Im Sommer 2018 wechselte Thomas Lemar für stolze 70 Millionen Euro zu Atlético Madrid. Er wurde dort mit hohen Erwartungen empfangen – und konnte diese bislang kaum erfüllen. Über den vielleicht größten Transferflop unserer Zeit.
Es hätten alles Faktoren sein können, um Lemars Akklimatisierung in der spanischen Hauptstadt zu beschleunigen. Zumal sein Wechsel zunächst wie eine logische Entwicklung schien – und zwar für alle Beteiligten. Zum einen für Lemar, der als einer der wenigen Spieler nach Monacos Überraschungsmeisterschaft 2017 noch eine Spielzeit länger an der Côte d’Azur verweilte. Der aber wohl selber innerhalb dieses Jahres bemerkte, dass derlei Erfolge bei der AS mehr Ausnahme denn Regelfall darstellen und nach der ernüchternden Folgesaison im Abstiegskampf realisierte, für den vielzitierten „nächsten Schritt“ seiner Karriere doch den Wechsel zu einem dauerhaften Gast der Champions League anstreben zu müssen.
Und zum anderen auch für Atlético Madrid, die nach der Vertragsverlängerung ihres damaligen Topstars Antoine Griezmann endlich einen weiteren Leistungsträger präsentieren wollten, der ein passendes Pendant zu ihm bilden und etwas Last von seinen Schultern nehmen könnte. Einen, der dem oft kritisierten Defensivspiel unter Diego Simeone etwas Spektakel einhaucht. Was passte da besser als ein frisch gebackener Weltmeister? Noch dazu schnell, wendig und mit Zug zum Tor, also prädestiniert für das Madrider Konterspiel sowie Kumpel der Führungsspieler Antoine Griezmann und Lucas Hernández – ein Transfer Lemars sollte die Einlösung all dieser Versprechen sein.
Die Europameisterschaft vor Augen
In eben dieser Hoffnung überwiesen die Colchoneros also die zu dem Zeitpunkt vereinsinterne Rekordsumme ans Fürstentum – nur konnte Thomas Lemar die damit verknüpften Erwartungen bislang nicht erfüllen. In dieser Spielzeit scheint sich die Situation nun sogar endgültig zugespitzt zu haben: Ganze sieben Mal vertraute Diego Simeone dem Flügelspieler von Beginn an, weitere sechs Einsätze bekam er als Joker. Das Ergebnis ist erschreckend: keinen einzigen Scorerpunkt konnte der 24-Jährige in dieser Periode sammeln, selbst für einen Spieler, der womöglich immer noch mit dem System seines neuen Klubs überfordert ist, ist das zu wenig. Mit Blick auf die Europameisterschaft muss sich die Situation des Flügelspielers also grundlegend ändern, damit er beim mit Offensivstars gespickten Kader der Franzosen überhaupt eine Chance hat.
Laut dem spanischen Radiosender Cadena Ser zieht auch der momentan Sechstplatzierte der LaLiga einen Wechsel in Betracht. Die Madrilenen seien mit ihrer Geduld am Ende und hofften, zumindest einen Teil der hohen Ablösesumme wieder reinholen zu können. Einen vergleichbaren Transferflop dieser Größenordnung hat es allerdings bislang noch nicht gegeben. Welche Summe die Madrilenen also überhaupt für den eigentlich hochveranlagten Offensivspieler verlangen sollen, können sie selbst also nur schwer einschätzen.
Von Spielerseite heißt es laut dem Radiosender, bei garantiert erhöhten Einsatzzeiten sei auch Thomas Lemar selbst einem Wintertransfer nicht abgeneigt. Sollte sich jedoch kein passender Abnehmer finden, werde sich der Flügelspieler beim Hauptstadtklub reinhauen und um jede Minute kämpfen. Ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz – den er ansonsten bei seinem nächsten Ballverlust anwenden könnte.