Nicklas Bendtner beendet seine Karriere. Einst, als es ihn nach Wolfsburg verschlagen hatte, sprach der dänische Stürmer ausführlich mit uns. Über seine vermeintlichen Skandale, sein Image, seinen Antrieb. „Ich werde kämpfen“, sprach er damals, „bis es keinen Sinn mehr hat.“
Was haben Sie von ihnen gelernt?
Ich war naiv auf dem Platz, zu schnell und übermotiviert in meinen Bewegungen, wie ein junger Hund. Sie haben mir beigebracht, cool zu sein, das richtige Timing zu haben.
Haben Sie etwas von ihnen über das Leben gelernt?
In Profimannschaften spricht man nicht so viel über das Leben außerhalb des Platzes. Man spricht vor allem über Fußball.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie selbst ein Star werden können wie Henry und Bergkamp?
Ich bin nicht eines Morgens aufgewacht und hatte plötzlich dieses Gefühl. Es war eher ein Prozess: Die Fotografen wurden immer zahlreicher, wenn ich auf die Straße ging. Auch die Einladungen wurden zahlreicher. Ich habe im Alter zwischen 17 und 22 genug Partys für den Rest meines Lebens gefeiert.
Wurden auch die Mädchen immer zahlreicher?
Sicher. (Lacht.)
Man hört verrückte Geschichten über die Gepflogenheiten in englischen Mannschaften, etwa dass Neulinge sich auf einen Stuhl stellen und ein Lied singen müssen.
Das musste ich auch tun. Ich gab ein Medley von Kim Larsen zum Besten, meinem dänischen Lieblingssänger. Beim FC Sunderland ist die gesamte Mannschaft vor dem Trainingsauftakt gemeinsam um die Häuser gezogen. Es war ein fantastischer Abend. Welch eine tolle Truppe! Ich finde solche Rituale hervorragend, es sollte überall so sein. Aber leider ist es nicht so. Man kommt an und ist einfach da, ohne besondere Begrüßung, ohne Zeremonie. Man übertritt keine Schwelle. Das ist zu einfach.
Gibt es beim VfL Wolfsburg ein Ritual?
Leider nicht.
Warum nicht?
Ich glaube nicht, dass der Verein etwas dagegen hätte. Vielleicht wollen die Spieler einfach keine verrückten Dinge machen. Sie denken, wenn sie dieses oder jenes tun, verlieren sie den Fokus auf den Fußball.
Vielleicht befürchten sie auch, dass etwas davon an die Öffentlichkeit dringen könnte.
Die extreme Aufmerksamkeit der Medien ist ein Problem. In England war das Training nur in Ausnahmefällen öffentlich, hier in Wolfsburg sind jeden Tag Kamerateams auf dem Gelände. Ich verstehe zwar, dass die Fans möglichst viel über ihre Mannschaft wissen wollen. Es muss aber auch einen geschützten Raum geben, in dem die Spieler unter sich sind. Weil es den nicht gibt, sind sie viel scheuer. Sie müssen befürchten, dass jede auch noch so kleine Außergewöhnlichkeit am nächsten Tag in der Zeitung steht.