Christian Streich ist ein schlechter Verlierer, schnell beleidigt und wittert überall Verschwörungen gegen seinen Verein SC Freiburg. Sein Kleinkrieg gegen die deutschen Schiedsrichter ist nur nur anstrengend, er ist auch unverhältnismäßig.
Christian Streich ist ein toller Trainer. Und ein toller Typ. Einer, der mit seiner handfesten, unverfälschten Art die Bundesliga bereichert. Der sich abhebt von den braven Antwortgebern, die jedes Interview langweiliger machen als eine Langzeitstudie von stillgelegten Eisenbahnstrecken. Deshalb lieben die Medien Christian Streich.
Was aber nicht heißt, dass Christian Streich frei von Fehlern ist. Niemand ist perfekt, schon gar nicht der Trainer vom SC Freiburg, der sich ja auch deshalb auszeichnet, weil er Ecken und Kanten hat. Streich ist ein schlechter Verlierer. Er ist schnell beleidigt. Und er wittert überall Verschwörungen gegen seinen Verein. In der Summe kann das sehr anstrengend sein.
„Dann nehmen wir das so hin…“
Am Mittwochabend war das wieder zu beobachten. Da saßen die Trainer aus Freiburg und Leverkusen gemeinsam bei der Pressekonferenz, das Spiel war schon seit 20 Minuten beendet. Genügend Zeit, um die ersten Emotionen nach dem Schlusspfiff sacken zu lassen und die Gedanken neu zu sammeln. Bayer-Trainer Sami Hyypiä war zuerst dran. Seine Mannschaft hatte das Pokal-Achtelfinale knapp mit 2:1 gewonnen. Er sagte: „Fußball ist nicht fair – Freiburg war heute viel, viel besser als wir.“ Dann kam Christian Streich an die Reihe. Ihm ging es um die Abseitsentscheidung kurz vor dem Schlusspfiff gegen Freiburgs Stürmer Admir Mehmedi – wohl eine Fehlentscheidung, weil ein Leverkusener zuvor mit einem missglückten Befreiungsschlag eine neue Spielsituation eröffnet hatte. Streich sagte: „Normalerweise ist das kein Abseits. Aber (Pause) bei Freiburg…(Pause). Und dann nehmen wir das so hin und sind ruhig.“
Was natürlich bedeutete, dass Streich das nicht einfach „so hin“ nahm, sondern erneut eine Verschwörung der deutschen Schiedsrichtergilde gegen den hilflosen SC Freiburg witterte. So wie im November 2012, als Streich nach dem 0:2 gegen Bayern München erklärte: „Es ist extrem anstrengend und frustrierend, was uns immer wieder passiert. Wir wissen, dass wir klein sind. Aber wir sind auch was wert. Alle, die meinen, wir sind nichts wert: Wir sind was wert. Alle! Die (Schiedsrichter) werden das alle sehen. Ich sag nichts mehr zu den Schiedsrichtern. Nie mehr. Nix.“ Oder ein Jahr später nach dem 1:3 gegen den VfB Stuttgart: „Warum kriegen wir nicht die Behandlung, die andere kriegen, nur weil wir kleiner sind? Wenn sie (die Schiedsrichter) etwas gegen mich haben, dann können sie mir das sagen, aber sie sollen nicht gegen unsere Jungs sein.“
Als Vollprofi sollte Streich wissen was er tut
Das mag man als unverfälschte Emotion eines enttäuschten Fußball-Trainers werten. Es sind aber unangenehm beleidigte Reaktionen in Kombinationen mit haltlosen Fantasie-Verschwörungen. Noch schlimmer: Streich wirft den Schiedsrichtern damit indirekt vor, systematisch gegen den SC Freiburg zu pfeifen. So darf vielleicht der Fan auf den Rängen denken und reden, nicht aber ein Vollprofi, der genau wissen sollte, welche Reaktionen er mit solchen Aussagen bei seinem Anhang auslöst.
Streich stellt die Schiedsrichter, in diesem Fall Florian Meyer (beim Bayern-Spiel), Felix Zwayer (Stuttgart) und Thorsten Kinhöfer (Leverkusen), an den Pranger. Macht sie mit seinen kindischen Anschuldigungen zu Sündenböcken. Und das ist absolut unverhältnismäßig.