Am Wochenende werden Franck Ribéry und Arjen Robben nach zwölf bzw. zehn Jahren zum letzten Mal in der Allianz Arena auflaufen. Das französisch-holländische Duo prägte eine Dekade mit Titeln, Schlägereien und bitteren Niederlagen.
Im Sommer 2007 wechselte Franck Ribéry von Marseille zu den Bayern und wurde dort direkt seinem Vorgesetzten vorgestellt: Luca Toni.
Lange brauchte Ribéry nicht, um sich an Weißwurst, Bier und Ulli Hoeneß zu gewöhnen. In seiner ersten Saison wurde er nicht nur deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, sondern auch zum Fußballer des Jahres in Deutschland und Frankreich gewählt.
2009 wechselte dann auch Arjen Robben nach München. Gleich in ihrem ersten gemeinsamen Spiel harmonierten die beiden besser als ein guter französischer Wein mit einem holländischen Käse. 3:0 gewannen die Bayern gegen Wolfsburg, Robben traf nach zwei Vorlagen von Ribéry doppelt.
Er lief und lief, zog dann von rechts in die Mitte, um mit seinem starken Linken den Ball in den Knick zu schlenzen. Der klassische Robben-Laufweg konnte weder von den Schalkern im Halbfinale des DFB-Pokals 2009/2010, noch Jahre später von anderen Mannschaften verteidigt werden.
Und dann dieser Eckball im Old Trafford gegen Manchester United: Ribéry schlägt den Ball an die Strafraumkante, Robben zieht volley ab. Die Bayern verloren zwar 2:3, kamen aber wegen der Auswärtstorregel in der Champions League eine Runde weiter.
Im Champions-League-Finale von 2010 verlieren die beiden Außenspieler ihr erstes Endspiel. Der Franzose war nach einer Roten Karte im Halbfinale gegen Olympique Lyon gesperrt.
Trotz eines Muskelfaserrisses lief Robben bei der Weltmeisterschaft 2010 für die Holländer auf. Für die Hinrunde der Saison 2010/2011 fiel er komplett aus, was zum Clinch zwischen den Bayern und dem holländischen Verband führte. Um eine Lösung zu finden, organisierten die beiden Teams ein Freundschaftsspiel, dessen Einnahmen den Bayern zugesprochen wurden.
Ribéry kam im Gegensatz zu seinem Teamkollegen eher ausgeruht aus dem Urlaub. Mit einem Punkt beendete Frankreich die Gruppe als Tabellenletzter.
Im April 2012 wollte Ribéry einen Freistoß schiessen. Robben hielt das für keine gute Idee, plädierte auf Toni Kroos als Freistoßschützen. In der Kabine zeigte der Franzose dem Holländer dann, dass ihm dies weniger gefiel. Resultat: Technischer K.O. Arjen Robben.
In der Saison 2011/12 verschenkten die Bayern die nationalen Titel an die Dortmunder. Robben verschoss beim Ligaspiel in Dortmund einen Elfmeter, ließ sich danach auch nicht von Neven Subotic provozieren, sondern blieb einfach cool.
Auch im DFB-Pokalfinale musste das französisch-holländische Duo der Borussia beim Feiern zusehen. 5:2 hieß es am Ende für Schwarz-Gelb.
Und dann kam es noch dicker: Auch das »Finale Dahoam« wurde verloren. Ribéry spielte bis zur 97. Minute mit, Robben verschoss sogar in der 94. einen Elfmeter.
Aber ein Jahr später ließen sie ihre Horrorsaison vergessen machen: Nachdem sie die Meisterschaft schon für sich entschieden, traf Robben in der 89. Minute des Champions-League-Finals zum 2:1‑Siegtreffer gegen Dortmund.
Ribéry glänzte mit 13 Toren und 27 Vorlagen in 52 Pflichtspielen. Damit setzte sich der Franzose bei der Wahl um Europas Fußballer des Jahres gegen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo durch.
Der fliegende Holländer hatte seit 2009 kein Seltenheitswert in der Allianz Arena.
Und Ribéry? Machte auch wegen seiner Ausraster auf sich aufmerksam. Körperliche Auseinandersetzungen hatte er nämlich nicht nur mit seinen Teamkollegen, sondern unter anderem auch mit Gonzalo Castro, Felix Passlack, Vincent Kompany, Dani Carvajal… Rot bekam er dafür aber eher selten.
Ziemlich bockig wurde Ribéry bei Auswechslungen. Dabei wollte der Franzose doch einfach nur spielen.
Lieb hatten sie ihn in München dennoch: Beim DFB-Pokal-Halbfinale in der Saison 2014/2015 zollten die Bayern Fans »Robbery« mit einer Choreo ihren Respekt.
Und Style hatten sie auch: Enge, körpebetonte Trikots gepaart mit langen Unterhosen.
Was Hipster-Robben konnte, konnte Swagger-Franck schon lang.
Erfolgreich waren beide allemal. Stand heute können beide folgende Titel in ihren Lebenslauf mit dem FC Bayern eintragen:
Frank Ribéry: Acht mal deutscher Meister, fünf Mal DFB-Pokalsieger und ein Mal jeweils die Champions League, den Uefa Super Cup sowie die FIFA-Klub WM. Arjen Robben hat die selbe Anzahl internationaler Titel mit dem FC Bayern, lediglich durfte er bis heute nur sieben Meisterschaften und vier Pokalsiege feiern.
Mit sportlichen Leistungen fielen die beiden 35- (Robben) und 36-Jährigen (Ribéry) in der letzten Zeit nur noch selten auf.
Am Samstag werden sie zum letzten Mal in der Allianz Arena auflaufen. Oder auf der Bank sitzen.