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Seite 2: „Sie kennen die Bilder von Dieter mit dem blutigen Turban?“

Ihr Gast­spiel in Mün­chen ver­lief aber unglück­lich und dau­erte nur ein Jahr. Warum?
Ich ver­letzte mich gleich zu Beginn am Knie und brauchte drei Monate, um wieder fit zu werden. Letzt­lich machte ich nur 17 Spiele und ein Tor, aber die Zeit in Mün­chen war trotzdem okay.

Ja? Damals hieß es, es gebe Pro­bleme mit Platz­hirsch Paul Breitner, der um seinen Stamm­platz fürch­tete. Natür­lich ist es so, dass man, wenn man aus dem Aus­land zu Bayern Mün­chen kommt, nicht auto­ma­tisch seine Posi­tion hat. Schon gar nicht, wenn der direkte Kon­kur­rent einer wie Paul Breitner ist. Aber ganz so schlimm war es auch nicht. In der Presse hieß es, dass Paul für meinen Abschied nach einem Jahr ver­ant­wort­lich war, so habe ich das nicht wahr­ge­nommen. Ich hatte mit Paul keine Pro­bleme. Dass ich mich bei den Bayern nicht durch­setzen konnte, lag eher an Trainer Pal Csernai. Mit ihm bin ich ein­fach nicht zurecht­ge­kommen. Was viel­leicht auch daran lag, dass Uli Hoeneß mich unbe­dingt haben wollte, wäh­rend Csernai nicht in den Wechsel ein­ge­bunden war. Er ließ mich im linken Mit­tel­feld spielen, als Spiel­ma­cher war ich da aber ver­loren.

Immerhin gewannen Sie mit den Bayern den DFB-Pokal.
Beim 4:2 gegen Nürn­berg im Pokal­fi­nale saß ich auf der Bank. Wir waren klarer Favorit, lagen aber plötz­lich über­ra­schend 0:2 zurück. Aber wir hatten Dieter Hoeneß vorne drin, der seinen Kopf in alles hielt, was auch nur nach Flanke aussah. Sie kennen ja wahr­schein­lich die Bilder von Dieter mit dem blu­tigen Turban?

Selbst­ver­ständ­lich.
In der ersten Halb­zeit ras­selte er mit dem Nürn­berger Alois Rein­hardt zusammen und blu­tete ohne Ende. Er bekam einen Ver­band, aber das half auch nicht viel, nach wenigen Minuten hatte sich der Ver­band kom­plett voll­ge­sogen. Ich habe mich richtig erschro­cken, als ich das viele Blut sah, aber ich wusste auch, dass Dieter ein harter Hund ist, dem so eine Platz­wunde nicht so viel aus­macht. In der Halb­zeit wurde er in der Kabine genäht, bekam einen neuen Ver­band und lief wieder auf. Und machte später das 4:2, natür­lich mit dem Kopf. An der Stelle hat er wahr­schein­lich immer noch eine Narbe. (Lacht.)

Sie wech­selten nach der Saison nach Stutt­gart. Wie kam der Wechsel zustande?
In Stutt­gart war Helmut Bent­haus Trainer, der mich früher schon nach Basel holen wollte. Er hatte dem Prä­si­dium unmiss­ver­ständ­lich klar­ge­macht: Wenn wir Sigur­vinsson kriegen können, müssen wir sofort han­deln.“ Ich hatte bei den Bayern nur Kurz­ein­sätze, der VfB fragte an, und ich hatte direkt ein gutes Gefühl. Das sich glück­li­cher­weise bestä­tigte, ich blieb ja acht Jahre lang. Die Bayern wollten mich später sogar zurück­holen. Uli rief an und sagte: Wenn du willst, kannst du jetzt zurück­kommen.“ Aber ich sagte nur: Uli, danke, aber ich bin glück­lich hier.“

Es gibt nicht allzu viele Spieler, die von den Bayern weg­gehen und dann Meister werden.
Wir hatten einen her­aus­ra­genden Kader. Die Förster-Brüder in der Abwehr, im Mit­tel­feld Her­mann Ohli­cher, ich, Karl All­göwer, aus der Jugend kam noch Guido Buch­wald hoch. Der Mix aus tech­nisch guten Spie­lern und Kämp­fer­typen stimmte, und wir wurden im Laufe der Saison immer besser. Und am Ende auch ver­dient Deut­scher Meister.

Aber über­ra­schend kam der Titel schon, oder?
Am vor­letzten Spieltag waren wir punkt­gleich mit dem HSV, auch die Bayern hätten uns noch ein­holen können. Wir gewannen 2:1 in Bremen, par­allel verlor der HSV völlig über­ra­schend gegen Ein­tracht Frank­furt, die damals gegen den Abstieg spielten, und Bayern spielte nur Unent­schieden gegen Dort­mund. Wir bekamen davon nur mit, weil Fans hinter der Bank die Zwi­schen­stände in ihren mit­ge­brachten Radios hörten. Nach Abpfiff war klar, dass uns der HSV am letzten Spieltag mit 5:0 schlagen müsste, um noch an uns vor­bei­zu­ziehen. Das war quasi unmög­lich. Unser Trainer Helmut Bent­haus sprang von der Bank auf, als er das hörte, und schrie: Dann sind wir ja Meister!?“