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Seite 2: Löws wunder Punkt

Auf viele Fragen der Jour­na­listen ant­wor­tete Löw eher aus­wei­chend als zupa­ckend. Wie die, ob er nach der EM 2021 sein Amt nie­der­lege, oder wie er es schaffen wolle, dass seine Mann­schaft bei der EM einen begeis­ternden Fuß­ball“ zeigt, wie es der Ver­band in einer Pres­se­mit­tei­lung anläss­lich seiner Wei­ter­be­schäf­ti­gung vor einer Woche vorgab. Es ist immer unser Anspruch, ein best­mög­li­ches Tur­nier zu spielen“, sagte Löw knapp. Und, dass er mit den Erwar­tungen des Ver­bandes und der Fans leben könne.

Einen kämp­fe­ri­schen Bun­des­trainer hatte unlängst Oliver Bier­hoff ange­kün­digt. Löw hatte den DFB-Direktor in den ver­gan­genen Tagen seines zähen Schwei­gens für sich spre­chen lassen, was in der Öffent­lich­keit gar nicht gut ankam. Das war offenbar ein kleiner wunder Punkt, denn Löw reagierte hier ver­gleichs­weise emo­tional. Er wisse, dass er in der Kritik stehe. Ich bin der Trainer, und ich rede, wenn ich denke, dass es richtig ist.“ Außerdem sei er doch heute hier, ihr könnt mich fragen“. Da kam sie wieder durch, diese Selbst­ge­rech­tig­keit, die ihm zuletzt immer wieder vor­ge­worfen wurde.

Ich bin der Trainer, und ich rede, wenn ich denke, dass es richtig ist“

Joachim Löw

Und natür­lich ging es auch um seine feh­lende Prä­senz im Tages­ge­schäft des Fuß­balls. Das bisher letzte Mal, dass der Bun­des­trainer als inter­es­sierter Beob­achter in einem Sta­dion gesehen wurde, liegt Monate zurück. Es war das DFB-Pokal­fi­nale im Juli im Ber­liner Olym­pia­sta­dion.

Selbst das Spit­zen­spiel am Samstag zwi­schen Bayern Mün­chen und RB Leipzig hatte Löw sausen lassen. Dabei wäre ihm das trotz coro­nabe­dingter Reise- und Kon­takt­be­schrän­kungen durchaus mög­lich gewesen. Er würde am liebsten zu Fuß in jedes Sta­dion laufen“, erzählte Löw, statt­dessen aber ver­schanzte er sich hinter angeb­li­chen Anwei­sungen der DFB-Ärzte um Zurück­hal­tung. In Zeiten der Pan­demie haben er und sein Trai­ner­team schließ­lich Vor­bild­funk­tion“, außerdem kenne er die Bun­des­liga wie meine eigene Wes­ten­ta­sche“, sagte Löw. Doch offenbar gilt die Anwei­sung nicht für Stefan Kuntz. Der U‑21-Natio­nal­trainer wurde zuletzt durchaus in Bun­des­liga-Sta­dien gesichtet.

Löw will alles neu bewerten

Auch zu einer Neu­be­wer­tung und even­tu­elle Rück­hol­ak­tion der Spieler Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hum­mels, die Löw im Früh­jahr 2019 rasiert hatte, sehe er wei­terhin keine Ver­an­las­sung“. Aller­dings räumte Löw ein, vor der Nomi­nie­rung des EM-Kaders im kom­menden Jahr alles noch einmal neu bewerten zu wollen. Er sei der Aller­erste, der alles unter­nehmen“ werde im Sinne der Mann­schaft und ihres Erfolges. Dann ent­scheiden wir, was das Beste für die Mann­schaft und den Erfolg ist.“

Ein wenig pikiert reagierte Löw auf die Behaup­tung, dass er für viele Außen­ste­hende nicht mehr mit­rei­ßend wirke. Am Ende kann man die Fans nur mit­reißen, wenn man gewinnt, wenn eine Mann­schaft begeis­tern kann“, sagte Löw.

Kaum oder gar nicht über­legen musste der 60-Jäh­rige hin­gegen bei der Frage, ob ihn in den ver­gan­genen Tagen der inneren Ein­kehr einmal der Gedanke ans Auf­hören gekommen sei? Nein, sagte Löw, diesen Gedanken gab es bei mir nicht“.

Dieser Text ent­stammt ursprüng­lich dem Tages­spiegel und erscheint im Rahmen einer Koope­ra­tion.