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Seite 4: „Ich habe genug Partys für den Rest meines Lebens gefeiert“

Was haben Sie von ihnen gelernt?
Ich war naiv auf dem Platz, zu schnell und über­mo­ti­viert in meinen Bewe­gungen, wie ein junger Hund. Sie haben mir bei­gebracht, cool zu sein, das rich­tige Timing zu haben.

Haben Sie etwas von ihnen über das Leben gelernt?
In Pro­fi­mann­schaften spricht man nicht so viel über das Leben außer­halb des Platzes. Man spricht vor allem über Fuß­ball.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie selbst ein Star werden können wie Henry und Berg­kamp?
Ich bin nicht eines Mor­gens auf­ge­wacht und hatte plötz­lich dieses Gefühl. Es war eher ein Pro­zess: Die Foto­grafen wurden immer zahl­rei­cher, wenn ich auf die Straße ging. Auch die Ein­la­dungen wurden zahl­rei­cher. Ich habe im Alter zwi­schen 17 und 22 genug Partys für den Rest meines Lebens gefeiert.

Wurden auch die Mäd­chen immer zahl­rei­cher?
Sicher. (Lacht.)

Man hört ver­rückte Geschichten über die Gepflo­gen­heiten in eng­li­schen Mann­schaften, etwa dass Neu­linge sich auf einen Stuhl stellen und ein Lied singen müssen.
Das musste ich auch tun. Ich gab ein Medley von Kim Larsen zum Besten, meinem däni­schen Lieb­lings­sänger. Beim FC Sun­der­land ist die gesamte Mann­schaft vor dem Trai­nings­auf­takt gemeinsam um die Häuser gezogen. Es war ein fan­tas­ti­scher Abend. Welch eine tolle Truppe! Ich finde solche Rituale her­vor­ra­gend, es sollte überall so sein. Aber leider ist es nicht so. Man kommt an und ist ein­fach da, ohne beson­dere Begrü­ßung, ohne Zere­monie. Man über­tritt keine Schwelle. Das ist zu ein­fach.

Gibt es beim VfL Wolfs­burg ein Ritual?
Leider nicht.

Warum nicht?
Ich glaube nicht, dass der Verein etwas dagegen hätte. Viel­leicht wollen die Spieler ein­fach keine ver­rückten Dinge machen. Sie denken, wenn sie dieses oder jenes tun, ver­lieren sie den Fokus auf den Fuß­ball.
 
Viel­leicht befürchten sie auch, dass etwas davon an die Öffent­lich­keit dringen könnte.
Die extreme Auf­merk­sam­keit der Medien ist ein Pro­blem. In Eng­land war das Trai­ning nur in Aus­nah­me­fällen öffent­lich, hier in Wolfs­burg sind jeden Tag Kame­ra­teams auf dem Gelände. Ich ver­stehe zwar, dass die Fans mög­lichst viel über ihre Mann­schaft wissen wollen. Es muss aber auch einen geschützten Raum geben, in dem die Spieler unter sich sind. Weil es den nicht gibt, sind sie viel scheuer. Sie müssen befürchten, dass jede auch noch so kleine Außer­ge­wöhn­lich­keit am nächsten Tag in der Zei­tung steht.