Vergesst Real oder Bayern. Und wo ihr schon mal dabei seid, vergesst auch Boca Juniors oder Peñarol. Am Sonntag ging der einzig wahre Wettbewerb im Klubfußball zu Ende – die afrikanische Champions League.
Als europäischer Fußballfan muss man sich immer wieder vor Augen halten, was für ein gigantisches (um nicht zu sagen: völlig wahnsinniges) Unterfangen die CAF Champions League ist. Ganz abgesehen von all den Problemen, auf die Afrika in unseren Nachrichten oft reduziert wird – Armut, Krieg, Seuchen, Korruption –, reden wir hier von einem Wettbewerb, der über vier Zeitzonen und in elf Klimaregionen ausgetragen wird.
Manche der Mannschaften spielen in ihrer eigenen Liga nach dem Kalenderjahr (wie Teams aus Kenia oder Ghana), andere im europäischen Turnus (zum Beispiel Südafrika), wieder andere in einem Zeitfenster dazwischen, etwa vom September bis Juli (Ruanda).
Mehr als 6.200 Kilometer Luftlinie zwischen den Finalisten
Dazu kommen dann noch die Reisestrapazen. In der UEFA Champions League ist man es inzwischen fast gewohnt, dass beide Finalisten aus demselben Land kommen (manchmal sogar aus derselben Stadt). Aber selbst wenn wir uns ein Endspiel mit sehr großer West-Ost-Ausdehnung vorstellen, sagen wir: Benfica Lissabon gegen ZSKA Moskau, kommen wir auf eine Distanz zwischen den Finalisten von nur 4.000 Kilometern Luftline.
In der CAF Champions League kämpften in diesem Jahr der Zamalek Sporting Club aus Kairo und die Mamelodi Sundowns aus der Nähe von Pretoria um den Titel. Mehr als 6.200 Kilometer (Luftlinie) trennen die beiden Vereine. Das ist so, als würde Real Madrid gegen Toronto FC aus Kanada spielen oder Bayern München gegen den indischen Klub Dynamos FC Neu-Delhi.
Einer der reichsten Menschen des Kontinents
Und auch auf einer anderen Ebene kann man diese Vergleiche anstellen. Der Zamalek SC ist ein berühmter und erfolgreicher Traditionsverein, fast das Real oder Bayern des Kontinents. Er hat die afrikanische Champions League schon fünfmal gewonnen (nur Lokalrivale Al Ahly war öfter erfolgreich). Die Sundowns hingegen haben außerhalb Südafrikas bisher selten von sich reden gemacht, sieht man davon ab, dass sie mal für acht Monate von Hristo Stoichkov trainiert wurden.
Doch auf internationalem Parkett half es ihnen bisher auch nicht, dass ihr Besitzer Patrice Motsepe einer der reichsten Menschen des Kontinents ist. In den letzten fünfzehn Jahren nahmen die Sundowns überhaupt nur viermal an der Champions League teil und kamen dabei nie über die zweite Runde hinaus. Und auch diesmal hatte es sie eigentlich erwischt, noch bevor die Gruppenphase begann.