In Dortmund feiert ein Jahrgang Abschied, in Köln produzieren sie letzte Strohhalme und in Bremen heißt’s nun endgültig: Bis denne, Antenne! Die 11 des 34. Spieltags.
Sebastiaan Bornauw
Der rettende Strohhalm in strohblond. Fair Trade in Belgien hergestellt. Oft aus dekorativen Zwecken im Glas, landen die aus Erdöl hergestellten Plastikröhrchen kurze Zeit später im Mülleimer. Mit Rettungshalm Bournauw sieht die Kölner Öko-Bilanz wieder besser aus. Er ist sogar wiederverwendbar. Also Mittwoch schön Kiel wegschlürfen. Trotzdem, kleiner Servicetipp an dieser Stelle: Nächste Saison einfach komplett auf Strohhalme verzichten, schmeckt eh besser ohne.
Frank Kramer
Bielefelds Trainer trat am letzten Spieltag im Fernduell gegen Friedhelm Funkel mit dem 1. FC Köln und Thomas Schaaf mit Werder Bremen an. Das sind 23 Bundesligaspiele an der Seitenlinie, die auf 516 beziehungsweise 525 Bundesligaspiele trafen. Ob Frank Kramer nicht nur aussieht wie Mario Barth, sondern auch den gleichen Elan hat? Schaaf und Funkel konnten da jedenfalls nicht mithalten. Ja, wat war’n ditte in Stuttgart? Es is so geil, ey. Kennste Klassenerhalt? Klassenerhalt, kennste? Schaaf, kennste nich, ne? Pass auf, Alter! Und jetzt hat er auch ne Freundin. Ne Freundin! Kennste, Kennste, Kennste. Nächstes Jahr macht Kramer mit seinem Programm dann die Alm voll.
Jerome Boateng, David Alaba und Javi Martinez
Haben in neun gemeinsamen Jahren bei den Bayern insgesamt 24 Titel geholt. So viele kann sich kein Spitzenpolitiker der Welt erschleichen. Nicht mal Prinz Marcus kann sich so viele Titel leisten. Nun verlassen Boateng, Alaba und Martinez den Verein. Seltsam wird das. Bayern ohne die drei ist wie Prinz Marcus ohne Prozess, wie Spitzenpolitik ohne Plagiatsaffäre.
Oliver Glasner
„Ich, Oliver Glasner, werde nächstes Jahr definitiv in Wolfsburg spielen“, soll Alexander Bommes neulich aus dem jungen, schüchternen Trainer der Wolfsburger herausgepresst haben. War wahrscheinlich gelogen. Dabei könnte Glasner in der Autostadt eine Ära prägen, der Wolfgang Wolf der Neuzeit werden. Mit Augenthaler-Selbstinterviews und Felix-Magath-Zuchtmeister-Training.
Der letzte Spieltag
Dem 34. Bundesligaspieltag einer Saison wohnt häufig eine Melancholie inne. Wenn man nicht gerade Fan des 1. FC Köln oder Arminia Bielefeld ist. Da benötigt man in der Regel nämlich einen Herzschrittmacher, um überhaupt noch einen Schlag zu tun. Oder man hat sich Borussia Mönchengladbach verschrieben. Da nämlich werden üblicherweise die Ziele auf dem letzten Meter noch eingerissen. Oder natürlich man gehört Vereinen wie dem VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim und Co. an. Da ist im Grunde auch nicht mehr viel mit Gefühlen jeglicher Art. Aber die drei, vier anderen Klubs, die es in der Liga noch gibt, dürfen am letzten Spieltag melancholisch sein. Denn ganz egal, wie die Saison verlaufen ist, nun heißt es fürs Erste: Abschied nehmen. Von Spielern, die den Verein verlassen, von Trainern, die gehen oder von Stadien, die einem Autohaus Platz machen müssen. Schlimm ist die Leere, die einkehrt, wenn der 34. Spieltag gespielt ist, mit Kumpels und Kumpelinen der letzte Schluck gebechert und im Anschluss an der Bude das Bier in dem Wissen reingekehlt wird: Das dauert jetzt erstmal bis dieses Gefühl wiederkehrt. Und Wochen später, gerade als der Gedanke kommt, es ginge ja irgendwie auch ohne Fußball, baut es sich urplötzlich wieder auf. Erst kommt das Kicker-Sonderheft, per YouTube-Scouting deutet sich an, dass der neue Rechtsverteidiger aus St. Etienne tatsächlich sechs Millionen Euro wert ist. Bald darauf die ersten Vorbereitungsspiele gegen VVV Venlo und SSV Reutlingen. Da ist der neue Außenstürmer, den die Verantwortlichen aus der Jugend von Real Sociedad losgeeist haben und bei dem es etwas verwunderlich ist, dass er sich zu diesem Rumpelklub hat transferieren lassen. Dann geht es in die erste DFB-Pokalrunde gegen den 1. FC Saarbrücken. Das Team fliegt selbstverständlich raus. Der Trainer steht bereits zur Debatte. Schließlich beginnt die Saison: Erster Spieltag, Spätsommer, vier Halbe sitzen, die Stimmung ist gelöst. Nach 23 Sekunden klingelt es im Tor. Zur Halbzeit liegt das Team 0:3 gegen Hoffenheim zurück. Und es werden Erinnerungen an diese herrlichen Abende in der Sommerpause wach, als es eine Sorge weniger gab.