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Dietmar Schacht, lange nichts von Ihnen gehört. Was machen Sie heute?

Dietmar Schacht: Ich war andert­halb Jahre in Liech­ten­stein mit Pierre Lit­barski zusammen. Dort war ich Co-Trainer und gleich­zeitig Chef-Scout. Jetzt bin ich im Sie­ger­land als haupt­amt­li­cher Chef­trainer und Sport­li­cher Leiter bei dem West­fa­len­liga-Auf­steiger 1. FC Kaan-Mari­en­born.



Was hat Sie an dieser Auf­gabe gereizt?

Dietmar Schacht: Zum einen, dass ich zurück nach Deutsch­land konnte und zum anderen ein Verein, der einen positiv fuß­ball­ver­rückten Prä­si­denten mit großen Ambi­tionen hat. Der Verein möchte in den nächsten Jahren weiter nach oben kommen. Zudem bin ich wieder in der Nähe meines geliebten Ruhr­ge­biets. Ich möchte in Zukunft auch weiter als Trainer in Deutsch­land arbeiten.

Vor Ihrem Enga­ge­ment in der West­fa­len­liga waren Sie beim FC Vaduz, ein Exot im euro­päi­schen Fuß­ball. Reizt Sie das Beson­dere?

Dietmar Schacht: Ich habe schon einiges Beson­deres gemacht. Im Frau­en­fuß­ball war ich tätig, habe in der 2. Bun­des­liga beim MSV Duis­burg und der Jugend in Düs­sel­dorf gear­beitet und war einer der jüngsten Zweit­liga-Trainer und Trainer der Natio­nal­mann­schaft der geistig Behin­derten. Ich hatte jetzt auch zwei Anfragen aus dem afri­ka­ni­schen Raum. Natür­lich reizt das Beson­dere. Ich wollte aber unbe­dingt wieder in Deutsch­land arbeiten. Wenn man aber zurück kommt, muss man sich alles wieder neu erar­beiten.

Was heißt das?

Dietmar Schacht: Mein Ziel ist es natür­lich, als Trainer weiter nach oben zu kommen, sei es mit meiner Mann­schaft oder einer anderen. Es geht ja immer um Angebot und Nach­frage. Das ist die große Geschichte.

Sie haben Ihre Zeit im Frau­en­fuß­ball schon erwähnt. Ist es eine Umstel­lung eine Damen­mann­schaft zu trai­nieren?

Dietmar Schacht: Es war eine tolle Erfah­rung, die ich dort gemacht habe. Ich habe flei­ßige Mäd­chen und Frauen ange­troffen, die Erfolg haben wollten. Wir haben trai­niert wie bei den Män­nern. Das Pro­blem ist nur aus dem Frau­en­fuß­ball wieder raus zu kommen.

Warum?

Dietmar Schacht: Ich habe Gespräche geführt, bei denen mir einige Manager sagten, dass man bei aus­blei­bendem Erfolg es auf meine Zeit im Frau­en­fuß­ball schieben würde. Ich hatte aber das große Glück, die geistig Behin­derten zu trai­nieren. Zudem dachte mein alter Freund Pierre Lit­barski an mich. So konnte ich im Män­ner­fuß­ball wieder Fuß fassen.

Sie hatten beim Frau­en­bun­des­li­gisten SC 07 Bad Neu­enahr einen Ver­trag bis 2012. Warum wurde er nach zwei Jahren gekün­digt?


Dietmar Schacht: Ich hatte leider nicht mehr den Erfolg wie vorher. Im ersten Jahr erreichten wir Platz vier, die beste Plat­zie­rung, die der Verein je erreicht hat. Im zweiten Jahr lief es nicht mehr so gut und ich musste gehen. Wir haben uns ein biss­chen abge­nutzt. Da trennt man sich eher vom Trainer, als von acht Spie­le­rinnen.


Kommen wir auf Ihre aktive Zeit zu spre­chen. Sie haben einmal ein halb­jäh­riges Inter­mezzo in Süd­korea gegeben. Wie kam es dazu?

