Kein Maskottchen sorgte so oft für Krawall wie der legendäre Grotifant aus Uerdingen, der zur kommenden Saison zum Teambetreuer befördert wird. Kurz vor seinem Karriereende haben wir mit ihm gesprochen. Alles halb so wild, sagt der Mann im Elefantenkostüm.
Und trotzdem: Sie sind regelmäßig in den Schlagzeilen. 2015 sollen Sie sich mit den eigenen Fans geprügelt haben.
Schwachsinn. Ich bin auf den Zaun geklettert, um die Menge anzuheizen. Damals war die Fanszene wegen unseres damaligen Klubchefs Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos ein wenig gespalten. Ich war pro Lakis, die Ultras gegen ihn. Gerüchteweise war deswegen ein Kopfgeld von 200 Euro auf meinen Elefantenkopf ausgesetzt. Und tatsächlich kam ein Fan und riss mir den Kopf runter. Ich bin sofort hinter ihm her, um meinen Kopf zurückzufordern. So ein Kostüm kostet schließlich 1500 Euro. Im Block kam es dann zu einem Handgemenge, allerdings unter den Fans. Ich war da schon längst wieder im Innenraum. Mit Kopf. Im Anschluss gab es Artikel über mich in China und Australien. Das war ein Horrortrip. Es gab sogar Drohanrufe. Dabei habe ich nur mein Eigentum geschützt.
Aufreger rund um den Grotifanten scheinen Tradition zu sein. Ihr Vorgänger soll zu Bundesligazeiten mal einen Linienrichter attackiert haben.
Ach, 1996 gegen den 1. FC Köln hat sich mein Vorgänger lautstark über eine Schiedsrichterentscheidung beschwert. Die Presse schrieb, er habe den Linienrichter in den Arsch getreten. Völliger Quatsch. Das war noch das alte Kostüm, das eine schwere Stangenkonstruktion im Innern hatte. Das konnte man höchstens zehn Minuten tragen und sehr mobil war man darin auch nicht. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte mein Vorgänger den Linienrichter gar nicht treten können.
Sie selbst waren aber tatsächlich einmal in ein Handgemenge verwickelt, oder?
Ja, im Pokal gegen Fortuna Köln. Im Ligaspiel drei Wochen zuvor haben die Fortuna-Fans den Platz gestürmt und mich übers Feld gejagt. An der Auswechselbank erwischten sie mich und gaben mir ein paar auf die Nuss. Nach Abpfiff des Pokalspiels war unser Spieler Ilia Gruew in eine Rudelbildung verwickelt. Ich wollte ihn aus dem Getümmel ziehen, da kam Fortuna-Keeper Carsten Nulle an und sagte: „Dir wollte ich schon immer mal den Rüssel vom Kopf hauen.“ Das hat er dann auch gemacht. Seitdem hat mich der Boulevard immer ganz besonders unter Beobachtung.
Was sagt denn eigentlich der Klub zu den Eskapaden des Grotifanten?
Die Verantwortlichen mögen den Grotifanten so, wie er ist. Nach der letzten Aufregung kamen sie auf mich zu und sagten: „Groti, bleib so, wie du bist.“
Diese Woche gab Ueringen bekannt, dass Andreas Bosheck in Zukunft nicht mehr ins Elefantenkostüm steigen wird. Stattdessen wird er die Mannschaft ab kommende Saison als Teambetreuer begleiten.