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Seite 2: Fußball, Drogen und Alkohol

Was jedoch kaum jemand an der Schule ahnte, war die schwie­rige Situa­tion zu Hause. Der Vater trank und nahm Drogen. Die Mutter litt an psy­chi­schen Pro­blemen. Also musste Davies sich um seinen zwei Jahre jün­geren Bruder Justin küm­mern. Mit der Zei­tung USA Today“ sprach er über die Zeit: Als ich auf­wuchs war ich Vater, Mutter und Bruder gleich­zeitig. Für ein Kind war das viel Druck auf meinen Schul­tern.“

Statt in der Schule Hilfe zu suchen, ver­suchte Davies die Pro­bleme zu ver­ste­cken. Von meinen Freunden wusste keiner Bescheid. Ich habe das immer für mich behalten.“ Es gab Zeiten, in denen Davies und sein Bruder Lebens­mittel von Fremden vor dem Super­markt annehmen mussten. Selbst für einen Teen­ager gibt es wohl nur wenige Dinge, die unan­ge­nehmer sind. Doch er betont auch, dass trotz aller Wid­rig­keiten, seine Eltern immer da waren. Sein Vater kam zu jedem Spiel und seine Mutter holte ihn und Justin jeden Tag von der Schule ab. In vie­lerlei Hin­sicht hatten wir Glück“, sagt er.

Man kann die Ver­gan­gen­heit nicht ver­än­dern“
 
Trotz allem wagte Davies nach seiner Zeit am Boston Col­lege den Schritt nach Europa. 2007 wech­selte er nach Schweden zu Hamm­arby IF, wo er in 62 Spielen 24 Tore schoss. Zwei Jahre später ging es nach Sochaux, doch glück­lich wurde Davies dort nie. Zwi­schen­durch musste er sogar in die Reser­ve­mann­schaft.

In den Monaten nach dem schweren Unfall schuf­tete Davies täg­lich für sein Come­back. Die Nacht in Washington hatte er schnell hinter sich gelassen: Von Tag eins war es: Okay, das ist pas­siert. Man kann die Ver­gan­gen­heit nicht ver­än­dern, alles was man tun kann ist daraus zu lernen und weiter zu machen. Und ich konnte nur weiter machen, indem ich wieder aufs Feld bin.“ Doch obwohl er sich ein halbes Jahr später fit fühlte, unter­sagten die Klub­ärzte die medi­zi­ni­sche Frei­gabe für die Welt­meis­ter­schaft in Süd­afrika. Der Höhen­flug war end­gültig vorbei.


 
Die fol­genden vier Jahre gli­chen einer Odyssee. Nahezu jedes Jahr ein neues Leih­ge­schäft. Von Sochaux ging es über D.C. United nach Däne­mark zu Randers FC, bis er schließ­lich wieder in der MLS bei New Eng­land Revo­lu­tion lan­dete. Auch in der Heimat dau­erte es seine Zeit, bis Davies wieder Fuß fassen konnte.

Als er 2013 zu uns kam, hat er es gerade so in den Kader geschafft“, erzählt Chef­trainer Jay Heaps beim Klub­sender von New Eng­land Revo­lu­tion. Doch mit der Zeit wurde Davies Rolle in der Mann­schaft immer wich­tiger. Er fand zu alter Stärke und wurde auch abseits des Platzes für Heaps immer wich­tiger: Als wir letztes Jahr in einem Loch waren, war Charlie der erste, der unsere Jungs moti­vieren konnte da raus­zu­kommen.“

Come­back in der Natio­nalelf?

Ver­gan­genes Jahr schafften es die Neu­eng­länder zum ersten Mal seit 2007 wieder ins MLS-Cup-Finale. Zwar verlor das Team gegen L.A. Galaxy, doch Davies scheint den rich­tigen Verein gefunden zu haben. Auf­ge­wachsen im nur ein­ein­halb Stunden Auto­fahrt ent­fernten Man­chester wurde der bul­lige Stürmer für die Fans der Revs“ schnell zum Lokal­helden. In der ver­gan­genen Saison sprach Davies auf einer Pres­se­kon­fe­renz erst­mals von den pri­vaten Pro­blemen in der Jugend. Ich wollte den Leuten mit ähn­li­chen Pro­blemen ein­fach zeigen, dass man es trotzdem schaffen kann“, sagte er danach.

Und nach fast sechs Jahren Lei­dens­zeit kommt auch die alte Form zurück. Mit zehn Toren war Charlie Davies diese Saison der Top­tor­jäger der Mann­schaft. Wäh­rend sein Team­kol­lege Jer­maine Jones einige Mühe hatte, das unglück­liche Playoff-Aus gegen D.C. United zu ver­kraften, blieb Davies keine Zeit zu trauern. Denn er steht vor seiner viel­leicht besten Saison. Er ist kör­per­lich und geistig wieder auf dem Level, auf dem er vor seinem Unfall war. Sich selbst sieht der 29-Jäh­rige sogar noch ein Stück­chen besser als damals, wie er im Boston Globe“ ver­riet.

In der Qua­li­fi­ka­ti­ons­gruppe für die WM 2018 in Russ­land hat die Mann­schaft von Jürgen Klins­mann Pro­bleme. Gegen Tri­nidad und Tobago spielte sie nur 0:0. Die Fans for­dern einen treff­si­cheren Stürmer. Einen wie Charlie Davies. Der machte im letzten regu­lären MLS-Spiel Ende Oktober gegen New York City ein Tor und berei­tete ein wei­teres vor.