Kung-Fu-Kahn oder Koller als Keeper: In diesen Tagen werden immer dieselben Spiele zwischen Bayern und Dortmund hervorgekramt. Hier sind zehn Duelle, an die seltener erinnert wird, obwohl sie ebenfalls bedeutsam waren. Eines fand sogar während einer WM statt.
16. Oktober 1965: FC Bayern München – Borussia Dortmund 0:2
Das erste Pflichtspiel der beiden zukünftigen Rivalen findet unter ungewöhnlichen Vorzeichen statt. Nach sieben Spieltagen führt Aufsteiger FC Bayern die Tabelle an, als der kommende Europacup-Sieger BVB an die Grünwalder Straße kommt. Die nächste Überraschung gibt es dann auf dem Rasen: Der Favorit Dortmund steht erstaunlich tief, lässt die jungen Bayern kommen und kontert sie eiskalt aus. Trotzdem haben die Roten die Chance, ihre Tabellenführung zu verteidigen, denn in der 58. Minute bekommen sie beim Stand von 0:1 einen Elfmeter. Doch der Schütze vergibt. Sein Name: Franz Beckenbauer.
2. Oktober 1976: Borussia Dortmund – FC Bayern München 3:3
Fast exakt elf Jahre später sieht die Sache ganz anders aus. Nun sind die Bayern ein internationaler Top-Klub und Dortmund bloß ein Aufsteiger. Das erste Spiel des FCB im Westfalenstadion läuft lange nach Plan, denn Karl-Heinz Rummenigge und Gerd Müller schießen bis zur 80. Minute eine 3:1‑Führung heraus. Doch dann bringt BVB-Trainer Otto Rehhagel den damals noch jungen Mirko Votava und befiehlt ihm, die Brechstange auszupacken. Dortmund holt noch einen Punkt und Rummenigge fährt enttäuscht zu seinen Eltern ins 70 Kilometer entfernte Lippstadt.
12. August 1978: Borussia Dortmund – FC Bayern München 1:0
Nur drei Monate nach dem historischen 0:12 in Gladbach eröffnet Dortmund die neue Saison ausgerechnet gegen die Bayern, die ebenfalls nicht direkt vor Selbstvertrauen strotzen, haben sie doch gerade die schlechteste Platzierung ihrer Bundesligageschichte abgeliefert. Eine enge Partie wird von zwei herausragenden Torhütern dominiert. Der 34-jährige Sepp Maier kann nur vor Manni Burgsmüller überwunden werden, während auf der Gegenseite ein 17-jähriger Debütant alles hält, was auf seinen Kasten kommt. Er heißt Eike Immel.
21. Mai 1983: Borussia Dortmund – FC Bayern München 4:4
Im einzigen Spiel zwischen Schwarz-Gelben und Roten, in dem beide Teams mehr als drei Tore erzielen, ist erneut ein Torwart der Held, diesmal Bayerns Jean-Marie Pfaff. Beide Vereine kämpfen um den UEFA-Cup, doch der Punkt hilft den Gästen mehr. Trotzdem gibt Uli Hoeneß bekannt, dass zur neuen Saison ein neuer alter Trainer kommen wird – Udo Lattek. Bayerns Interims-Coach Reinhard Saftig wird ein Jahr später nach Dortmund wechseln und den Klub 1986 in der Relegation vor dem Abstieg bewahren.
11. August 1986: FC Bayern München – Borussia Dortmund 2:2
Schon wieder ein erster Spieltag nach einer für beide Klubs dramatischen Saison (Dortmund wäre fast abgestiegen, die Bayern holten wegen des Kutzop-Elfers doch noch den Titel). Und schon wieder Jean-Marie Pfaff. Kurz vor der Pause unterläuft Bayerns Libero Klaus Augenthaler ein schlimmer Ballverlust und der belgische Keeper eilt weit aus seinem Kasten, um Frank Mill zu stoppen. Doch der Stürmer legt den Ball an Pfaff vorbei, läuft aufs leere Tor zu und … Nun, was dann passiert, weiß jeder. Weniger bekannt ist, dass Mill in diesem Spiel, seinem ersten für Dortmund, eine gute Leistung zeigt und in der 70. Minute mit einem tollen Pass das 2:2 vorbereitet. Erst Monate später geht Mill auf, dass eine andere Szene in die Geschichte eingegangen ist. Im USA-Urlaub sieht er seinen Pfostenschuss in einem Film über lustige Sportpannen.
