Die chinesischen Vereine werfen mit ihren Millionen nur so um sich. Wir erklären, wer dahinter steckt und was damit bezweckt wird.
Wenn es um den chinesischen Fußballs geht, läuft derzeit ziemlich viel durcheinander. Das größte Missverständnis: Die Chinese Super League investiert deswegen all die Transfer-Millionen, weil es der fußballverrückte Staatspräsident Xi Jinping so will.
Der ist zwar tatsächlich geradezu besessen von der schönsten Nebensache der Welt und treibt den Großangriff auf die Weltelite des Sports akribisch voran. Mit dem Transferwahn der Liga hat das allerdings nur sehr bedingt zu tun. Denn die chinesische Nationalmannschaft, die laut Staatsplan bis zum Jahr 2050 zur Weltspitze gehören soll, hat wenig davon, wenn die ausländischen Top-Stars den einheimischen Nachwuchshoffnungen die Kaderplätze rauben.
Nicht der Staat steckt hinter den Millionen-Transfers
Weil dem so ist, reagierte der chinesische Verband auch unlängst und verschärfte die Ausländer-Regelungen. So dürfen nunmehr nur noch drei Spieler ohne chinesischen Pass in der Startelf eines Ligaspiels stehen. Zudem muss mindestens ein chinesischer Spieler unter 23 Jahren von Beginn auflaufen. Ein weiterer muss zum Kader gehören. Auch soll dem Transferwahn in Zukunft mit Ausgabe-Obergrenzen Einhalt geboten werden.
Wenn es aber nicht der Staat ist, der hinter den bisherigen Millionenausgaben steckt, wer dann? Und warum? Schaut man auf die Vereine, die in den jüngsten Transferperioden am meisten umgesetzt haben, wird das Bild klarer:
Shanghai SIPG: Der Verein, der 60 Millionen Euro für Chelseas Oscar und zuvor schon 55 Millionen Euro für den Brasilianer Hulk ausgegeben hat, gehört seit 2013 dem Betreiber der Terminals im Hafen von Shanghai. Der größte Hafen der Welt ist mehrheitlich in Besitz der Provinz-Regierung Shanghais, jedoch an der Börse notiert.
Shanghai Greenland Shenhua: Die neue Mannschaft von Carlos Tevez gehört der Greenland Group, der größten Immobilien- und Liegenschaftsfirma der Welt. Ursprünglich staatlich und nur damit betraut, den Speckgürtel Shanghais zu entwickeln, hat die inzwischen ebenfalls an der Börse notierte Gruppe inzwischen Liegenschaften und Bauprojekte in der ganzen Welt.
Changchun Yatai F.C.: Der Klub, der mal eben 23 Millionen Euro für Watfords Emporkömmling Odion Ighalo ausgab, wurde gegründet und ist in Besitz der Yatai-Gruppe, einem einzigen Gemischtwarenladen. Die Firma kümmert sich um Liegenschaften, die Herstellung von Zement und bietet Sicherheitsdienste an. Auch im Kohlebau, der Pharmazie und dem allgemeinen Handel ist das Privat-Unternehmen gut unterwegs.
Shandong Luneng Taishan F.C.: Das Team von Felix Magath und Graziano Pellè (15 Millionen Euro Ablöse) gehört der Luneng Gruppe, einem Energie-Unternehmen, das am Stromnetz von Gesamt-China beteiligt ist. Das Konglomerat macht inzwischen auch in Immobilien und stieg in diesem Segment 2016 gleich mal unter die Top20 in China auf.
Tianjin Quanjian F.C.: Holte Axel Witsel für 20 und Alexandre Pato für 18 Millionen Euro. Als Aufsteiger. Gehört der Quanjian Group, einem führenden Unternehmen für Naturheilkunde. Nicht nur in China ein Milliardengeschäft.
Guangzhou Evergrande Taobao F.C.: Der größte und erfolgreichste Klub des Landes mit Spielern wie Jackson Martinez und Paulinho gehört der Evergrande Group (56.71 Prozent), der zweitgrößten Baufirma des Landes. Und inzwischen zu 37.81 Prozent auch der Alibaba Group, der größten IT-Firmengruppe der Welt.