Auf dem Auswärtstrikot des Traditionsklubs Bohemian FC prangt kein Werbepartner, sondern der Slogan „Refugees welcome“. Eine wichtige Botschaft in Irland – und ein gutes Beispiel für größere Vereine.
Das geht ja gut los. Gleich am 1. Spieltag der irischen Erstliga-Saison – Anpfiff heute um 15 Uhr – treffen die großen Dubliner Rivalen Shamrock Rovers und Bohemian FC aufeinander. Es ist eines der geschichtsträchtigsten Derbys im europäischen Fußball, seit 1915 wird es ausgetragen. Vereinfacht und in Klischees liest sich das so: Working Class (Bohs) gegen Middle Class (Rovers), fangeführter Verein (Bohs) gegen investorengeführter Verein (Rovers), Norden (Bohs) gegen Süden (Rovers), Rot-Schwarz (Bohs) gegen Grün-Weiß (Rovers).
Die Zuschauerzahlen sinken seit Jahren in der irischen Liga, aber immerhin bei diesem Spiel wird es voll, laut und oft auch wild.
So wie 2001, als die Bohemians 1:4 hinten lagen und noch 6:4 gewannen. Ein großartiges Spiel! Bis heute hängt ein rot-schwarzes Transparent mit diesem Ergebnis an der Tribüne der Bohs. Oder wie 2004, als Shamrock-Legende Tony Grant zu den Bohs wechselte und die Rovers-Fans beim ersten Derby danach einen Schweinekopf aufs Feld schmissen. Ein großartiges Zitat! Schöne Grüße an Luis Figo.
Gut los geht die Saison in Irland aber auch wegen einer anderen Sache, denn die Bohemians haben unter der Woche ihr neues Auswärtstrikot präsentiert. Auf der Brust prangt kein Logo eines Werbepartners, sondern der Slogan „Refugees Welcome“.
Ein eh schon wichtiges Statement, das in Irland noch mal eine besondere Kraft hat. Die dortige Flüchtlingspolitik gehört zu den restriktivsten in ganz Europa. Flüchtlinge, so kritisieren Menschenrechtsorganisationen, müssen sich seit über 20 Jahren bei der sogenannten „Direct Provision“ anmelden und leben danach abgeschottet vom Rest der Bevölkerung. Einen Zugang zum Arbeitsmarkt oder Fortbildungseinrichtungen haben sie nicht. Eine Sprecherin des Irish Refugee Council sagte den „Salzburger Nachrichten“ mal: „Sie dürfen nicht mal kochen.“
Die Bohemian-Fans und der Klub engagieren sich seit vielen Jahren gegen diese Abschottungspolitik ihrer Regierung. Am Stadion prangt auf einem großen Graffiti der Satz: „Bohs til I die – Love Football, hate Racism.“
Seit einiger Zeit kooperiert der Bohemian FC auch mit dem unabhängigen Netzwerk Movement Of Asylum Seekers Ireland (MASI), das sich 2014 nach den Protesten in Direct-Provision-Zentren gegründet hat. Für das „Refugees-Welcome“-Trikot hat der Verein sich mit Amnesty International zusammengetan.