Obwohl sich Kuba nach außen öffnet, sind die Aussichten für Profisportler meist bescheiden. Zu sehr locken nordamerikanische Geldtöpfe. Beim Länderspiel in Kanada habe sich nun fünf Fußballer abgesetzt – nicht zum ersten Mal .
Das lässt sich gut am Beispiel Yasiel Puig verdeutlichen. Der kubanische Baseball-Superstar flüchtete 2012 über Mexiko in die USA. Mit den LA Dodgers schloss er einen Sieben-Jahres-Vertrag, der ihm 31 Millionen Euro einbrachte. In Kuba hätte er Anrecht auf einen Staatslohn von 15 Euro monatlich. Der wurde zwar angehoben, steht aber trotzdem in keinem Verhältnis zu den fetten Verträgen Amerikas. Mittlerweile gestattet die Regierung in Havanna ihren Sportlern, Verträge im Ausland abzuschließen. Dafür lässt sie sich prozentual am Gehalt beteiligen. Doch auch das wird wohl kaum genügen, um kubanische Spitzensportler auf der Insel zu halten. Diese nehmen es für sportlichen Erfolg und Geld auch in Kauf, ihre Familie jahrelang nicht zu sehen.
Über Walmart in die MLS
Einer der besten und bekanntesten kubanischen Exil-Fußballer ist Osvaldo Alonso, den alle nur „Ozzie“ rufen. Der defensive Mittelfeldspieler wurde mit den Seattle Sounders Meister, Pokalsieger und kann auf 300 Spiele in der MLS zurückblicken. Trotz dieser beeindruckenden Karriere lief er nur 17 Mal fürs Nationalteam auf. Beim Gold Cup in den USA 2007 ergriff er die Flucht. Und das auf reichlich kuriose Weise, nämlich bei einem Teamausflug in eine Walmart-Filiale in Houston, ausgerüstet mit 700 Dollar Startkapital im Rucksack, die er über ein halbes Jahr angespart hatte.
Mit dem Greyhound Bus ging es dann von Houston nach Miami, wo „Ozzie“ bei der ansässigen Gemeinde aus Exil-Kubanern unterkommen konnte. Auf seine Odyssee angesprochen sagte er in einem Interview mit „Pioneer Press“: „Das war hart, mir ist alles Mögliche in den Sinn gekommen: Ich werde nicht mehr nach Kuba kommen. Ich werde meine Familie nicht mehr sehen. Es war eine wirklich harte Entscheidung. Aber ich sagte mir, dass ich nach vorne schauen muss.“ 2009 wurde er schließlich von den Sounders gedraftet, vorher spielte er bei Charlotte in der zweitklassigen NASL.
Alonso, mittlerweile beim Minnesota FC aktiv und amerikanischer Staatsbürger, wird Barack Obama besonders dankbar sein. Der US-Präsident war es, der 2015 diplomatische Beziehungen mit Kuba aufnahm und somit die Isolation beendete. Durch die so entstandenen vereinfachten Reisebedingungen war es Alonsos Familie schließlich doch noch möglich, in die USA überzusiedeln und in Miami sesshaft zu werden. Zuvor hatten sie sich acht Jahre lang nicht gesehen.
Wie es nun mit den fünf Kubanern in Toronto weitergeht? Ungewiss. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass sie nicht die letzten geflüchteten Sportler sein werden.