Er wurde zum jüngsten Kapitän der HSV-Geschichte und dann zur Legende bei den Rangers. Heute feiert er Geburtstag. „Hammer-Ali“ über die Falkenjagd mit Paul Gascoigne und endlose Trips durch China.
Wie waren Ihre ersten Eindrücke von den Rangers?
Da Sie gerade von Undiszipliniertheiten sprachen: Am ersten Tag in Glasgow sagte der Trainer zu meinen Mitspielern: „Kümmert euch heute um den Neuen!“ Was haben Sie gemacht? Gazza (Paul Cascoigne), Coisty (Ally McCoist) und die anderen haben mich erst einmal in den Pub geschleppt. Die Jungs waren knallvoll! Als ich mir eine ansteckte, schauten sie wie ein Auto. Ich meinte: „Ist doch okay, ihr sauft, ich rauche.“
Wie ging der Abend zu Ende?
Wir zogen weiter zum Konzert von Jon Bon Jovi in unserem Stadion. Und wer tanzte da in der ersten Reihe? Unser Trainer. Er ließ den Jungs lange Leine, aber konnte sich auch tausendprozentig auf sie verlassen. Am nächsten Tag standen alle beim Training. Sie hatten zwar eine Fahne, aber sind marschiert wie verrückt. Später fragte Gazza, wo ich eigentlich wohne. Als ich es ihm erzählte, gab er mir einen Schlüssel und sagte: „In der Nähe habe ich ein Speedboat stehen. Wenn du Bock hast, nimm es dir einfach.“
Wie war der tägliche Umgang mit Paul Gascoigne?
Gazza war der angenehmste und liebste Kerl, den Sie sich vorstellen können – wenn er nicht getrunken hatte. Eines Tages sind wir in Gleneagles zusammen auf Falkenjagd gegangen. Wir liefen durch die Wälder, erzählten viel und hatten einfach eine tolle Zeit. Es ging darum, mit ihm woanders hinzugehen als in den Pub. Kein Alkohol für Gazza! Da haben wir in der Mannschaft immer auf ihn aufgepasst. Das Problem war, wenn er alleine losgezogen ist. Dann konnte es peinlich werden.
Wie haben Sie die Rivalität zwischen Rangers und Celtic wahrgenommen?
Gleich zu Beginn bläute mir unser Präsident ein, dass ich mich auf keinen Fall auf dem Platz bekreuzigen solle, wie ich es vorher getan hatte: „Wenn du das machst, dann kommen wir in Teufels Küche.“ Bei den Rangers durfte keiner erfahren, dass ich katholisch war. Außerdem musste ich bei der Kleidung aufpassen. Eines Tages kam ich mal mit Schuhen mit drei grünen Streifen in die Kabine, also den Farben von Celtic. Die Mitspieler reichten mir nur einen schwarzen Edding – ich musste die Streifen übermalen.
Er wurde 1990 Profi in Düsseldorf. Kurz nach seinem Wechsel zum HSV 1993 wurde er dort der bis dato jüngste Kapitän. Nach drei Jahren, 99 Spielen und 22 Toren verschlug es ihn 1996 zu den Rangers. Danach spielte er noch mal für den HSV, zwei Jahre bei Shanghai Shenhua, bei Greuther Fürth und wiederum bis 2007 für die Fortuna. 2008 lief er für acht Spiele in der schottischen zweiten Liga auf, um das Team seines Rangers-Kumpels Andy Goram in der Klasse zu halten.
Wie war es in den Spielen?
Es gab nur einen Zwischenfall, als mich Paul Lambert von Celtic umgrätschte. Ich habe ihn dabei mit dem Knie im Gesicht erwischt, und er verlor zwei Zähne. In der folgenden Nacht wurden meine Fensterscheiben mit Bierflaschen eingeschmissen. Ansonsten hatte ich keine großen Probleme mit den Celtic-Fans, sie haben mich normal behandelt. Du musstest dich nur an die Regel halten: Nach dem Old Firm hast du als Spieler nichts in der Stadt verloren, egal wie das Spiel ausgegangen ist. Das kann gefährlich werden.
Sie trafen sehr oft gegen Celtic. Waren Sie besonders motiviert?
Bei so einem Spiel muss sich kein Spieler mehr zusätzlich motivieren. Ich habe noch mit vielen Schotten zusammengespielt, die sich schon im Kabinengang mit den Celtic-Spielern ordentlich gefetzt haben. Als ich das erste Mal bei diesem Spiel auf den Rasen lief und die Stimmung mitbekam, dachte ich nur: „Mann, ist das geil hier!“
Welches war Ihr schönstes Old Firm?
Als wir fünf Spieltage vor Schluss im Stadion unseres Rivalen Meister geworden sind. So etwas hatte es vorher noch nicht gegeben. Direkt danach sind wir in ein Trainingslager nach Marbella aufgebrochen, weil später noch das Pokalfinale gegen Celtic anstand. Wir absolvierten eine kurze Einheit, dann sagte der Trainer Dick Advocaat: „Alles klar, Jungs, wir sehen uns in einer Woche am Flughafen.“ Das hieß für uns: Feuer frei! Aber wieder mal konnte der Trainer sich auf diese Truppe verlassen. Wir feierten, aber übertrieben es nicht. Das Finale gewannen wir mit 1:0.
Hätten Sie mehr als Ihre drei Länderspiele geschafft, wenn Sie die Rangers verlassen hätten?
Diesen Gedanken hatte ich nie. Ich hatte so eine großartige Zeit dort, habe in so einer tollen Mannschaft gespielt – ich bereue keine Sekunde. Als junger Spieler wollte ich mit Ausnahmekönnern wie Brian Laudrup und Paul Gascoigne spielen. Das garantiert dir jedes Jahr die Teilnahme an der Champions League. Das war einer der Gründe für meinen Wechsel nach Glasgow, finanziell boten die Rangers nicht mehr als der HSV. In der Nationalmannschaft hatte ich unter anderem mit Christian Ziege starke Konkurrenz. Ich hätte gerne mal mit ihm zusammengespielt auf der linken Seite, aber dazu kam es leider nicht.