1860 München hängt seit Jahren am Tropf von Hasan Ismaik. Jetzt hat der Verein gegen den Willen des Geldgebers einen neuen Geschäftsführer geholt. Der Beginn einer kleinen Revolution in Giesing?
Blöderweise können die Löwen ohne das liebe Geld des jordanischen Immobilienmillionärs auch nicht so recht. Zwar verweigerte Ismaik im letzten Juni noch die Zahlung der nötigen Summe um eine Lizenz für die 3. Liga zu erhalten, doch schon Mitte Juli sprang er abermals in die Bresche, als er dem Verein ein Darlehen von wohl mehr als zehn Millionen Euro stundete. Ohne diese Gnadenhandlung wäre 1860 mit großer Sicherheit schon im Sommer insolvent gegangen.
Das Verhältnis zwischen Investor und Verein bleibt aber angespannt. Daran ist im Wesentlichen eine – man möchte sagen im deutschen Fußball durchaus bewährte – Regelung Schuld, die Ismaik seit Anbeginn seiner Liebelei mit dem bayrischen Traditionsklub sauer aufstößt. Zwar hält er 60 Prozent der Anteile an der Münchner Fußballgesellschaft, doch dank der 50+1‑Regel sind nur 49 Prozent stimmberechtigt. Mit der Alleinherrschaft stellt es sich deshalb schwierig dar.
Die Fortsetzung der Posse
Und so funkt immer wieder der Gesamtverein mitsamt Präsidium in die Pläne des vereitelten Zampanos. Die neueste Episode in dieser fortwährenden Posse trug sich unlängst im Streit um die Installation eines neuen Geschäftsführers an der Grünwalder Straße zu.
Zurückgezogen hat sich der bisherige Geschäftsführer Markus Fauser. Ob er seinen Auftrag – die Sanierung und Restrukturierung der Löwen voranzutreiben – bereits erledigt hat, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Nach Ansicht Ismaiks ist dem nicht so, noch immer fehlt dem Investor die Machtfülle, die er gerne hätte. Dass dafür nicht alleine Fauser die Verantwortung trägt, sondern auch schlicht und einfach Regularien des DFB im Wege stehen, erscheint Ismaik bisher nicht einsichtig. Im Sommer reichte er sogar Klage vor dem Bundeskartellamt gegen die Regel ein.
Ismaik wirft Fauser vor, eine Sechs-Punkte-Liste, die dem Geldgeber mehr Einfluss verschafft hätte und Teil des Sanierungskonzepts sein soll, nicht umgesetzt zu haben. Auf seinem Facebook-Account „Ismaik1860“ schreibt er: „Mit Bedauern muss ich feststellen, dass der TSV 1860 zu keiner Zeit bereit ist, außerhalb der 50+1‑Regel zu agieren“.
Auflehnung am Telefon
Noch mehr fuchst Ismaik aber, dass der e.V. gegen seinen erklärten Willen Michael Scharold zum neuen starken Mann gemacht hat. Scharold gilt als Finanzexperte, ist gebürtiger Münchner und war schon einmal für 1860 tätig – eine gute Wahl, sollte man meinen. In einer Telefonkonferenz zwischen den Vereinsvertretern und dem in Abu Dhabi weilenden Ismaik nutzten erstere ihre Stimmmehrheit und stachen Ismaiks Kandidaten für den Geschäftsführer-Posten Franz Gerber aus.
Ismaik hatte sich inzwischen ohnehin umentschieden und votierte für den Verbleib Fausers. Doch daraus wurde nichts. Seine „neue Vertrauensperson in München“ werde zu seinen Vorbehalten gegenüber dem neuen Geschäftsführer Scharold aber „demnächst“ Stellung nehmen, schrieb er spürbar frustriert nach der Entscheidung auf Facebook.