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Kras­simir Balakow, Sie haben 2001 im vor­letzten Sai­son­spiel gegen Schalke dem VfB mit ihrem Sieg­treffer in der 90. Minute den Klas­sen­er­halt gesi­chert. Was ging Ihnen nach dem Treffer durch den Kopf?
In so einem Moment denkt man sekun­den­lang nichts, man spürt nur. Mir ist der Druck ton­nen­weise von den Schul­tern gefallen. Das war ein geiles Glücks­ge­fühl. Es fühlt sich an, als würde man sein neu­ge­bo­renes Kind zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Das war eines der emo­tio­nalsten Tore meiner Kar­riere.

Sie haben an der Straf­raum­grenze nach einem Abpraller durch­ge­zogen. Sind Impuls­hand­lungen der Schlüssel zum Erfolg im Abstiegs­kampf?
Ich wusste, dass jetzt der Moment gekommen ist, mit all meiner Kraft drauf­zu­halten. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich den Ball in ein bestimmtes Eck schießen wollte. Der Ball musste ins Tor – egal wie. Mein Wille, das Spiel zu gewinnen, war enorm groß. Die Psyche ist der alles ent­schei­dende Faktor im Abstiegs­kampf.

Wenn die men­tale Ver­fas­sung der Mann­schaft so eine wich­tige Rolle spielte: Wie sah die Kabi­nen­an­sprache von Felix Magath vor dem Spiel aus?
Vor so einem Spiel bringt es nichts, viel zu spre­chen. Felix Magath hat das richtig gemacht, denn wir haben den Klas­sen­er­halt geschafft. Die Situa­tion lässt sich aber nicht mit dem Spiel heute zwi­schen Hertha und Stutt­gart ver­glei­chen. Es war unsere letzte Chance. Natür­lich ist das heute für Stutt­gart ein Sechs­punk­te­spiel, aber es bleiben danach noch ein paar Spiele.

Nach Magaths Antritts­spiel gegen Bochum wenige Runden zuvor hat er zu Ihnen gesagt, sie sollen nicht so viel laufen und kämpfen. Kann man im Abstiegs­kampf über­powern?
Magath meinte, ich soll mir meine Kräfte ein­teilen, um das zu machen, was ich kann: Pässe geben und drib­beln. Dieser Rat war wichtig für mich, denn in den kom­menden Spielen habe ich meine Kräfte effi­zi­enter ange­wendet.

Wie kam es über­haupt dazu, dass die Mann­schaft 2001 in den Abstiegs­kampf geraten ist?
Wir hatten eine Top-Mann­schaft. Mit der glei­chen Mann­schaft haben wir uns in der über­nächsten Saison für die Cham­pions League qua­li­fi­ziert. Des­halb lässt sich unsere Situa­tion von damals mit der von Dort­mund in dieser Saison ver­glei­chen – nur dass unser Nega­tiv­lauf bis zum Schluss anhielt. Die Deut­sche Bun­des­liga ist die beste Liga der Welt und wenn man ein biss­chen nach­lässt, kann man auch als gute Mann­schaft in eine Abwärts­spi­rale geraten. Das Pro­blem, das Stutt­gart heute hat, hat nichts mit einem psy­chi­schen Tief zu tun. Die Mann­schaft steht in der dritten Saison in Folge im Abstiegs­kampf. Die Ver­ant­wort­li­chen müssen sich über­legen, woran das liegt. In der oberen Etage muss sich etwas ändern. Ich will den VfB nicht in der Zweiten Liga sehen. Das wäre eine Kata­strophe.

Wie ist der Mann­schaft von 2001 die Wand­lung vom Bei­nahe-Absteiger zum Vize-Meister gelungen?
Felix Magath hat nach dem Spiel gegen Schalke in der Kabine gesagt: Nächste Saison spielen wir in der Cham­pions League.“ Wir haben alle gelacht. Als Trainer weiß ich heute, was er im Gegen­satz zu uns Spie­lern in dem Moment gesehen hat: Die Mann­schaft hatte wahn­sinnig großes Poten­zial.