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Seite 4: „Tuchel frisst nur Tofu!“

Tuchel frisst nur Tofu!“, sagt Dennis. Wenn es auf der Insel Grav einen gibt, der sich ein wenig abgrenzt von Fans anderer Ver­eine, dann ist es der 140-Kilo-Schalker: In seinem Vor­zelt steht ein königs­blauer Gar­ten­zwerg, ein Beil in der einen, den abge­hackten Kopf eines BVB-Zwergs in der anderen Hand. Sein Stamm­tisch, der sich bei ihm im Vor­zelt trifft, besteht dann auch nur aus Gleich­ge­sinnten: Uwe, der dem Gar­ten­zwerg ver­blüf­fend ähn­lich sieht, Olli, der auch mal bei der Gel­sen­szene war und viele Geschichten erzählen könnte, wenn er sich denn noch erin­nern würde, und Peter, der zu Dennis’ Ärger mal wieder sein Trikot ver­gessen hat. Zum Glück ist Peter so schmal gebaut, dass er das Leib­chen von Dennis’ Collie tragen kann, der hat sogar meh­rere.

Irgend­wann holen sie die Schale, bis dahin wird gecampt

Die bier­se­lige Truppe ist auch für den wahr­schein­lich schlimmsten Zwi­schen­fall ver­ant­wort­lich, zu dem es auf der Insel Grav je gekommen ist: Erst neu­lich ent­wi­chen bei einer Pool­party in Dennis’ Vor­garten 1000 Liter Wasser aus dem Schalke-Plansch­be­cken und ergossen sich in den Garten des Nach­barn, eines Dort­mund-Fans. Da haben wir dann zwei Tage mal klei­nere Bröt­chen geba­cken“, sagt Dennis. Inzwi­schen können sie dar­über lachen. Helene Fischer und Mickie Krause plärren aus den Boxen, am Dach des Vor­zelts bildet sich Kon­dens­wasser, Dennis strei­chelt Peter in seinem Hun­de­trikot, Ja, bist’n ganz Feiner!“, die Stim­mung steigt ins Uner­mess­liche. Deut­scher Meister wird nur der S04!“, da sind sich alle einig. Selbst Olaf Thon scheint von seiner Auto­gramm­karte, auf der Für Dennis, Dein Olaf“ steht, her­ab­zu­ni­cken. Die gewisse Ahnungs­lo­sig­keit prägt auch den bedin­gungs­losen Opti­mismus, der sich unter den Fuß­ball­fans auf der Insel Grav breit­ge­macht hat. Fußt Opti­mismus nicht immer auf einem Mangel an Infor­ma­tion? Irgend­wann holen sie alle die Schale, früher oder später. Bis dahin wird gecampt.

Doch nicht allen ist es ver­gönnt, noch einmal Meister zu werden. Frank Seibt hält am Ende seiner Rund­fahrt an einer Gedenk­stätte für die Insu­laner, die im Laufe der 45 Jahre ver storben sind. Freunde, die für immer zum großen Cam­ping­platz abbe­rufen wurden“, steht über einem der drei Holz­kreuze, auf denen 540 Namens­pla­ketten befes­tigt sind. Frank Seibt und sein Vater Wolf­gang waren auf allen Beer­di­gungen. Auch Dennis, der Schalker, trug zwei Camper zu Grabe: seinen Vater Dieter, der vor zehn Jahren mit nur 54 Jahren an einem Herz­in­farkt starb. Und seinen Kumpel Andreas, einen Dort­munder. Dessen letzter Wunsch war es gewesen, dass die Trau­er­gäste sich schwarz­gelb kleiden. Dennis ging zum Kaufhof in Gel­sen­kir­chen und besorgte sich einen schwarzen Anzug und ein gelbes Hemd.

Da geht dat Mensch­liche vor“, sagt er.