Dietmar Schacht: Ich bin in der Jugend beim MSV Duis­burg groß geworden. Dort habe ich als Acht­jäh­riger meine Lauf­bahn begonnen. Eigent­lich sollte ich zu Hessen Kassel in die erste Liga wech­seln. Da sie aber nicht auf­stiegen, blieb ich erstmal in Duis­burg. Mit dem MSV hatten wir dann ein Test­spiel gegen die korea­ni­sche Mann­schaft, bei dem ich ganz gut war. Mein dama­liger Duis­burger Trainer teilte mir kurz danach mit, dass es ein Angebot aus Süd­korea geben würde. Als er mich fragte, ob ich mir das vor­stellen könnte, über­legte ich als 22-Jäh­riger nicht lang. Das ist ja mal was anderes. Ich bin dann nach Asien gegangen und dort korea­ni­scher Vize­meister geworden.

Wie ist das für einen jungen Mann aus dem Pütt, wenn er nach Süd­korea kommt?

Dietmar Schacht: Das war ein große Umstel­lung. Damals endete gerade der Kom­mu­nismus und es wurde alles etwas demo­kra­ti­scher. Es gab viele Unruhen. Ich war nun der Aus­länder im Team. Der Verein war so clever und hat mein Gehalt vorher in der Zei­tung ver­öf­fent­licht. In der ersten Zeit habe ich über­haupt keinen Ball bekommen, bin nur gelaufen und wurde nicht ange­spielt. Als die Meis­ter­schaft dann begann und ich in den ersten Spielen gleich traf, änderte sich das. Die Spieler merkten, dass ich wichtig für sie bin. Seit dem Tag machte das Leben dort viel Spaß.

Die Spieler haben Sie also gemieden?

Dietmar Schacht: Ja, sicher. Die dachten ich wollte bloß die große Kohle abgreifen. Ich habe damals 3000 Dollar ver­dient, das waren 9000 Mark netto. Das ist schon ein schönes Geld. Andere Spieler ver­dienten dort nur 600 Dollar.

Warum kamen Sie zurück?

Dietmar Schacht: Der Verein sollte damals an den MSV Duis­burg eine höhere Ablö­se­summe zahlen. Das war zu viel, also kam ich zurück.

Das Ende Ihrer Kar­riere haben Sie beim FC Schalke erlebt. Ver­stehen Sie es, wenn Dort­munder Fans nicht zum Derby am Sonntag gehen wollen, um gegen die Kar­ten­preise zu demons­trieren?

Dietmar Schacht: Ich war am letzten Wochen­ende in Dort­mund, um mir ein Spiel anzu­sehen. Gegen Spitzen-Mann­schaften werden die Preise dort auch ange­hoben. Schön wäre es natür­lich, wenn sich nichts ändern würde. Als Kapitän in Schalke habe ich das Geschäft natür­lich anders erlebt. Wenn unser Spiel zu Ende war, konnten die Zuschauer auch mal mit uns reden. Das ist heute ja gar nicht mehr mög­lich.

Das Derby zwi­schen Schalke und Dort­mund ist für Sie auch immer etwas ganz beson­deres.

Dietmar Schacht: Ich habe mein erstes Bun­des­li­ga­spiel mit Duis­burg gegen Dort­mund gemacht und mein letztes. Das war das 5:2 mit Schalke, eine super Geschichte.

Erzählen Sie.

Dietmar Schacht: Vor dem Spiel war es gar nicht klar, ob ich über­haupt spielen konnte. Ich wurde dann fit gespritzt. Es gab damals noch unsere welt­be­rühmte Roll­treppe. Als ich die runter fuhr und die blau-weiße Kolonne sah und 60.000 Fans Didi“ schrien, vergaß ich alles. Wenn es dann auch noch gegen Borussia geht, hat man sowieso keine Schmerzen mehr, dann ist alles vorbei.

Wo schauen Sie sich das Spiel am Sonntag an?

Dietmar Schacht: Wir haben mit dem 1. FC Kaan-Mari­en­born zunächst selbst ein Spiel. So ist das mit dem Ama­teur­fuß­ball. Ich beeile mich aber, um das Spiel in einer Sportsbar zu sehen.