Gegen den 1. FC Köln zeigt Eintracht Frankfurt wieder Diva-Qualitäten. Dennoch kann die Mannschaft mit dem Saisonstart zufrieden sein. Fünf Gründe, warum mit den Adlern in dieser Spielzeit zu rechnen ist.
Da war sie wieder, die launische Diva vom Main. Alles war angerichtet für den perfekten Spieltag aus Sicht von Eintracht Frankfurt. Ein Sieg gegen den bisher punktlosen 1. FC Köln hätte die Eintracht auf den zweiten Tabellenplatz gehievt. Doch Dudas Ausgleichstreffer machte den fast perfekten Saisonstart zunichte. Am Ende stand es 1:1.
Dennoch bot das Spiel viele gute Argumente, warum man die Eintracht im Kampf um Europa nicht unterschätzen sollte. Fünf Gründe, warum mit den Adlern in dieser Saison noch zu rechnen sein wird.
29,6 Jahre: So alt war Frankfurts Startformation im Durchschnitt beim Spiel gegen Köln. Frankfurt stellte damit die mit Abstand älteste Startelf aller Bundesligisten. In der Tat setzt die Eintracht in allen Mannschaftsteilen auf Erfahrung. Mit Makoto Hasebe (36), Bas Dost (31) und Sebastian Rode (30) sind gleich mehrere Schlüsselspieler des Teams über 30 Jahre alt.
Diese Routine merkt man der Mannschaft an: Frankfurt gehört zu den Teams der Liga, gegen die kein Gegner gerne spielt. Die Erfahrung kombiniert die Mannschaft mit einer hohen Körperlichkeit. Die Frankfurter wissen, wie sie einen Zweikampf zu führen und einen Gegner abzulaufen haben.
Hütter weiß die Körperlichkeit seiner Mannschaft zu nutzen. Sein Spielsystem ist ganz darauf ausgelegt, den Gegner in direkte Duelle zu zwingen. Mit dem eigenen 3 – 2‑3 – 2‑System will die Mannschaft überall auf dem Feld Eins-gegen-Eins-Duelle herstellen. Frankfurt agiert äußerst mannorientiert.
Die Frankfurter pressen dabei in dieser Saison wieder höher als in der vergangenen Spielzeit. In den letzten zwei Jahren war dies kaum möglich, hatte die Eintracht doch aufgrund der Europa League mit einer Dreifachbelastung zu kämpfen. In dieser Spielzeit rücken sie wieder weit in die gegnerische Hälfte und suchen den Zugriff bereits am gegnerischen Strafraum.
Die Frankfurter überzeugen dabei nicht nur körperlich, sondern auch taktisch. Gegen Köln veränderten sie den eigenen Pressingansatz, je nachdem, ob der FC das Spiel mit zwei oder drei Verteidigern aufbaute. Das hohe Pressing bleibt eine der absoluten Stärken von Trainer Hütter.
Hütters ausdrücklicher Wunsch lautete vor der Saison, die eigenen Stärken im Pressing und in der Offensive wieder mit einer stabilen Defensive zu kombinieren. Der österreichische Coach haderte damit, dass sein Team in der vergangenen Saison 60 Gegentore kassiert hatte.
In dieser spielzeit gelingt es seinem Team wesentlich besser, das hohe Pressing mit einer stabilen Endverteidigung zu paaren. Sebastian Rode und Stefan Ilsanker halten als Doppelsechs die Balance. Abwehrrecke Hasebe scheint nach einer etwas schwächeren Saison zu alter Stärke zurückzufinden. Damit steht Frankfurt mit einer 3 – 2‑Formation stabil vor dem eigenen Strafraum.
Fehlerfrei agiert die Abwehr jedoch nicht. Bereits beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld erlaubte es die Eintracht dem Gegner, aus einer halben Chance ein Tor zu erzielen. Gegen Köln verpassten sie ebenfalls in der entscheidenden Szene, Zugriff zu erzeugen.
Offensiv möchte die Eintracht weniger ausrechenbar sein als in der vergangenen Spielzeit. Man möchte sich nicht mehr abhängig machen von Linksaußen Filip Kostic. Das müssen die Frankfurter derzeit auch: Der Serbe fällt weiterhin verletzt aus.
Die Frankfurter überzeugen vor allem mit ihrer neu gewonnen Spielfreude in der Offensive. Dazu trägt Andre Silva bei, der sich neben Stoßstürmer Dost häufig fallen lässt und das Dribbling sucht. Vor allem aber stach zuletzt Zehner Daichi Kamada hervor. Gegen Köln zeigte er sich enorm umtriebig, umdribbelte dreimal seine Gegenspieler und legte fünf Chancen für seine Kollegen auf. Einzig an der Effizienz muss der Japaner noch arbeiten.
Apropos Effizienz: Das ist das große Thema der Frankfurter in dieser jungen Saison. Über 60 Schüsse haben die Hessen in dieser Spielzeit bereits auf das gegnerische Tor abgegeben, nur die Bayern und Leipzig haben mehr Torschüsse auf dem Konto. Doch mit sieben Treffern in vier Spielen zeigt die Eintracht-Offensive noch Ladehemmungen. Gegen Köln besorgten sie ihren einzigen Treffer nach einem Elfmeter.
Doch besser viele Chancen vergeben, als gar keine Chancen herausarbeiten. Sobald die Stürmer zu der gewohnten Treffsicherheit zurückfinden, dürfte Eintrachts Form noch weiter nach oben zeigen. Ihnen spielt in die Karten, dass sie ausgerechnet in dieser eng getakteten Corona-Saison keine Doppelbelastung haben. Das könnte die Chance für die Eintracht sein, sich mit ihrer abgeklärten, robusten Mannschaft in die Europa-League-Ränge zu kämpfen.