Der FC Brentford wird sein diesjähriges Heimtrikot auch in der kommenden Saison tragen. Klar: Nette Geste. Wirklich nachhaltig ist sie aber nur in der Theorie.
Heim- und Auswärtsdress, ein Trikot für internationale Wettbewerbe, ein Spezialtrikot und vielleicht noch eine Weihnachtsausgabe. Schon längst ändern sich nicht nur die beiden primär eingesetzten Trikots in einem jährlichen Rhythmus, sondern es kommen noch allerhand Fetzen für besondere Anlässe hinzu. Die komplette Kollektion einer Saison zu besitzen, macht nicht nur den Kleiderschrank erheblich voller, sondern vor allem eins: arm.
Zusätzlich zum Überangebot der Stoffe, sind die Trikots immer teurer geworden. Limitierte Trikots zu besonderen Anlässen sind fast schon zu einer alternativen Form der Geldanlage mutiert. Kostete so beispielsweise die Neunzigerjahre-Neon-Edition vom Dortmunder Trikot letztes Jahr regulär 85 Euro, kursiert das Shirt heute gebraucht für über 100 Euro durchs Netz. Es ist kein streng gehütetes Geheimnis, dass Trikotverkäufe den Klubs nunmal Geld in die Kasse spülen. Nur logisch, dass Heim- und Auswärtsdress alleine das mögliche Verkaufspotential nicht ausschöpfen. Sondertrikots sind meist noch teurer und so eine zusätzliche Einnahmequelle.
Aber wen wundert’s? Zwischen der Saison 2011/12 und 2015/16 verkaufte beispielsweise Manchester United laut einer Studie von talkSPORT durchschnittlich 1,75 Millionen Trikots pro Saison. Wieso sollten die Mannschaften also nur alle zwei Jahre ein neues Trikot präsentieren, wenn ihnen damit satte Einnahmen verloren gehen würden? Der jährliche Trikotwechsel ist längst Normalität geworden.
So unspektakulär es auch anmuten mag: Die Mitteilung des Premier-League-Teams FC Brentford, sie würden auch kommende Saison mit demselben Heimtrikot auflaufen, ist daher durchaus eine Schlagzeile wert.
Klubchef Jon Varney begründet die Entscheidung damit, dass der Verein einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten wolle: „Wir glauben, dass Fußball für unsere Fans erschwinglich sein muss, und wissen, dass er mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein muss“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem wolle der Verein einen Schritt auf seine Anhänger zugehen: „Unsere Fans haben uns gesagt, dass sie ein Trikot für zwei Spielzeiten bevorzugen würden, um Geld zu sparen.“
Die Maßnahme sei möglich, erklärt Varney, da der Verein durch den Aufstieg genügend Einnahmen durch Fernsehrechte und Sponsoren generieren konnte. Der Aufstieg spülte allein durch TV-Gelder knapp 200 Millionen Euro in die Kassen.
Und auch wenn die Message Brentfords zweifelsfrei lobenswert ist: In der nächsten Saison wird der Verein trotzdem zwei neue Trikots vorstellen. Ein Auswärtsdress und einen dritten Trikotsatz.
Doch neben den Fans gibt es noch viel größere Leidtragende bei der Trikot-Thematik: die Hersteller. Damit sind nicht die großen Label gemeint, sondern die Hersteller im herkömmlichen Sinne, beispielsweise Arbeiter in Thailand, die laut Mirror für etwa 95 Cent pro Stunde ein Trikot herstellen, welches im Fall von Manchester City für etwa 100 Euro verkauft wird – und dabei einen Materialwert von nur knapp vier Euro besitzt.
Wo die Trikots herkommen, unter welchen Umständen sie produziert werden und welche Ressourcen dafür verbraucht wurden, fragen sich wohl die wenigsten Fans. Zu ritualisiert werden jedes Jahr neue Hochglanzvideos in die Welt geschickt, in denen die It-Pieces präsentiert werden – wahlweise auch in einer künstlerisch aufwendigen Inszenierung.