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Seite 2: Robert Hoyzer und das Spiel in Paderborn

Im Sommer 2004 traf ich Robert in einer Dis­ko­thek. Es war ein gesel­liger Abend, wir tranken auf alte Zeiten, die Mei­nungs­ver­schie­den­heiten hatten wir hinten ange­stellt. Am nächsten Morgen klin­gelte es an der Tür der Woh­nung, die ich mit meiner dama­ligen Freundin bewohnte. Robert stand da, mit einer Bröt­chen­tüte in der Hand und fragte: Wollen wir nicht zusammen früh­stü­cken? War doch schön ges­tern.“ Irgend­wann fragte ich ihn: Wie geht’s dir denn? Gibt’s irgendwas?“ Im Nach­hinein denke ich, dass ich bei ihm einen kurzen Moment des Zögerns erkannte. Das war die Phase, als er erst ein Spiel mani­pu­liert hatte, aber viel­leicht noch ein letztes Mal in Gänze zögerte. Er schaute mir in die Augen, als würde er mir etwas erzählen wollen, aber er tat es dann doch nicht. Danach sah ich ihn privat nicht wieder.

21. August 2004

Im Pader­borner Her­mann-Löns-Sta­dion pfeift Robert Hoyzer das berüch­tigtste Spiel seiner kurzen Kar­riere. Im DFB-Pokal bezwingt der Regio­nal­li­gist den Ham­burger SV mit 4:2. Bis zur Pause gibt Hoyzer einen frag­wür­digen Elf­meter für Pader­born und HSV-Stürmer Emile Mpenza, der sich vehe­ment beschwert hat, wird mit der Roten Karte vom Platz gestellt. In Unter­zahl ver­liert Ham­burg die Kon­trolle über das Geschehen. Kurz vor Schluss zeigt Hoyzer zur Irri­ta­tionen aller Anwe­senden wieder auf den Elf­me­ter­punkt – Pader­borns Guido Spork ver­wan­delt erneut. In den Tagen danach wird in der Presse über die teils wilden Ent­schei­dungen dis­ku­tiert. Das Ergebnis bringt Sapina 778 502 Euro und zehn Cent ein.

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Das prä­gende Spiel: In Pader­born nutzte Hoyzer jede Gele­gen­heit, um den HSV zu benach­tei­ligen.

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An diesem Wochen­ende fuhren wir mit einigen Leuten zum Hei­de­park Soltau. Eltern eines Freundes hatten dort ein kleines Feri­en­haus, als ich im Auto­radio hörte: Rie­sen­ärger im Spiel zwi­schen Pader­born und dem Ham­burger SV.“ Ich ging die Liste der ange­setzten Schieds­richter im Kopf durch und dachte mir: Ach, da ist doch der Robert. Hat er als Schieds­richter auch zum ersten Mal Ärger.“ Im Laufe einer Kar­riere bleibt das nie aus. Aber Robert hatte bis dahin, auch dank seines Talents, immer Glück gehabt. Am Abend suchte ich nach einem Fern­seher, denn im Wohn­zimmer war keiner. Im Dach­ge­schoss fand ich ein zehn Zoll großes Gerät. Ich konnte kaum etwas erkennen, aber es genügte: Der erste Elf­meter war komisch, aber es gibt immer mal eine Situa­tion, die auch nicht durch eine Zeit­lupe klar wird. Die Rote Karte schien nach­voll­ziehbar. Robert sprach von einer Belei­di­gung. Aber beim zweiten Elf­meter dachte ich mir: Das ist merk­würdig!“

Wenn jemand von hinten dem Gegen­spieler hin­ein­fällt und auf die Weise stürzt, dann kann es eigent­lich kein Elf­meter sein. Jeder, der etwas Erfah­rung mit den Abläufen eines Spiels hat, wird das wissen. Das sind Situa­tionen, in denen du allein schon intuitiv anders ent­scheiden wür­dest. Dieser zweite Elf­meter war so schräg, er passte nicht zu Robert und seiner Klasse.

Er hatte auf einmal neue Freunde“

22. Oktober 2004

Das Zweit­li­ga­spiel zwi­schen LR Ahlen und Wacker Burg­hausen wird von Robert Hoyzer geleitet und durch einen Elf­meter ent­schieden. Nach einem Frei­stoß aus dem Halb­feld soll Burg­hau­sens Vule Trivu­n­ovic den Ball im Straf­raum mit der Hand gespielt haben. Hoyzer ent­scheidet in der 65. Minute auf Elf­meter und zeigt die Gelb-Rote Karte. In der Wie­der­ho­lung wird sofort deut­lich, dass Trivu­n­ovic von seinem Gegen­spieler zu Boden gedrückt wird und dabei mit dem Arm den Ball berührt. Ahlen trifft und gewinnt. Später stellt sich heraus: Hoyzer hat das Spiel ver­schoben. Am glei­chen Tag ruft Hoyzer bei Felix Zwayer an, der an diesem Tag als Assis­tent von Manuel Gräfe das Zweit­li­ga­spiel zwi­schen Essen und Köln leitet. Er bittet ihn, für einen Kölner Sieg nach­zu­helfen. Vor Gericht sagt Zwayer aus, er habe Hoyzer geant­wortet: Du hast dein Spiel, ich habe meins. Bei mir ist es so, dass die bes­sere Mann­schaft gewinnt. Auf Wie­der­hören!“ Das Spiel endet 2:2.

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Ich hörte aus seinem Umfeld, er hätte auf einmal neue Freunde – und Geld. Dann kam das zweite Spiel, diesmal in Ahlen gegen Burg­hausen. Da war wieder eine Ent­schei­dung, die war zwar nicht ganz fuß­ball­fremd, aber nicht typisch für ihn. Zwei solche Spiele in so kurzer Zeit. Ich wurde skep­tisch und fragte bei befreun­deten Kol­legen von Hoyzer in Berlin nach: Hast du mal was gehört? Ist dir was auf­ge­fallen?“ Ich musste sehr vor­sichtig vor­gehen, denn fal­sche Unter­stel­lungen wären in diesem Zusam­men­hang fatal gewesen. Öffent­lich geäu­ßert hätten sie mich meine Kar­riere sonst wohl gekostet. Der end­gül­tige Beweis, dass Robert absicht­lich Spiele ver­schoben hatte, blieb noch aus.

Manuel Gräfe spricht in dieser Zeit mit vielen Schieds­rich­tern im Umfeld, auch mit Felix Zwayer, der vor­erst schweigt. Zwayer sagt später, er habe Hoyzers Ver­suche zu spät ange­zeigt.