Gegen Deutschland spielte Paul Pogba herausragend. Wieso ihm das im Nationaltrikot so regelmäßig gelingt und bei Manchester United nur selten.
Christoph Kramer kam aus dem Staunen kaum heraus. Nach dem Spiel zwischen Frankreich und Deutschland bescheinigte der TV-Experte des ZDF Paul Pogba nicht nur eine Weltklasse-Leistung, er zeigte sich darüber auch ehrlich verwundert. Der Weltmeister von 2014, das wurde deutlich, hatte nicht mit solch einem überzeugenden Auftritt des Mittelfeldstars von Manchester United gerechnet. Dass der Auftritt überzeugend war, sahen auch andere so. Die UEFA kürte Pogba zum Man Of The Match.
Über die gesamten 90 Minuten hatte sich dieser zuvor äußerst lauf- und zweikampfstark gezeigt, mit einer großen Ruhe am Ball das Spiel der Franzosen dirigiert und war schließlich auch am einzigen regulären Tor des Abends entscheidend beteiligt gewesen: Nach einem Einwurf auf der rechten Seite schirmte er den Ball gekonnt gegen Robin Gosens ab, zog dadurch zusätzlich Antonio Rüdiger auf sich und filetierte nach einer kurzen Pass-Stafette mit einem öffnenden Außenristpass die deutsche Defensive.
In der Mannschaft von Trainer Didier Deschamps verkörperte Pogba stellvertretend für die gesamte Mannschaft exakt die Qualitäten am eindrucksvollsten, die der deutschen Mannschaft im Spiel am deutlichsten abgingen: Souveränität, technische Präzision und körperliche Präsenz. Sein Auftritt wirkte, wie eigentlich bei allen anderen französischen Spielern, eben nicht besonders verbissen oder bemüht, sondern zu jeder Zeit abgeklärt und spielfreudig. Er besetzte die richtigen Räume, spielte präzise Quer- und Steilpässe und gewann eindrucksvoll ein ums andere Mal Zweikämpfe, bei denen die deutschen Spieler entweder chancenlos waren oder sich nur noch mit einem Foul helfen konnten. Auch Christoph Kramer zeigte sich davon beeindruckt: „Es sieht aus, als würde er gegen Kinder spielen. Unglaublich, was der für eine Qualität hat – offensiv und defensiv.“
Gerade für die Balance aus defensiven und offensiven Aktionen im Spiel Frankreichs war Pogba hauptverantwortlich. Zwar erwischte er in der 16. Spielminute nach einer Ecke von Antoine Griezmann den Ball nicht richtig mit dem Kopf und verpasste das frühe 1:0. Doch bereits vier Minuten später leitete er dann mit dem besagten Traumpass die Führung der Franzosen ein.
In der Folge fand man ihn überall auf dem Platz und im Verbund mit N’Golo Kanté war seine Defensivarbeit so stark, dass der deutschen Mannschaft der Weg durchs Zentrum so gut wie immer versperrt blieb. Auch hier hatten die Franzosen deutliche Vorteile, denn auch wenn Toni Kroos immer wieder für wichtige Ballgewinne sorgte, war Ilkay Gündogan defensiv und offensiv längst nicht so präsent wie Pogba. Das Fehlen von Leon Goretzka machte sich bemerkbar, ein ebenfalls physisch starker und gleichzeitig torgefährlicher Mittelfeldspieler, der dem deutschen Spiel sicher einen anderen Charakter verliehen hätte.