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4137 Tage. So lange mussten die Anhänger von Arminia Bie­le­feld auf die Rück­kehr in die Bun­des­liga warten. In den elf Jahren dazwi­schen hatten die Anhänger ihre Lei­dens­fä­hig­keit unter Beweis gestellt. Zeit­weise steckte die Arminia im Abstiegs­kampf der dritten Liga und war somit der vierten Spiel­klasse näher als der ersten.

In die neue Bun­des­liga-Saison startet die Arminia als krasser Außen­seiter. Wie möchte das Team von Trainer Uwe Neu­haus die Klasse halten? Das 1:1‑Unentschieden gegen Ein­tracht Frank­furt lie­fert erste Anhalts­punkte. Fünf Beob­ach­tungen.

1. Bie­le­feld setzt auf Konter

Der Auf­stieg gelang Bie­le­feld vor allem auf­grund ihrer hohen Fle­xi­bi­lität. Die Arminia gehörte zu den Zweit­liga-Teams mit dem höchsten Ball­be­sitz, beherrschte aber neben dem ruhigen Spiel­aufbau auch das schnelle Umschalt­spiel.

In Liga eins dürfte der Schwer­punkt sehr viel stärker auf dem Umschalt­spiel liegen. Gegen Frank­furt sam­melten die Spieler gerade einmal 37% Ball­be­sitz. Die meiste Zeit zogen sie sich in einem 4−1−4−1 in die eigene Hälfte zurück, die kom­pakte Raum­de­ckung hatte die oberste Prio­rität.

2. Die Neu­zu­gänge bringen Tempo

Keinen ein­zigen Cent haben die Arminen in der Som­mer­pause aus­ge­geben. Trotzdem standen vier Neu­linge gegen Frank­furt in der Startelf. Arminia hofft, mit ablö­se­freien Trans­fers in der Bun­des­liga mit­halten zu können.

Diese Trans­fers sollen dem Team vor allem Geschwin­dig­keit geben. Der aus Augs­burg aus­ge­lie­hene Sergio Cordova star­tete als nomi­neller Links­außen häufig in die Spitze. Auf­fällig war auch Zehner Ritsua Doan, der sich häufig ins Eins-gegen-Eins wagte und anschlie­ßend Tempo auf­nahm. Neu­haus stellt damit erneut seinen Mut unter Beweis, Spieler auf neuen Posi­tionen ein­zu­setzen: Cordova ist eigent­lich Stürmer, Doan eher als Außen­spieler bekannt.

Arminia kom­bi­niert Kör­per­lich­keit mit Technik

1,85 Meter: So groß war Armi­nias Startelf im Durch­schnitt. Trainer Neu­haus setzt auf robuste Spieler, gerade im Mit­tel­feld kämpft die Arminia mit harten Ban­dagen. Dabei ver­nach­läs­sigt die Arminia aber auch nicht die fuß­bal­le­ri­sche Kom­po­nente: Die Ver­tei­diger sind aus­drück­lich auf­ge­for­dert, das Spiel flach zu eröffnen und viele Pässe zu spielen.

Diese flache Spiel­eröff­nung ist wichtig, zwingt sie den Gegner doch zur Reak­tion. Die Ein­tracht etwa stellte die Zuspiel­wege zu, rückte im Pres­sing weit nach vorne. Bie­le­feld lockte den Gegner in die eigene Hälfte – und über­spielten deren Pres­sing in der Folge mit langen Bällen auf Klos. Der setzte vor dem 0:1 seinen Körper ein und machte einen langen Ball fest. Arminia kann sowohl mit Pass­spiel als auch mit Kör­per­lich­keit punkten.

4. Indi­vi­duell sind die Arminen der Liga kaum gewachsen

Trotz teil­weise guter spie­le­ri­scher Ansätze zeigte sich jedoch auch: Indi­vi­duell dürften die Arminen den meisten Geg­nern unter­legen sein. Wenn die Ein­tracht die Arminia-Ver­tei­diger in Zwei­kämpfe ver­wi­ckelten, gingen fast immer die Frank­furter Spieler als Sieger hervor. Und sobald die Frank­furter ihr schnelles Kom­bi­na­ti­ons­spiel zeigten, kam die Arminia kaum hin­terher.

Diese indi­vi­du­elle Unter­le­gen­heit wird die Arminia kaum abstellen können. Was sich jedoch bes­sern muss, ist ihre Ner­vo­sität. Gerade in der ersten Halb­zeit erar­bei­teten sie sich gegen eine weit auf­ge­rückte Ein­tracht-Mann­schaft gute Kon­ter­si­tua­tionen. Die Ball­ge­winne der eigenen Sechser spielte die Arminia jedoch nicht gut aus. Ein Kon­ter­team, das nicht gut kon­tert – so kann die Arminia kaum in der ersten Liga bestehen.

Freund­schaften dürfte die Arminia wenige schließen

Frank­furts Fans waren nach dem Spiel außer sich. In den Sozialen Medien beklagten sie sich, wie unfair Bie­le­feld agiert habe. Sie monierten damit das Zeit­spiel des Auf­stei­gers: Tor­hüter Stefan Ortega wurde bereits nach 65 Minuten ermahnt, nicht so viel Zeit zu schinden. In der Schluss­vier­tel­stunde erzwangen am Boden lie­gende Arminia-Spieler meh­rere Spiel­pausen, nur um wenige Sekunden später wei­ter­spielen zu können.

Arminia scheint nicht bereit, Punkte zu opfern um sich Freunde zu machen. Das 1:1 ret­tete die Mann­schaft – im wahrsten Sinne des Wortes – über die Zeit. Nai­vität wollen sich die Arminia-Spieler am Ende der Saison nicht vor­werfen lassen. Die Arminia ist kein zweites Pader­born, das mit viel Offen­siv­geist, aber auch einer hohen Por­tion Nai­vität sang- und klanglos aus der Liga abstieg.

Nach elf Jahren Abs­ti­nenz ist die Arminia nicht bereit, die Liga kampflos zu ver­lassen. Das 1:1 gegen Frank­furt beweist: Mit den Bie­le­fel­dern wird im Abstiegs­kampf zu rechnen sein.