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Seite 6: „Ich habe es satt, dass man mich wie einen Idioten darstellt“

Zwei Geschichten, die zeigen, dass Sie einen eisernen Willen haben, der an Stur­heit grenzt. In der Öffent­lich­keit gelten Sie als Hal­lodri.
Das tut mir weh.

Was können Sie tun, um das zu ändern?
Show, don’t tell! Es hilft gar nichts, wenn ich hier jetzt ver­künde, was ich alles vor­habe. Ich muss es zeigen.

Aber Sie spielen selten.
Sie können jeden beim VfL Wolfs­burg fragen: Ist Nicklas immer vor dem Trai­ning im Kraft­raum? Ist Nicklas immer nach dem Trai­ning im Kraft­raum? Und jeder wird Ihnen das bestä­tigen. Ich habe mir sogar ein Trimm-dich-Fahrrad für mein Wohn­zimmer gekauft. Dass ich hart arbeite, sieht man.

Könnte es sein, dass Ihnen alte Geschichten nach­hängen? Früher galten Sie nicht als Trai­nings­welt­meister.
Ich hatte schon immer einen großen Willen, aber viel­leicht nicht immer die rich­tige Per­spek­tive. Früher dachte ich, die Auf­gabe eines Stür­mers sei es, Tore zu schießen. Heute weiß ich, dass ich auch laufen muss.

Kennen Sie eigent­lich den Twitter-Account @lordbendtner, der Ihnen Chuck-Norris-artige Super­kräfte zuschreibt?
Klar. Meine Time­line ist voll davon.

Dort heißt es, Sie hätten mal Stein-Schere-Papier gegen Ihr Spie­gel­bild gespielt und gewonnen.
Da gibt es Lus­ti­geres.

Es heißt auch, Sie hätten als Kind zwei Tage die Schule geschwänzt …
… und jetzt heißen diese Tage Samstag und Sonntag. Der ist gut. Richtig gut!

Finden Sie es schmei­chel­haft, auf diese Weise zur Kult­figur zu werden?
Ich nehme es mit Humor. Aber natür­lich wäre es mir lieber, wenn die Leute, die dahinter ste­cken, über meine Tore twit­tern würden.

Als Eric Can­tona 1997 seine Kar­riere been­dete, sagte er zu den Jour­na­listen auf der Pres­se­kon­fe­renz: Die Möwen folgen dem Kutter, weil sie glauben, dass Sar­dinen ins Meer geworfen werden.“ Er wollte damit wohl sagen, dass er es leid sei, der Presse Geschichten zu lie­fern.
Das kann ich gut ver­stehen. Ich sage auch nicht jede Inter­view­an­frage zu. Ich habe es satt, dass man mich wie einen Idioten dar­stellt. Und selbst Jour­na­listen, denen ich ver­traue, können mit dem geschrie­benen Wort nie­mals trans­por­tieren, wie ich mich wirk­lich fühle, wenn ich nicht spiele.

Vor einigen Monaten schrieben Sie auf Insta­gram: Der Tiger wird kämpfen bis zum Ende!“ Gegen wen kämpft er denn?
Gegen jeden. Am Ende ist man doch immer allein.

Und dann kämpft man gegen sich selbst?
Ja, das kommt auch vor. Es ist hart, jeden Tag zum Trai­ning zu gehen, wenn man nicht weiß, ob man am Wochen­ende zum Ein­satz kommt oder nicht.

Wird der Tiger auch diesen Kampf bis zum Ende bestreiten?
So lange, bis es keinen Sinn mehr hat. So weit ist es aber noch nicht.
 
Sie haben einen vier­jäh­rigen Sohn. Welche Geschichte werden Sie ihm erzählen, wenn er Sie eines Tages fragt, wie es war, ein Fuß­ball­star zu sein?
Das muss ich mir noch über­legen. Viel­leicht zeige ich ihm erst mal ein paar Videos. Das Wich­tigste ist, dass er stolz auf seinen Papa ist.

Würden Sie ihm zuraten, wenn er selbst Profi werden will?
Er ist talen­tiert, ein toller Linksfuß. Und ich denke, wenn man eine Gabe hat, die die Men­schen erfreut, dann muss man das Beste daraus machen. Es wäre ein Ver­bre­chen, es nicht zu tun.

Ist es ein Ver­bre­chen, Nicklas Bendtner nicht spielen zu lassen?
Es wäre jeden­falls kein Ver­bre­chen, mich spielen zu lassen. (Lacht.)