Zur aktiven Zeit war Torsten Frings oft in Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Als Cheftrainer des SV Darmstadt tritt er nun mit großer Demut auf.
Fällt es Ihnen leicht, mit dieser Art zu allen Spielern durchzudringen? Etwa zu einem Routinier wie Hamit Altintop und einer Type wie Kevin Großkreutz?
Hamit hat beim FC Bayern und bei Real Madrid gespielt, den größten Klubs der Welt. Kevin ist ein besonderer Spieler, der polarisiert, aber dem es gelungen ist, sich von unten ganz hoch zu arbeiten. Beide sind anerkannte Spieler, mit denen es Spaß macht zu arbeiten.
Von Ihnen ist überliefert, dass Sie sich als Aktiver vor Waldläufen auch mal beim Trainer beschwert haben.
So schlimm, wie ich war, sind meine Spieler Gott sei Dank nicht. (Lacht.)
Ernsthaft?
Ich habe in Darmstadt Profis, die vieles hinterfragen, die sich aber auch sehr einbringen.
Sie gehörten der wohl letzten Spielergeneration an, die nicht als Digital Natives aufgewachsen ist. Merken Sie mit 40 schon Mentalitätsunterschiede im Verhältnis zu Ihren Profis?
Natürlich. Die sozialen Netzwerke haben das Profileben komplett verändert. Fußballer werden noch stärker wahrgenommen als zu meiner Zeit. Als Spieler habe ich meine Privatsphäre komplett abgeschirmt. Wenn ich privat war, war ich privat. Niemand durfte meine Kinder fotografieren, da habe ich aufgepasst wie ein Schießhund. Heute müssen Spieler ihre Fans mit News bombardieren, weil die Leute wirklich alles wissen wollen. Das bedeutet aber auch: Sie müssen genauer aufpassen, was sie machen, weil einfach alles öffentlich wird.
Wo ziehen Sie in der Hinsicht die rote Linie?
Alles, was den Verein anbetrifft und in der Kabine passiert, darf nicht nach außen dringen. Nur nach Siegen dürfen sie gern mal ein Siegerfoto aus der Umkleide posten. (Lacht.)
An welchem Ihrer früheren Trainer orientieren Sie sich? Thomas Schaaf war für Sie eine väterliche Figur.
Aber er war sicher kein Typ, der eng an der Mannschaft war. Ich war nah an ihm dran, weil er mich als junger Spieler von Alemannia Aachen nach Bremen geholt, mich überragend ausgebildet und immer gepusht hat. Das ging aber längst nicht allen in der Mannschaft so.
Gibt es andere Trainer, die Ihrem Stil eher entsprechen? Felix Magath sicher auch nicht.
Menschlich habe ich mich mit ihm nicht besonders verstanden, er war ein sehr harter Trainer, sehr auf Disziplin aus. Und ich bin als Spieler in Trainingseinheiten nun mal ungern gelaufen und fand es auch nicht toll, Medizinbälle zu schleppen. Aber jetzt weiß ich, wie sehr eine gute Kondition im Spiel hilft und dass die Grundlagenphysis ein Muss für jeden Profi ist. Und deswegen fließen natürlich auch Elemente von Magaths Arbeit bei mir ein.