Julian Gressel wurde vor der Saison an achter Stelle des MLS-Drafts gezogen und nach der Saison zum Rookie of the Year gewählt. Wir haben mit ihm über eine wahnsinnige Saison gesprochen.
Als wir uns im Januar unterhalten haben, konnten Sie das Niveau der MLS nur von außen beurteilen. Wie fällt Ihr Fazit nach der ersten Saison aus?
Die Qualität ist deutlich höher als am College. Das war keine leichte Umstellung zu Beginn, aber die älteren Spieler im Team haben mir geholfen und dann ging es doch recht schnell. Der Vergleich zum deutschen oder europäischen Fußball fällt natürlich schwer, weil ich dort nie höherklassig gespielt habe. Aber in der MLS geht es schon etwas physischer zur Sache, Taktik ist nicht so prägend für das Spiel wie etwa in der Bundesliga.
Mit Atlanta United war es zum Schluss also etwas enttäuschend. Für Sie persönlich ging die Saison aber mit einem Erfolgserlebnis zu Ende: Mit riesengroßem Abstand und als erster Europäer wurden Sie zum „Rookie of the Year“, dem besten Nachwuchsspieler der Saison gewählt.
Das macht mich natürlich stolz, die Bestätigung zu bekommen, dass die ganze Liga, die Journalisten, die Spieler und die Trainer meine Entwicklung so mitverfolgen und einschätzen. Auch wenn ich lieber den MLS-Cup geholt hätte, war es für mich persönlich eine sehr gute Saison. Aber: Es war nur die erste. Jetzt will ich sie bestätigen und hoffe, dass noch viele weitere folgen.
Und wie war das Feedback aus Ihrer bayrischen Heimat, auch von Ihren beiden Brüdern, die aktiv Fußball spielen?
Alle freuen sich für mich. Aber sie wünschen sich auch, dass ich mal wieder in Deutschland spiele, damit sie nicht über den großen Teich fliegen müssen, um mich kicken zu sehen. Das geht auch, aber es ist ein langer Weg, nur um ein bisschen Urlaub zu machen und Spiele zu sehen. Meine Familie ist die eine große Sache, die ich aus Deutschland wirklich vermisse.
Vorerst werden Sie allerdings in den USA bleiben. Ihr Vertrag wird nach so einer Saison doch bestimmt verlängert.
Es gibt mehrere Optionen in meinem Vertrag. Aber ja: Ich gehe fest davon aus, dass ich auch nächstes Jahr noch für Atlanta spielen werde.
Auch, wenn Sie sich mit ihren Leistungen in die Notizblöcke von Scouts deutscher Vereine gespielt haben? Im Januar sagten Sie, Ihr Traum wäre es, samstags um 15.30 Uhr in der Bundesliga aufzulaufen.
Das ist es auch immer noch. Aber ich habe erst eine gute Saison gespielt. Natürlich kann das schon sein, dass sie mich im Blick haben, gehört habe ich jedoch noch nichts. Ich werde weiter mein Ding durchziehen und dann wird man sehen, was kommt.