Zu Jahresbeginn hat Celtic zeitgleich drei Japaner verpflichtet. Schnell wurden Vorwürfe laut: Eine reine PR-Aktion, der Klub wolle sich am asiatischen Markt bereichern. Dabei hat gerade Celtic jüngst gezeigt, welchen sportlichen Wert solche Deals haben können.
Es ist der 19. Juli 2021, ein ganz normaler Sommertag in Schottland. Die Europameisterschaft ist seit einer guten Woche vorbei. England hat das Finale gegen Italien verloren. Der Hohn über die Finalniederlage der Nachbarn wird an diesem Tag kurzzeitig zur Nebensache in Glasgow. Denn Celtic verpflichtet den Japaner Kyogo Furuhashi für 5,4 Millionen Euro. Schnell wird klar: Das Interesse an diesem Transfer ist groß. Das Vorstellungsvideo des Japaners wird prompt zu einem der bis dato erfolgreichsten Videos der Social-Media-Kanäle des Vereins. Noch im selben Sommer sichert sich der Streamingdienst „DAZN Japan“ die Übertragungsrechte an der ersten schottischen Liga.
Das Interesse, vor allem am europäischen Fußball, ist weltweit groß. „Dann drücken 300 Millionen Chinesen auf ihr iPhone und zahlen je einen Euro“, fantasierte Uli Hoeneß einst über die Übertragung von Bayern-Spielen in Fernost. Und vermutlich hatte er damit nicht unrecht. Sich am asiatischen Markt zu bereichern, ist mittlerweile gang und gäbe im weltweiten Fußballgeschäft. So stammen zum Beispiel ein Großteil der Sponsoren von Fußballweltmeisterschaften aus Asien, längst sind asiatische Firmen und Geschäftsmänner auch als Partner oder sogar Anteilseigner bei europäischen Klubs eingestiegen. Aber ist dieses Interesse so groß, dass Celtic Glasgow nur aus finanziellen und vermarktungstechnischen Gründen auf einen Schlag drei Spieler aus Japan verpflichtet?
Es handelt sich dabei um Daizen Maeda (Linksaußen), Reo Hatate (zentrales Mittelfeld) und Yosuke Ideguchi (ebenfalls zentrales Mittelfeld). Maeda wurde gemeinsam mit Reo Hatate ins Team der Saison des Jahres 2021 der J‑League gewählt. Und das nicht ohne Grund. Er war in der vergangenen Spielzeit mit 23 Toren der Top-Scorer der ersten japanischen Liga. Mit seinem Ex-Verein Yokohama F. Marinos wurde der Offensivspieler Zweiter, wodurch sich der Klub für die AFC Champions League qualifizierte. Mittelfeldspieler Reo Hatate kam von Kawasaki Frontale zu Celtic Glasgow. Der 24-Jährige gewann zuletzt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die japanische Meisterschaft. Darüber hinaus war er Teil jener japanischen Nationalmannschaft, die die letzten olympischen Spiele auf Platz vier beendete. Yosuke Ideguchi spielte vor seinem Wechsel zu Celtic Glasgow unter anderem bereits bei Greuther Fürth und Leeds United. Auch in Spanien machte der „J‑League Rookie of the year“ von 2016 Station.
Laut Dr. Rob Wilson von der Sheffield Hallam University könnten auch diese Transfers einen finanziellen Vorteil für Celtic bringen. Er prophezeite in der Zeitschrift „The Scottish Sun“ einen „Geldsegen von Millionen von Pfund“ durch den Verkauf von Merchandise-Artikeln für Celtic. Außerdem gäbe es einen „greifbaren Vorteil für den schottischen Fußball, weil die Nachfrage nach Übertragungsrechten in Japan steigen wird, weil man diese Spieler sehen will.“ Nach dem Transfer von Kyogo Furuhashi also wohl eine erneute Win-Win-Situation für die Grün-Weissen.
Und dann ist da noch Celtics Trainer Ange Postecoglou. Der war vor seinem Job in Schottland dreieinhalb Jahre Trainer in Japan. Bei Yokohama F. Marinos. Eben jenem Verein, von dem Daizen Maeda nun nach Glasgow gewechselt ist. Auch Reo Hatate ist der Trainer bestens bekannt: „Ich kenne ihn sehr gut aus Japan, und wenn man seine Spiele beobachtet, ist es offensichtlich, dass sein Fußballstil Spaß macht und auf Offensive ausgerichtet ist, daher freue ich mich sehr, zum Team zu stoßen.“
In ersten Interviews bezeichnete Postecoglou die Neuzugänge als wichtigen Teil dessen, was sie bei Celtic versuchen aufzubauen. Der angesprochene Aufbau könnte unter Berücksichtigung der Hintergründe nicht nur auf den Kader zurückzuführen sein, sondern auch auf die Repräsentation von Celtic Glasgow und dem schottischen Fußball in Asien. Es könnte eine lukrative Win-Win-Situation für Klub und Spieler werden: Die japanischen Sender erreichen höhere Quoten, Celtic Glasgow erhält mehr Aufmerksamkeit und damit verbundene Einnahmen. Und wenn alles perfekt läuft bringen die neuen Transfers ähnlichen sportlichen Erfolg, wie der von Kyogo Furuhashi. Der war in seinen ersten 26 Spielen für Glasgow nämlich an 21 Toren beteiligt.