Zu einer Zeit, in der die Hertha noch Champions Legue spielte, grätschte sich „Zecke“ in die Herzen der Fans. Der Mann, der früher die Gelben Karten sammelte, arbeitet heute mit Jugendlichen und gewinnt Fair-Play-Auszeichnungen.
Im Dezember 2000 ist die Hertha zu Gast in der BayArena. Für Zecke ein Konflikt mit seinem Gewissen: „Ich hab Berti Vogts gesagt, dass ich nicht spielen will, aber er hat mich trotzdem aufgestellt“ . Er wird von der Hertha-Kurve gefeiert. Beim Warmlaufen, während des Spiels, und auch als er beim Stand von 4:0 ausgewechselt wird. „Die haben ‚ne Klatsche kassiert und mich trotzdem gefeiert? Das war der Moment, in dem ich wusste, dass die Hertha mein zu Hause ist und ich nie wieder gegen den Verein spielen werde“, so Zecke.
Im Rückspiel in Berlin wird sein Versprechen auf die Probe gestellt. 33. Spieltag: Hertha ist Fünfter, Leverkusen Vierter – ein Punkt Abstand, der die Teilnahme am Uefa-Cup bedeutet. Neuendorf sagt, Vogts wollte ihn von Anfang an spielen lassen. Er weigerte sich. In der zweiten Halbzeit, als Leverkusen 0:1 zurücklag, kam Vogts wieder zu Neuendorf: „Er sagte zu mir: Ok, mach dich fertig. Ich hab nur gesagt: Auf keinen Fall spiel‘ ich. Hier? Bei der Hertha? Mach ich nicht!“ Das Spiel endete 1:1. Zecke blieb auf der Bank, Hertha bekam in der neuen Saison keinen Platz in Europa, doch dafür bekamen die Fans ihren Liebling zurück. Zecke wechselte 2001 wieder nach Berlin.
Abschied von den Fans
Es läuft die 89. Minute beim Spiel Hertha BSC gegen Erzgebirge Aue. Ein kalter Tag im Dezember 2010. Herthas spielt nicht mehr Champions League, sondern Zweite Liga. Das Spiel ist längst entschieden, ein Schuss landet im Nirgendwo und doch – in der Kurve jubeln sie, umarmen sich und klatschen sich ab. Denn an der Außenlinie steht ein 35-Jähriger zur Einwechslung bereit. Rote Haare, freches Grinsen. Drei Minuten darf er für seine Hertha noch einmal sprinten, grätschen, Bälle verteilen – begleitet von einem lauten, einstimmigen: „Aléz, Zecke Neuendorf, Aléz!“. Markus Babbel hatte den Mann, der eigentlich seine Karriere in der zweiten Mannschaft ausklingen lässt, noch einmal nominiert, damit sich die Fans von ihm verabschieden können.
Als die Mannschaft nach dem Spiel in die Kurve geht, fordert das Stadion Zecke. Doch erst als ihn ein Mitspieler nach vorne schubst, nimmt er das Mikrofon: „Erstmal muss ich sagen: Danke. Danke. Aber schaut euch diese Männer an! Die bringen uns wieder in die erste Liga, das sind unsere Jungs!“ Zecke wollte nicht im Mittelpunkt stehen. Er will, dass das Licht auf die fällt, die es verdienen.