Endlich geschafft! Der 1. FC Magdeburg ist in die zweite Liga aufgestiegen. Viele Fans warten seit der Wende auf diesen Tag. Wir haben sie zu einem Auswärtsspiel begleitet.
Eine Geschichte über die Fans des 1. FC Magdeburg muss, na klar, mit Krach und Rauch und Polizei beginnen. Also los: Am 6. März gegen halb sieben explodiert auf dem Parkplatz vor der Paderborner Fußballarena ein Feuerwerkskörper. Die Beamten sind sofort zur Stelle. Wer war das? Wer hat was gesehen? Wer sind Sie? Mitkommen! Und auf einmal ist der Fotograf dieser Reportage, Sebastian Wells, umzingelt von fünfzehn Polizisten. Der Chefermittler des offenbar hochbrisanten Einsatzes möchte, dass Wells die Fotos auf seiner Kamera zeigt.
„Beweismaterial“, sagt er. „Sie haben vielleicht den Täter fotografiert.“ Wells verweigert die Herausgabe, und die Polizisten beraten sich über die Rechtslage. Einige Magdeburg-Fans haben sich mittlerweile um den Pulk versammelt. „Musst den’ jarnix zeigen!“, rufen sie. Und als man denkt, dass sie gleich den alten Kurvenhit „Fußballfotografen sind keine Verbrecher“ anstimmen, wird Wells überraschend in die Freiheit entlassen. „Ihre Personalien haben wir ja!“, sagt der Beamte, und der Fotograf nickt und schleicht davon.
Sie sind viele
Die Anhänger des FCM haben sich in den vergangenen Jahren einen Ruf erarbeitet. Wenn Magdeburg kommt, gibt’s Stress. So sehen das Polizisten, Vereinsmitarbeiter, Verbandsfunktionäre. Und, hammse ja gesehen, irgendwas ist immer. Bei vielen deutschen Ultraszenen, wo es immer auch um Respekt und Ehre und den ganzen Pathos geht, stehen die Magdeburger hingegen ganz gut da.
Sie sind wild, stimmgewaltig, kreativ. Und vor allem: Sie sind viele. „Wir sind die Größten der Welt!“, befinden die Magdeburger selbst. Übertrieben? Niemals! Guck dir die Zahlen an, sagen sie. Und ja, die sind wirklich nicht schlecht. Über 17 000 Zuschauer beträgt der Schnitt, und auch auswärts sind oft mehrere tausend Fans dabei – egal ob unter Woche in Paderborn oder im Trainingslager in England.
Freier Eintritt bei Aufstieg
Aber es soll in dieser Geschichte nicht um Pyro gehen und auch nicht um Ultras. Es soll um die Anhänger gehen, die dem Klub seit Jahrzehnten die Stange halten. Kinder des Ernst-Grube-Stadions. Fans, die 1974 vor dem Fernseher saßen, als eine Magdeburger Bezirksmannschaft den Europapokal gegen den AC Mailand gewann. Die auch in den grauen Neunzigern zum Klub hielten.
Die den FCM mit Spenden am Leben hielten, als er vor der Pleite stand, und als Dank eine „Future Card“ bekamen, mit der sie zum ersten Zweitligaspiel in der Geschichte des FCM freien Eintritt erhalten würden. Das war vor über 15 Jahren. Diesen Sommer könnte es soweit sein. Vor der Partie gegen Tabellenführer Paderborn steht der FCM auf Platz zwei.