28. Januar 1989: Borussia Dortmund – FC Bayern München 1:5
Fast 11.000 Zuschauer sind in die Westfalenhalle gekommen, um das zweite offizielle Hallen-Masters zu sehen und die heimische Borussia zu unterstützen, die eines Tages Rekordsieger dieser Veranstaltung sein wird. Doch nicht an diesem Tag. Um 13:10 Uhr bekommt es der BVB mit den Bayern zu tun – und geht unter. Beim Stand von 1:3 vergibt Andreas Möller eine Riesenchance zum Anschlusstor, dann erhöhen Hansi Flick und Thomas Kastenmaier auf 5:1. Dortmund streicht in der Gruppenphase die Segel, der FCB erst im Halbfinale.
9. Mai 1998: FC Bayern München – Borussia Dortmund 4:0
Nur sieben Wochen, nachdem Dortmund die Bayern aus der Champions League geworfen hat, nehmen die Münchener Revanche. Aber eigentlich ist es ein Tag der Blumen und der Tränen. In der 68. Minute wechseln die Dortmunder Michael Zorc ein und die Bayern Ruggiero Rizzitelli, damit sich beide von ihren Fans verabschieden können. Nach dem Spiel sagt Bayerns italienischer Trainer (Giovanni Trapattoni) leise Arrividerci. Das könnte auch Dortmunds italienischer Trainer (Nevio Scala) tun, aber er wartet noch vier Tage, bis er darum bittet, aus seinem Vertrag entlassen zu werden. Außerdem verabschiedet sich ein gebürtiger Dortmunder vom FC Bayern, um nach Dortmund zu gehen (Christian Nerlinger), während ein Ehren-Dortmunder dem BVB den Rücken kehrt und bei Bayern unterschreibt (Ottmar Hitzfeld). Es ist alles eine große Familie.
5. Juli 1998: Borussia Dortmund – FC Bayern München 2:2 n.V., 2:1 n.E.
Am 4. Juli verliert Deutschland das WM-Viertelfinale gegen Kroatien mit 0:3. Nur elf Stunden später spielt die Zukunft. Sie heißt zumindest an diesem Tag Alexander Kuschmann. Im Endspiel um die A‑Jugend-Meisterschaft hält Dortmunds Keeper zunächst beim Stand von 1:2 einen Elfmeter von Berkant Göktan. Dann pariert er im Elfmeterschießen vier weitere Strafstöße, darunter einen von Owen Hargreaves. Kuschmann wird den Sprung in den Profifußball nicht schaffen, ist aber heute wieder beim BVB – als Trainer im Nachwuchsbereich.
13. Mai 2006: FC Bayern München – Borussia Dortmund 3:3
Wieder ein letzter Spieltag, wieder Tränen. Jens Jeremies und Bixente Lizarazu sagen den Bayern unter Applaus Lebewohl, das Goodbye von und für Michael Ballack fällt hingegen etwas unterkühlt aus. Auf Dortmunder Seite verabschiedet sich Jan Koller standesgemäß. Beim ersten Spiel des BVB in der neuen Bayern-Arena versenkt der Hüne aus Prag zwei Kopfbälle im Netz und rettet seiner Elf einen überraschenden Punkt. Es ist das bislang letzte Mal, dass die Liga eine Partie zwischen Bayern und Dortmund auf den letzten Spieltag legt.
12. September 2009: Borussia Dortmund – FC Bayern München 1:5
Schon nach wenigen Wochen in München steht Louis van Gaal unter Druck, denn die Bayern haben den Saisonstart verpatzt. Da kommt eine Reise nach Westfalen gerade recht. Zwar gehen die Dortmunder durch einen gewissen Mats Hummels in Führung, aber nach der Pause zerlegt der Rekordmeister eine Mannschaft, von der er noch nicht weiß, dass sie bald wieder ein Rivale sein wird. Zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag kassiert der BVB die höchste Heimniederlage seiner Bundesligageschichte.