Vor dem Nordderby ist Werder Bremen so gut drauf wie seit Jahren nicht. Ein Grund: Keeper Felix Wiedwald. Also der Mann, der zu Saisonbeginn gleich zweimal zur Nummer Zwei degradiert und öffentlich angezählt wurde. Warum ist er nicht daran zerbrochen?
Sie haben Erfahrung mit der Rolle als Nummer Zwei. In der U15 bei Werder machten Sie im ganzen Jahr nur ein Spiel.
Und das war das letzte Spiel in der Saison, als wir schon längst Meister waren (lacht). Das war für mich ein schweres Jahr. Als junger Kerl fährst du jeden Tag zum Training, hast das Ziel, Profi zu werden – und dann spielst du nicht. Da kommen schon Zweifel hoch und du hinterfragst dich. Aber im Nachhinein habe ich mich zum Glück durchgebissen.
Wieso ließ Sie der Trainer nicht spielen? Sie müssen doch talentiert gewesen sein.
Damals war ich noch nicht so weit, vor allem körperlich. Mit 16 habe ich dann einen richtigen Schuss gemacht und bin zehn Zentimeter gewachsen. Danach rückte ich auch wieder mehr in den Fokus.
Sie kommen aus der Nähe von Bremen. Wie kamen Sie zu Werder?
Als Stürmer! Und landete im Tor. Es war ein Sichtungstag, ich war noch ein kleiner Kerl und hatte in meinem Dorf als Stürmer gespielt. Aber dann fehlte bei einer Übung ein Torwart. Da ich parallel zum Fußball auch Handball spielte und da Torwart war, stellte ich mich gerne ins Tor. Ich hatte im Gegensatz zu den anderen Kindern einfach keine Angst vorm Ball.
Wann waren Sie das erste Mal im Wesertadion?
In der E‑Jugend gab es die Möglichkeit, vor den Profis im Stadion zu kicken. Also erst ein Spiel auf halbem Feld und danach mit den Profis einlaufen. Ich lief als Keeper natürlich an der Hand von Frank Rost.
Wer waren ihre Idole?
Nichts gegen Frank Rost, aber das waren dann schon eher die ganz großen Namen. Jens Lehmann. Oliver Kahn.
Die beide auch unter Druck Höchstleistung brachten. Sind Torhüter psychisch stärker als Feldspieler?
Der Torwart spielt eine Schlüsselrolle. Und für diese Rolle muss man klar im Kopf sein. Entweder bist du der Held. Oder zu zeigst zehn gute Paraden, bekommst dann einen Haltbaren rein und bist am Ende der Depp. Da muss man für sich selber reflektieren können. Dafür braucht man eine starke Persönlichkeit.
Was an Ihrem Torwartspiel gefällt Ihnen?
Ich habe mich in den letzten Monaten in allen Bereichen gesteigert. Ich bin im Eins gegen Eins stark, ich kann gut mitspielen.
Was gefällt Ihnen weniger?
Das moderne Torwartspiel verlangt fußballerisch viel. Da ist sicherlich auch bei mir noch Luft nach oben.
Was macht mehr Spaß: Viele Bälle aufs Tor kriegen und parieren oder gar nichts zu tun zu haben?
Letzteres. Lieber friere ich als dass wir so schlecht stehen, dass ich dauernd eingreifen muss.