Wenn Hecking auf Tedesco trifft, darf man solide Hausmannskost erwarten. Also maximal. Poliert lieber die Austernzangen: der 11FREUNDE-Gourmet-Tester für Topspiele.
Spätestens seit der letzten Mitglieder-Versammlung des FC Bayern weiß man, was Fans am meisten ärgert: die viel zu geringe Auswahl an alkoholischen Mixgetränken im Stadion. Im Ernst, es hatten sich Fans beschwert, dass es in der Allianz-Arena nicht möglich ist, einen anständigen Aperol-Spritz zu bestellen. Hach, armer Fußball, der so verkommen ist zum sportgewordenen Hintergrundrauschen einer feinen Sommersoirée.
Ganz anders das Topspiel der Woche: Da treffen zwei aufeinander, die als Longdrinks wohl eher Fanta-Korn und Averna-Malzbier wären: Dieter Hecking mit seiner Borussia aus Mönchengladbach und Domenico Tedesco mit Schalke 04. Diese Paarung lädt uns zu einem schönen Gedankenspiel ein: Wenn diese beiden Mannschaften in einem Cook-Off auf Leben und Tod antreten müssten, welches Team wäre eher Perlhuhn an Trüffel-Bordelaise und welches eher ein 1,50-Euro-Döner?
Wo erwartet einen eher ein Feinschmecker-Menü?
Eindeutig in Gladbach. Denn laut Deutschland-Karte des „Michelin-Guides“ gibt es in Gelsenkirchen kein einziges Sterne-Restaurant! Und in Mönchengladbach gleich drei! Netter Info-Snack für Zwischendurch: Eins der Sterne-Restaurants in Gladbach hat einen Namen als würden täglich hunderte ausgehungerte Pott-Schnauzen auf einem Baumarkt-Parkplatz mit Grillhähnchen und Pommes-Schranke versorgt: Eickes Bistro-Restaurant. Von dem Edelrestaurant befindet sich sogar ein Ableger im Stadion der Gladbacher Borussia.
Apropos Stadiongastronomie. Bundesliga-Vereine haben mittlerweile sogenannte Bierpartnerschaften. Was zunächst wie ein äußerst spannendes Beziehungsmodell klingt, heißt nur, dass die Vereine exklusiv das Bier ihrer Partner ausschenken dürfen. Alkoholische Monogamie sozusagen.
Zum Beispiel Veltins, das sowohl in Gelsenkirchen als auch Wolfsburg ausgeschenkt wird. Das Top-Bier der Bundesliga aber ist allerdings Bitburger. Dieses archetypische „Sportschau-läuft-gleich-Jetzt-hol-Vati-mal-noch-eins“-Bier kann sich gleich in vier Stadien Deutschlands in den Hals gekippt werden. Unter anderem in Mönchengladbach. Fazit: Klingt beides äußerst wenig exquisit! Aber weil wir natürlich im Stadion mit Jakobsmuscheln in der Pappschale einfach mehr anfangen können als mit popeliger Stadionwurst, geht dieser Punkt nach Gladbach.
Schalke: 0
Gladbach: 1
Wo ist’s (tabellen-)regional und saisonal besser?
In Gelsenkirchen kann man dieses Jahr ausnahmsweise nicht meckern. Zwar ist das Spiel von Laptop-Connaisseur Domenico Tedesco nicht immer (na gut, eigentlich nie) besonders ansehnlich, aber das Resultat stimmt: 16 Siege und acht Unentschieden ergeben satte 56 Punkte. Und damit Platz 2 in der Tabelle, quasi die Meisterschaft des kleinen Genießers. Denn der FC Bayern kocht ja längst seine international anerkannte Fusionküche mit katalanischem und urdeutschem Einschlag auf einem Niveau, das sich mit dem nationalen Einheitsbrei nicht mehr messen lassen kann.
Die Fohlen aus Gladbach galoppierten in dieser Saison zwischenzeitlich bis auf Platz 4 – und blockierten dann wie ein Zuchthengst vor dem Wassergraben. Dennoch ist das Team um Trainer Hecking längst kein alter Gaul auf dem Weg zur Schlachtbank. Statt Stullen mit Pferdesalami belegen sie in Gladbach einen soliden achten Platz. Gewissermaßen ein tabellarisches Soufleé. Wenn alles gutgeht, gibt’s noch ordentlich Luft nach oben.
Wir bilanzieren trotzdem: Punkt für Schalke!
Schalke: 1
Gladbach: 1
Und sonst so? Schnäppschen!
In Gladbach sollten sie sich ganz dringend mal ein bisschen Mut antrinken. Finden nicht nur wir, sondern auch unsere lieben Kollegen von „bild.de“, die die Castingshow-Sensation des Sommers ausgerufen haben: „Eberl sucht den Super-Drecksack“. Nach den Abgängen von Granit Xhaka und dem Karrierende von Martin Stranzl fehle bei Gladbach einfach der Typus „Grundaggressiver Jungschützen-König mit Dauerbluthochdruck“. Kurzfristig empfehlen wir vor den Spielen Teppichreiniger als Aperitif.
Aber wenigstens der „Kinderteller Schlitzohr“ ist in Gladbach ein Topseller, wie unser Lieblingsschlingel Christoph „Mir doch egal, ob eure Mauer schon steht“ Kramer vergangene Woche gegen Wolfsburg eindrücklich bewiesen hat.
Das momentan sehr magenbekömmliche Schalker Umfeld versalzte Maximilian Meyer in dieser Woche. Meyer, dem die Schalker Führung noch immer keinen akzeptablen neuen Vertrag angeboten hat, löschte nun auf seinen Social-Media-Kanälen sämtliche Fotos, die ihn im blau-weißen Trikot zeigen. Das Fazit des 11Freunde-Geschmackstests lautet: Da ist aber jemand mächtig – sauer. Gut so! Punkt für Schalke!
Schalke: 2
Gladbach: 1