufgabe eines Stürmers sei es, Tore zu schießen. Heute weiß ich, dass ich auch laufen muss.
Kennen Sie eigentlich den Twitter-Account @lordbendtner, der Ihnen Chuck-Norris-artige Superkräfte zuschreibt?
Klar. Meine Timeline ist voll davon.
Dort heißt es, Sie hätten mal Stein-Schere-Papier gegen Ihr Spiegelbild gespielt und gewonnen.
Da gibt es Lustigeres.
Es heißt auch, Sie hätten als Kind zwei Tage die Schule geschwänzt …
… und jetzt heißen diese Tage Samstag und Sonntag. Der ist gut. Richtig gut!
Finden Sie es schmeichelhaft, auf diese Weise zur Kultfigur zu werden?
Ich nehme es mit Humor. Aber natürlich wäre es mir lieber, wenn die Leute, die dahinter stecken, über meine Tore twittern würden.
Als Eric Cantona 1997 seine Karriere beendete, sagte er zu den Journalisten auf der Pressekonferenz: „Die Möwen folgen dem Kutter, weil sie glauben, dass Sardinen ins Meer geworfen werden.“ Er wollte damit wohl sagen, dass er es leid sei, der Presse Geschichten zu liefern.
Das kann ich gut verstehen. Ich sage auch nicht jede Interviewanfrage zu. Ich habe es satt, dass man mich wie einen Idioten darstellt. Und selbst Journalisten, denen ich vertraue, können mit dem geschriebenen Wort niemals transportieren, wie ich mich wirklich fühle, wenn ich nicht spiele.
Vor einigen Monaten schrieben Sie auf Instagram: „Der Tiger wird kämpfen bis zum Ende!“ Gegen wen kämpft er denn?
Gegen jeden. Am Ende ist man doch immer allein.
Und dann kämpft man gegen sich selbst?
Ja, das kommt auch vor. Es ist hart, jeden Tag zum Training zu gehen, wenn man nicht weiß, ob man am Wochenende zum Einsatz kommt oder nicht.
Wird der Tiger auch diesen Kampf bis zum Ende bestreiten?
So lange, bis es keinen Sinn mehr hat. So weit ist es aber noch nicht.
Sie haben einen vierjährigen Sohn. Welche Geschichte werden Sie ihm erzählen, wenn er Sie eines Tages fragt, wie es war, ein Fußballstar zu sein?
Das muss ich mir noch überlegen. Vielleicht zeige ich ihm erst mal ein paar Videos. Das Wichtigste ist, dass er stolz auf seinen Papa ist.
Würden Sie ihm zuraten, wenn er selbst Profi werden will?
Er ist talentiert, ein toller Linksfuß. Und ich denke, wenn man eine Gabe hat, die die Menschen erfreut, dann muss man das Beste daraus machen. Es wäre ein Verbrechen, es nicht zu tun.
Ist es ein Verbrechen, Nicklas Bendtner nicht spielen zu lassen?
Es wäre jedenfalls kein Verbrechen, mich spielen zu lassen. (Lacht.)